Nachrichten Dezember 2014
STUDIE: Niederländer im Grenzgebiet wohnen lieber im eigenen Land
Amsterdam/Essen. KL/CBS/NRC/RWI/TI. 02. Dezember 2014.
Viele Niederländer, die in der Grenzregion zu Deutschland wohnen, kaufen sich lieber eine Immobilie in den Niederlanden, obwohl die Kosten dort rund zwanzig Prozent höher liegen als auf der deutschen Seite. Zu diesem Ergebnis kommt eine im September veröffentlichte gemeinsame Studie des niederländischen Tinbergen Instituut (TI) und des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI).
In den Niederlanden haben die Immobilienpreise sich zwischen 1985 und 2007 verdreifacht und sinken erst seit 2008, als Folge der Wirtschaftskrise, wieder. Im Vergleich dazu ist der Markt in Deutschland einigermaßen stabil geblieben. Der Preisunterschied zwischen beiden Ländern ist seit Jahren groß, nur in der Grenzregion fällt er etwas geringer aus. Ein niederländisches Haus im Umkreis von fünf Kilometern von der deutschen Grenze ist durchschnittlich 23.000 Euro teurer als sein Pendant auf deutscher Seite. Darüber hinaus sind die niederländischen Immobilien meistens auch kleiner.
Angesichts dieser Zahlen stellt sich eigentlich die Frage, warum nicht mehr Niederländer nach Deutschland umziehen. Immerhin hat der Zuzug aus den Niederlanden seit 2001 deutlich zugenommen. Ein wichtiger Grund für diesen Anstieg ist die Regelung, dass Personen, die in den Niederlanden arbeiten, aber in Deutschland leben, die Kosten ihrer Immobilie teilweise von der Steuer absetzen können. Dieses Verfahren nennt man auf Niederländisch Hypotheekrenteaftrek (dt. Kreditzinsenabzug). Eine vergleichbare Regelung gibt es in Deutschland nicht. Außerdem ist es vielen Fällen möglich, weiter in den Niederlanden Steuern zu bezahlen, dort Rentenansprüche zu erwerben und versichert zu sein. Trotzdem fällt der Leerstand von Immobilien auf niederländischer Seite eher gering aus, wie das Centraal Bureau voor de Statistiek (CBS) letztes Jahr feststellte.
Der Hauptgrund dafür, dass die Niederländer nicht nach Deutschland umziehen, liegt laut der TI-RWI-Studie am „Kulturunterschied“ zwischen beiden Ländern. Peter Boelhouwer, Professor für Wohnungsmarkt an der TU Delft bestätigt das: „Wir sind stark lokal orientiert, wie verschiedene Studien schon gezeigt haben.“ Der Niederländer lege Wert auf eine gewohnte Umgebung und auf Menschen, die er kenne. Das treffe besonders auf Personen mit mittlerem und geringem Einkommen zu. „Das gilt an der Grenze, aber auch im Rest der Niederlande und sogar in den Städten. Ein Bewohner von Rotterdam-Nord wird beispielsweise nicht schnell nach Rotterdam-Süd umziehen. Der Schritt in ein anderes Land, wie nah es auch sein mag, ist noch größer“, ist Boelhouwer überzeugt.
Die vollständige Studie über die „Auswirkungen der Grenze auf die Häuserpreise“ kann in englischer Sprache von den Internetseiten des Tinbergen Instituut und des RWI Essen heruntergeladen werden. Die CBS-Studie „Leerstand in den Niederlanden anno 2013“ steht als PDF-Datei auf Niederländisch zur Verfügung.