Nachrichten Februar 2014
WIRTSCHAFT: Fiat mit neuem Firmensitz in den Niederlanden
Turin. ML/FAZ/FORMAT.at/REUTERS/tagesschau.de/VK/Wirtschaftsblatt/Zeit Online. 04. Februar 2014.
Viele Änderungen für den Automobilhersteller Fiat: Nach der Übernahme von Chrysler und der Umfirmierung in FCA (Fiat Chrysler Automobiles) soll nun ein neuer Firmensitz in den Niederlanden entstehen. Zusätzlich wird Fiat mit einem weiteren neuen Hauptsitz in Großbritannien ansässig sein. Der traditionelle Firmensitz in Turin bleibt weiterhin bestehen.
Die FCA werde durch das neue Konzernmodell nicht weniger Steuern bezahlen, beteuerte der geschäftsführende Vorstand John Elkann am Mittwoch in Turin. Intention sei vielmehr die höhere Attraktivität eines Konzerns mit Sitz im Vereinigten Königreich für Investoren aus den USA. Experten weisen darauf hin, dass diese Anziehungskraft sehr wohl fiskalisch ist. Großbritannien hat den Charme, Unternehmensgewinne, die als Dividenden an potentielle ausländische Investoren aus den USA ausgeschüttet werden, nur mäßig zu besteuern.
Auch die Niederlande bieten als Firmensitz eher steuerliche Vorteile. Neben einem niedrigeren Körperschaftssteuersatz als in Italien besteht die Möglichkeit durch geschickt gelenkte Zahlungsströme zwischen Unternehmenssitzen in unterschiedlichen Ländern aggressive Steuergestaltung zu betreiben. Mit dem Hauptsitz in den Niederlanden könnte der FCA-Konzern die Option ausschöpfen, der dort ansässigen Konzerntochter seine Patente zuzuschreiben. Für den Automobilbau etwa in Italien müsste sich die dortige Konzerntochter die Patente gegen eine konzerninterne Gebühr mieten. Das schmälert den Gewinn und die Steuerlast in Italien, während die Gebühr vom Fiskus in den Niederlanden kaum beachtet wird. Ebenso verhält es sich mit Geld, das sich die Italiener intern in den Niederlanden leihen würden. Die Schuldzinsen darauf mindern den Überschuss im Stiefelland, im Land der Polder bleiben Sie als Zinserträge nahezu unberücksichtigt.
Anfang des Jahres hatte Fiat den amerikanischen Autobauer Chrysler vollständig übernommen, nachdem es bis dato schon den überwiegenden Anteil der Aktien gehalten hatte. Aus der jüngsten Bilanz des Fiat-Konzerns ist ersichtlich, dass es Chrysler war, das dem Unternehmen einen Gewinn von zwei Milliarden Euro beschert hat. Ohne die amerikanische Beteiligung hätte ein Verlust von 400 Millionen Euro zu Buche gestanden.
Der FCA folgt mit seiner neuen Konzernstruktur einem Trend, der seit den achtziger Jahren Konjunktur hat. Namhafte Konzerne, allen voran IKEA, Starbucks und Apple, aber auch Prominente aus dem Showbusiness wie Elton John und U2-Frontsänger Bono haben bereits die Niederlanden als Steueroase entdeckt (NiederlandeNet berichtete).
Mehr über das Steuerparadies Niederlande erfahren Sie in unserem Kurzbericht.