Nachrichten Oktober 2013


OECD-STUDIE: Niederlande unter den führenden Ländern

Den Haag/Paris. /NRC/VK. 11. Oktober 2013.

Bei der jüngst veröffentlichten OECD-Bildungsstudie für den Erwachsenenbereich schneiden die Niederlande durchweg sehr gut ab. In allen drei getesteten Bereichen landete das Land – im Gegensatz etwa zum mittelmäßigen Abschneiden Deutschlands – unter den besten drei. Die Studie wird auch als „Pisa für Erwachsene“ bezeichnet.

Die Niederlande erreichen sowohl im Bereich Leseverständnis als auch bei der Problemlösung mithilfe moderner Kommunikationsmittel (hier gemeinsam mit Australien, Schweden und Norwegen) den dritten Platz. Beim mathematischen Verständnis landen die Niederlande (gemeinsam mit Finnland, Belgien und Schweden) sogar auf dem zweiten Platz. Geschlagen geben mussten sich die Niederlande vor allem den Japanern, welche in allen drei getesteten Kategorien den ersten Platz erreichten. Deutschland hingegen belegte bei den drei Untersuchungskategorien oftmals nur einen Platz im Mittelfeld.

Die von der OECD präsentierten Ergebnisse gehören zur sogenannten Piaac-Erhebung, einer international vergleichenden Studie zur Erfassung von Fähigkeiten Erwachsener. Dazu wurden im vergangenen Jahr in weltweit 24 OECD-Ländern 166.000 Menschen befragt und getestet. Die niederländische Bildungsministerin Jet Bussemaker (PvdA) sagte nach der Präsentation der Ergebnisse am Dienstag, dass sie sehr stolz sei. Dass die Niederlande ihre Nachbarländer hinter sich lassen, zeige, dass dessen Bildungssystem gut ist, so die Ministerin. „Aber wir müssen weiterhin unser Bestes geben – andere Länder stehen nicht still.“

Trotz des guten Abschneidens werden bei den niederländischen Ergebnissen aber auch einige beunruhigende Trends sichtbar: So werden in den Niederlanden die Unterschiede zwischen den verschiedenen Bildungsgruppen größer – vor allem beim Leseverständnis klafft dort eine große Lücke. Der Anteil von Personen mit schlechten Lese- und Rechtschreibkompetenzen liegt momentan bei 12 Prozent und ist damit höher als in vielen anderen Ländern. Dem gegenüber steht eine Gruppe von 18,6 Prozent der niederländischen Bevölkerung, die durchweg exzellente Ergebnisse bei der Studie erzielte. Auch dieser Wert ist im Vergleich zu anderen Ländern recht hoch. Die große Differenz zeigt sich vor allem im Vergleich von Absolventen berufsbildender Schulen auf der einen und Realschulen bzw. Gymnasien auf der anderen Seite: der Niveauunterschied beim Leseverständnis zwischen diesen beiden Gruppen ist in den Niederlanden höher als in allen anderen untersuchten Ländern.

Im Gegensatz vielen anderen Ländern hat das Bildungsniveau der Eltern relativ wenig Einfluss auf das der Kinder. Personen in den Niederlanden, deren Eltern ein geringes Bildungsniveau haben, weisen nur in etwa 18 Prozent der Fälle selbst schlechte Lese- und Rechtschreibkenntnisse auf. Das ist ein viel geringerer Wert als der OECD-Durchschnittswert von 24 Prozent und zudem deutlich geringer als in den niederländischen Nachbarländern Belgien (23 Prozent) und Deutschland (40 Prozent). Deutschland steht in dieser Bewertung vor den USA am unteren Ende der Rangliste.