Nachrichten Dezember 2014


LANDWIRTSCHAFT: Deutschlandweites Tierhaltungsverbot gegen niederländischen „Schweine-Baron“

Magdeburg. AF/ARiWa/FD/mdr/NRC/OG/Report Mainz/topagrar/VK. 17. Dezember 2014.

Veterinärbehörden haben Deutschlands größtem Ferkelzüchter, dem Niederländer Adrianus Straathof, das Halten und Betreuen von Schweinen verboten. Über Jahre seien in seinen Schweinemastbetrieben gravierende Verstöße gegen Tierschutzbestimmungen festgestellt worden. Das Verwaltungsgericht Magdeburg bestätigte am Montag das Tierhaltungsverbot gegen Straathof. Somit ist es dem „Schweine-Baron“ bundesweit untersagt, Tiere zu halten.

Straathof betreibt neben Standorten in den Niederlanden und Ungarn mehrere gigantische Schweinezuchtbetriebe in Ostdeutschland. Seit Jahren gibt es Verfahren und Ordnungsbußen gegen den Züchter. Die Vorwürfe: Schwarzbauten, Tierquälerei und Überbelegung der Ställe. Dennoch liefen die Betriebe bislang weiter.

Ende November hatte der Landkreis Jerichower Land bei Magdeburg als zuständige Veterinärüberwachungsbehörde nun ein Tierhaltungsverbot gegen den Ferkelzüchter ausgesprochen. Das Halten und Betreuen von Schweinen wurde ihm damit untersagt. Steffen Burchhardt, Landrat im Kreis Jerichower Land, erklärte im Interview mit Report Mainz: "Letzten Endes haben wir über fünf Jahre aufgezeigt, dass dort starke Verstöße auch gegen Tierhaltungsgesetze begangen werden und sich im Laufe der Jahre aber kaum etwas verändert hat. Wir haben bei den Kontrollen immer dieselben, teilweise aber auch neue Verstöße feststellen müssen und Zwangsgelder und andere Sanktionsmechanismen haben bisher keinen Erfolg gebracht."

Adrianus Straathof hatte gegen das Tierhaltungsverbot der Behörde Widerspruch eingelegt. Doch das Verwaltungsgericht Magdeburg bestätigte am Montag den Vollzug des Tierhaltungsverbotes. In der Begründung des Gerichts heißt es: Die Schweinehaltung sei „tierschutzwidrig und verursache bei den Tieren nicht durch kommerzielle Interessen zu rechtfertigende Schmerzen, Leiden oder Schäden“.

Die Pressesprecherin der Straathof Holding erklärt zum Vorgehen der Behörden, der Bescheid leide an zahlreichen offensichtlichen Rechtsmängeln. Sämtliche Anforderungen der Behörden seien umgesetzt worden. Die Vorwürfe seien nicht zutreffend. Außerdem würden in den Anlagen der Straathof-Gruppe behandlungsbedürftige Tiere durch den Hoftierarzt mit Medikamenten behandelt.

Auch gegen die Bestätigung des Haltungsverbotes durch das Verwaltungsgericht Magdeburg hat der Schweinezucht-Konzern Berufung eingelegt. Bis zur gerichtlichen Entscheidung durch das zuständige Oberverwaltungsgericht laufen die Betriebe weiter. Gegen diesen Schwebezustand will wiederum der Landkreis Einspruch erheben, berichtet topagrar. Der Deutsche Tierschutzbund warne zudem, dass Straathof mit Strohmännern weitermachen könnte, um das Tierhaltungsverbot zu umgehen.

Reaktionen in den Niederlanden

Wichtige überregionale niederländische Medien wie Het Financiele Dagblad und NRC Handelsblad berichteten vom Magdeburger Urteil. Laut NRC Handelsblad produziert Straathofs Konzern 1,5 Millionen Ferkel im Jahr.

In den Niederlanden ist Straathof vor allem für den doppelstöckigen Megastall De Knorhof in Kapel-Avezaath mit 20.000 Schweinen bekannt. De Knorhof ist eine der größten Schweinezuchtanlagen in den Niederlanden. Auch hier geriet Straathof mit Anwohnern und Behörden in Konflikt, weil er unter anderem Umweltauflagen übertrat. Die Spannungen wuchsen derart an, dass der „Schweine-Baron“ den Familienwohnsitz verlegen musste, so die regionale Rundfunkanstalt Omroep Gelderland.