Nachrichten April 2014


WIRTSCHAFT: Deutschland und die Niederlande führend in Sachen Logistik

Duisburg. KL//aktiencheck.de/DVZ/logistiek.nl/WB. 01. April 2014.


Die Logistiksektoren in Deutschland und den Niederlande sind auf das Engste miteinander verflochten und spielen in beiden Ländern eine herausragende Rolle für die Wirtschaft. Das unterstrichen die Sprecher auf der Deutsch-Niederländischen Logistikkonferenz, die vergangene Woche Dienstag in Duisburg stattfand. Die Veranstaltung wurde vom niederländischen Nieuwsblad Transport und der Deutschen Verkehrs-Zeitung (DVZ) gemeinsam organisiert.

Deutschland und die Niederlande führen gemeinsam mit Belgien weltweit den Seehandel an. Zu diesem Ergebnis kommt der jüngste Logistics Performance Index (LPI), der kurz vor Beginn der Logistik-Konferenz von der Weltbank für Außenhandel veröffentlicht wurde. Nach Platz vier im vergangenen Jahr konnte sich Deutschland in diesem Jahr mit einem Umsatzvolumen von 223 Milliarden Euro jetzt die Führung im LPI sichern. Die wichtigsten Konkurrenten im Seehandel sind die Niederlande und Belgien, die Rang zwei und drei belegten. Das Umsatzvolumen der Niederlande lag bei 57 Milliarden Euro.

Der Außenhandel zwischen Deutschland und den Niederlanden beläuft sich auf 156 Milliarden Euro. Damit ist die logistische Achse zwischen beiden Ländern eine der wichtigsten, vielleicht sogar die wichtigste in Europa überhaupt. „Das beweist nicht alleine, dass Deutschland der logistische Hotspot der Welt ist, sondern auch, dass die Niederlande für uns der wichtigste Standort innerhalb Europas sind“ , so Hauptredner Thomas Hoyer von der deutschen Hoyer GmbH in Reaktion auf die jüngsten LPI-Zahlen. „Die Verbindung zwischen den Niederlanden und Deutschland ist genauso stark wie die zwischen den USA und Kanada“, so Hoyer weiter. Im Handelsverkehr zwischen beiden Ländern übernimmt neben dem Rotterdamer Hafen – der für Waren aus Nordrhein-Westfalen ein ganz wichtiger Umschlagplatz ist – auch der Duisburger Binnenhafen eine bedeutende Funktion als Handelsdrehscheibe für Waren aller Art.

In seiner Rede auf der Duisburger Logistikkonferenz betonte Thomas Hoyer, dass die deutsche Spitzenposition im LPI nur gehalten werden könne, wenn die Binnenhäfen am Niederrhein in Zukunft noch enger zusammenarbeiten würden. Er unterstrich zugleich die zentrale Bedeutung des Rotterdamer Hafens. Selbst als „waschechter Hamburger” müsse er zugeben, dass „Rotterdam der größte Hafen Deutschlands” sei. Emile Hoogsteden, Vizepräsident Containers, Breakbulk & Logistics beim Hafen Rotterdam gab an, dass im Seehafen von Rotterdam pro Jahr 440 Millionen Tonnen an Gütern verarbeitet werden – 111,8 Millionen davon gehen nach Deutschland. „Hiervon sind 75 Prozent für Nordrhein-Westfalen bestimmt. Diese Menge zeigt, dass wir stark auf Lösungen zur Verkehrsverlagerung setzen müssen.“ Laut Hoogsteden sei die Abhängigkeit der Niederlande von Deutschland enorm: „Die Konkurrenz zwischen den Parteien wird größer, aber nichtsdestotrotz ist Zusammenarbeit in der Zulieferkette stark notwendig. Wir können es als Land nicht alleine und darum brauchen wir Deutschland.“ Einem Bericht des Fraunhofer-Instituts zufolge liege die größte Herausforderung der Logistik derzeit im Bereich des Online-Handels. Deutschland und die Niederlande müssten hier noch viel Pionierarbeit leisten.

Für die Niederlande zeichnete Menno Mennist, Direktor von Panteia NEA, in Duisburg ein eher gemischtes Bild des dortigen Logistiksektors. Die Wirtschaftskrise habe man zwar relativ gut überstanden. Es herrsche jedoch im Vergleich zu anderen Ländern noch großer Aufholbedarf bei gut ausgebildeten, jungen Fachkräften. Auch die derzeitige Kostenstruktur, besonders die hohen Gehälter, führten laut Mennist dazu, dass die Niederlande ihre unangefochtene Spitzenposition, die sie in den 1970er Jahren innehatten, auch zukünftig nicht mehr zurückerobern könnten. Trotzdem bleibe er optimistisch, denn „dank Deutschland als Hinterland“ werde man die Position als Nummer zwei im Logistikbereich wohl weiter halten können.

Der auf Daten von 1.600 Logistikunternehmen basierende LPI weist aus, dass Deutschland seine Topposition vor allem der Qualität seiner Infrastruktur und der Möglichkeit zu „Tracking & Tracing”, also zur Nachverfolgung von Lieferungen, verdankt. Auf den Gebieten Abwicklung von Grenzformalitäten und Logistik-Kompetenz schneiden hingegen die Niederlande und Norwegen besser ab. Bei der Inlandslogistik muss sich Deutschland mit Rang drei zufriedengeben: hier siegte Singapur vor den Niederlanden. Ein pikantes Detail des LPI: 37 Prozent der befragten Logistik-Unternehmen stellten in Deutschland eine Verbesserung in Bezug auf Schmiergeldforderungen fest. Auf der anderen Seite nannten fünf Prozent genau diese Praktiken als Ursache für größere Lieferverzögerungen.

Weitere Informationen finden Sie in unserem Dossier Handel, Transport und Infrastruktur.