Nachrichten September 2013


WIRTSCHAFT: Niederlande fallen aus Spitzengruppe der wettbewerbsfähigsten Staaten

Den Haag/Genf. /NOS/NRC/NZZ/SPON/VK. 04. September 2013.

Die Niederlande sind nicht mehr unter den fünf wettbewerbsfähigsten Staaten. Auf dem heute vom Weltwirtschaftsforum (WEF) in Genf veröffentlichten neuen Global Competitiveness Index (GCI) der 144 wettbewerbsfähigsten Länder der Welt befinden sich die Niederlande nur noch auf Platz acht und ließ Deutschland und die USA an sich vorbeiziehen. Als Gründe für das schlechtere Abschneiden der Niederlande wird vor allem auf den schlecht funktionierenden Finanzmarkt verwiesen. Auch die Innovationsfähigkeit der niederländischen Wirtschaft wurde vom WEF schlechter als zuletzt bewertet.

Noch am Montag hatte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte (VVD) in einer wichtigen öffentlichen Rede zur Zukunft seines Landes stolz auf den fünften Platz der Niederlande im GCI-Ranking – noch vor Deutschland und den USA – verwiesen und zeigte sich für die Zukunft der kränkelnden niederländischen Wirtschaft optimistisch: „Es läuft nichts verkehrt mit diesem Land, was wir nicht reparieren können“. Zwei Tage später zeigen sich die aktuellen wirtschafts- und finanzpolitischen Probleme des Landes auch in den nackten Zahlen. Mittlerweile sind Deutschland (4), die USA (5) und Hongkong (7) an den Niederlanden vorbeigezogen. Damit verlassen die Niederlande ihren Platz unter den ersten fünf nach nur einem Jahr wieder. Ähnlich ergeht es auch Schweden, das neben den Niederlanden auch nicht mehr zu den wettbewerbsfähigsten fünf Ländern der Welt gehören. Weiterhin oben an der Spitze der Rangliste sind die Schweiz, Singapur und Finnland. Deutschland gehört mit dem erreichten vierten Platz nun zu den wettbewerbsfähigsten Ländern der Welt, was vor allem durch die Innovationsfähigkeit deutscher Unternehmen erreicht wurde, wie das Weltwirtschaftsforum bei der Veröffentlichung der Rangliste bekanntgab.

Als Hauptgrund für das ungünstigere Abschneiden der Niederlande in diesem Jahr nennt das Weltwirtschaftsforum die schlechte Voraussetzungen, um Geld bei Banken zu leihen. Dies würde vor allem dazu führen, dass weniger Geschäfte mit niederländischen Firmen getätigt würden: „Die magere Kreditvergabe an Unternehmen und Privatleute bremst die niederländische Wirtschaft ab“, so auch Henk Volberda, Professor für strategisches Management und Unternehmenspolitik an der Universität Rotterdam und Mitautor des WEF-Rankings. Ebenfalls für die gesunkene Position der Niederlande verantwortlich seien zudem der unflexible Arbeitsmarkt, die Bürokratie, der Mangel an Innovationskapital, fehlende Investitionen in Bildung sowie die hohe Abgabenbelastung. Diese Faktoren verlangsamten ein weiteres Wachstum der niederländischen Wirtschaft zusätzlich. Positive Aspekte in den Niederlanden seinen laut Volberda die Infrastruktur des Landes, das Gesundheitssystem, die öffentlichen Einrichtungen sowie effizient arbeitende Märkte. Trotzdem „wissen wir die Chancen für eine anziehende Wirtschaft nur unzureichend zu nutzen“, so der Wirtschaftsprofessor.

Als Reaktion auf die Veröffentlichung der neuen GCI-Rangliste zeigte sich der niederländische Wirtschaftsminister Henk Kamp (VVD) nicht glücklich: „Die Niederlande sind lieber Nummer fünf als Nummer acht“, so Kamp gegenüber der Nachrichtenagentur Novum. Dem Vorwurf des Weltwirtschaftsforums, die Niederlande würden zu wenig für Bildung und Innovationen tun, widersprach der Wirtschaftsminister ausdrücklich und wies darauf hin, dass die Investitionen in das Bildungssystem trotz der allgemeinen Einsparungspolitik auf einem gleichen Niveau bleiben. Der niederländische Arbeitgeberpräsident Bernard Wientjes sagte in einer ersten Reaktion auf die neue Rangliste, dass er es schade findet, dass die Niederlande weiter nach unten gerutscht sind. „Im vergangenen Jahr sind wir zum ersten Mal mit einigem Erstaunen unter die besten fünf gekommen. Wenn man sieht, dass Länder wie Deutschland an uns vorbei gezogen sind, dann ist es auch verständlich.“ Deutschland, aber auch die USA machen für Wientjes momentan einen viel „elastischeren“ Eindruck und erholen sich besser als die Niederlande. Deutschland hätte selbst auf dem Tiefpunkt der Wirtschaftskrise in Innovation investiert, weshalb das große Nachbarland der Niederlande jetzt auch besser als viele andere da stehe.

Als Sieger der GCI-Rangliste steht zum fünften Mal nacheinander die Schweiz auf dem ersten Platz. Auf einer Skala von 1 bis 7 erzielten die Eidgenossen die Bestnote von 5,67 Punkten und konnten laut NZZ mit einer „ausserordentlichen makroökonomischen Stabilität, der Integration der helvetischen Wirtschaft im europäischen Wirtschaftsraum, obwohl das Land nicht Mitglied der EU ist, der guten Verfassung und Transparenz der Institutionen, der hohen Dynamik des Marktes und der hohen Innovationskraft der Wirtschaft“ glänzen. Deutschland auf dem vierten Rang erzielte 5,51 Punkte und die Niederlande auf Platz acht 5,42 Punkte.