Nachrichten September 2013


KULTURHAUPTSTADT: Leeuwarden setzt sich überraschend gegen starke Konkurrenz durch

Amsterdam. /europa.eu/NOS/NRC. 12. September 2013.

Die nordniederländische Stadt Leeuwarden wird neben der maltesischen Hauptstadt Valetta im Jahr 2018 den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ tragen. Dies wurde Ende vergangener Woche von der niederländischen Kulturministerin Jet Bussemaker (PvdA) in Amsterdam bekanntgegeben. Die Niederlande und Malta durften für das Jahr 2018 turnusgemäß eine Stadt als Kulturhauptstadt bestimmen.

Ministerin Bussemaker verkündete die zuvor durch eine international besetzte Auswahljury getroffene Entscheidung am vergangenen Freitag der Öffentlichkeit. In den Tagen zuvor hatten sich die 13 unabhängigen Kulturexperten – sechs davon aus den Niederlanden und sieben aus EU-Institutionen – alle drei niederländischen Kandidatenstädte angeschaut. Neben dem Sieger Leeuwarden hatten sich auch die Städte Eindhoven und Maastricht – letztere gemeinsam mit der umliegenden Euregio Maas-Rhein mit zwölf Partnerstädten aus Deutschland und Belgien – für das Rennen um die Kulturhauptstadt 2018 beworben.

Der Juryvorsitzende Manfred Gaulhofer sprach nach Bekanntgabe des Gewinners von einer einstimmigen, aber schwierigen Entscheidung: „Alle drei Städte waren sehr überzeugend.“ Den Ausschlag für Leeuwarden habe der innovative Ansatz gegeben, mit dem die Stadt ihre Pläne in der Bewerbung präsentierte. Das komplette Gutachten der Jury wird voraussichtlich Ende September präsentiert werden. Der Titel der „Kulturhauptstadt Europa“ soll den Zweck erfüllen, „Reichtum und Vielfalt der europäischen Kulturen zu zeigen“ und Städten die Möglichkeit einräumen, sich selbst einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Die offizielle Ernennung der friesländischen Stadt Leeuwarden durch den EU-Ministerrat wird im Mai kommenden Jahres stattfinden.

Die Freude über die Ernennung war in und um die 94.000 Einwohner zählende Stadt Leeuwarden überschwänglich. Wie die Presseagentur Novum meldete, reagierten die offiziellen Vertreter der Stadt in den lokalen Medien sehr ausgelassen auf die Nachricht. Sie betonten dabei, dass ihre Stadt eine kulturelle Hauptstadt für alle sein wird: „Man wird einander reicher machen. Wir werden Kulturhauptstadt für die Niederlande, nicht nur für Friesland“, so ein Stadtvertreter. Die für Kultur zuständige EU-Kommissarin Androulla Vassiliou sagte in ihrer Laudatio: „Ich gratuliere Leeuwarden zu diesem Erfolg. [und] bin überzeugt, dass Leeuwarden ein spannendes Veranstaltungsprogramm mit einer starken europäischen Komponente aufstellt, das Besucher aus der ganzen Welt anlocken wird. Außerdem wird der Titel Leeuwarden und der umliegenden Region auch langfristig spürbare kulturelle, wirtschaftliche und soziale Vorteile bringen, wie dies bereits bei den bisherigen Kulturhauptstädten Europas der Fall war.“

Entscheidend für die Auswahl zur Europäischen Kulturhauptstadt sind eine Reihe von Kriterien, die das Europäische Parlament und der Rat festgelegt haben: „Hierzu gehört, dass die Bewerberstädte ein Kulturprogramm mit einer starken europäischen Dimension aufstellen und die in der Stadt, in der umliegenden Region und im ganzen Land lebenden Bürgerinnen und Bürger einbeziehen sollen. Außerdem muss das Programm nachwirken und langfristig zur kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung der Stadt beitragen.“ Die europäische Dimension muss dabei in der Auswahl von Themen sowie der Art und Weise, wie die Veranstaltungen organisiert werden, wiederspiegeln. Kulturschaffende aus verschiedenen EU-Ländern sollen dazu zusammenarbeiten.

Für viele Beobachter war die Wahl von Leeuwarden eher eine Überraschung. die Hauptstadt der Provinz Friesland ging von allen drei Bewerberstädten mit dem geringsten Budget (56 Mio. Euro) ins Rennen. Eindhoven (140 Mio.) und Maastricht (80 Mio.) waren finanziell viel stärker aufgestellt. Eindhoven versuchte, sich als Stadt der Zukunft aufzustellen, Maastricht stellte vor allem seine Verbundenheit mit Europa heraus. Leeuwarden wählte einen anderen Ansatz und betonte, dass es aktuell mit einer hohen Arbeitslosigkeit und einer großen Zahl von Einwohnern mit niedriger Bildung zu kämpfen hat. Die Stadt bezeichnete sich selbst so auch als Underdog. In der Bewerbung schrieb man, dass die Stadt mit ihrem Bewerbungsmotto „Minskiep“ – friesisch für „Gemeinschaftssinn“ – den Schwerpunkt auf Kultur im weitesten Sinne legen will. Die Themen der Veranstaltungen lauten Wasser, Land und Horizont.

Leeuwarden wird 2018 nach Amsterdam (1987) und Rotterdam (2001) die dritte niederländische Stadt sein, welche den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ tragen darf. In diesem Jahr sind das slowakische Košice und das französische Marseille Kulturhauptstadt, im kommenden Jahr werden es Umeå in Schweden und die lettische Hauptstadt Riga sein. Für Deutschland waren zuletzt Essen und das Ruhrgebiet im Jahr 2010 als Kulturhauptstadt nominiert.