Nachrichten Oktober 2013


RASSISMUS: Menschenrechtsorganisation der UNO untersucht Sinterklaasfest

Den Haag/Genf. /NRC/POWNED/VK. 21. Oktober 2013.

Eine Kommission des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (UNHCHR) wird nach einem Bericht der Tageszeitung NRC Handelsblad in den kommenden Wochen untersuchen, inwieweit das niederländische Sinterklaasfest (dt. Nikolausfest) – und da speziell die Figur des „Zwarte Piet“ (dt. Knecht Ruprecht/Schwarzer Peter) – rassistische Züge enthält und zu einer nicht gewünschten Stereotypenbildung beiträgt. Ein Ergebnis wird im November erwartet.

Die Kritik ist nicht neu: Schon des Öfteren haben Aktivisten in den vergangenen Jahren das traditionelle Kinderfest Sinterklaas kritisiert (NiederlandeNet berichtete). Ihnen ging es dabei vor allem um die Figur des „Zwarte Piet“, die den Nikolaus in den Tagen und Wochen vor dem Abend des 5. Dezember in den Niederlanden begleiten und in der Öffentlichkeit – egal ob in Kaufhäusern, in Fußgängerzonen oder im Fernsehen – allgegenwärtig sind.

Diese Kritik hatte Anfang des Jahres erstmals die Landesgrenzen der Niederlande verlassen, als der niederländische Staat einen Brief von vier UNO-Berichterstattern für Menschenrechte, kulturelle Rechte, Minderheitenrechte und Rassismus bekam. Man schrieb, dass man „Informationen bekommen“ habe, nachdem die Tradition des Sinterklaasfestes im Kern rassistisch ist und das die Figur des „Zwarte Piet“ in seiner Rolle als „Dummkopf und Diener“ das stereotype Bild von Afrikanern als „Bürger zweiten Ranges“ bedienen würde. Der Brief endete mit fünf Frage und unterstellte zudem, dass die Niederlande planten, das Sinterklaasfest für die UNESCO-Liste für immaterielles Kulturerbe vorzuschlagen. Die Antwort der niederländischen Behörden folgte im Juni vom Genfer UNO-Botschafter Roderick van Schreven. Demnach verfolge die Regierung „einstweilen keine Pläne“, um das Sinterklaasfest für diese Liste vorzuschlagen. Sie sehe das Sinterklaas als „traditionelles Kinderfest“ an und sei davon „in Kenntnis“, dass „die Rolle des Zwarte Piet manchmal Thema von öffentlichen Diskussionen ist“.

Eine eben solche Diskussion fand am vergangenen Donnerstag im Rathaus von Amsterdam statt. Der Dichter und Aktivist Quinsy Gario aus Curaҫao hatte Anfang Oktober – wie auch in den vergangenen Jahren – gemeinsam mit 20 weiteren Hauptstadtbewohnern Beschwerde gegen den traditionellen Einzug von Sinterklaas in Amsterdam – und da vor allem gegen die „rassistischen Zwarte Pieten“ – eingelegt. Donnerstag fand nun eine Anhörung statt, in der dutzende Sympathisanten vor allem surinamischer und antilianischer Herkunft Garios Aktion „Zwarte Piet is racisme“ (dt. „Schwarzer Peter ist Rassismus“) unterstützten.

Nahrung bekommt die Rassismus-Diskussion zudem durch die kürzlich veröffentlichte Länderstudie der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI) des Europarates, in der man den Niederländern aufgetragen hatte, strenger gegen Rassismus in der eigenen Gesellschaft vorzugehen (NiederlandeNet berichtete). Laut dem Bericht hatte sich die Situation im Vergleich zum Jahr 2008 zwar verbessert, trotzdem sei – etwa bei der Behandlung rassistischer Taten vor Gericht – noch erhebliches Verbesserungspotential vorhanden. Auch antisemitische Sprechchöre bei Fußballspielen oder die teilweise sehr kritischen Aussagen in Politik und Medien gegen den Islam oder zum Zuzug osteuropäischer Bürger störten die Gutachter (NiederlandeNet berichtete).

In Reaktion auf den ECRI-Bericht argumentierte am gestrigen Sonntag auch der nationale Ombudsmann Alex Brenninkmeijer kritisch. Im der Fernsehsendung Buitenhof vertrat er die Meinung, dass das politische Klima in den Haag von Natur aus rassistisch sei: „Da spreche ich nicht von einer Partei, sondern von einer generellen Stimmung in Den Haag. Die ist gegen Ausländer.“ Aus diesem Grund müsse die niederländische Regierung – wie in anderen Ländern auch geschehen – alle Anstrengungen unternehmen, um eine große Antidiskriminierungskampagne zu starten. Es bedürfe einer nationalen Strategie, so Brenninkmeijer, um die Fälle von Diskriminierung aufgrund der Rasse einzudämmen.

Mehr zur Tradition in unserem Dossier Volkskultur und Traditionen in den Niederlanden.