Nachrichten Oktober 2013


Imagestudie: Reputation der Niederlande in Deutschland könnte besser sein

Berlin/Den Haag. /RVD. 01. Oktober 2013.

Die Niederlande genießen unter hochrangigen Entscheidungsträgern aus der deutschen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ein hohes Ansehen. Die Kenntnis über das Nachbarland ist aber auf vielen Feldern auch verbesserungswürdig. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die vom niederländischen Außenministerium und der niederländischen Botschaft in Berlin in Auftrag gegeben wurde.

Ziel der Studie war es, „tiefere Einblicke in das wirtschaftliche Image der Niederlande in den Augen deutscher Top-Entscheider zu generieren“. Der inhaltliche Schwerpunkt lag dabei auf der wirtschaftlichen Zusammenarbeit beider Länder. Befragt wurde wichtige Entscheidungsträger in Berlin, Nordrhein-Westfalen und vor allem Süddeutschland. Von ihnen wurden Niederländer vor allem mit den Attributen weltoffen, pragmatisch, flexibel und liberal charakterisiert. Die Bewohner des Landes gelten generell als unkompliziert, jovial und fröhlich – es herrsche ein hoher Grad an Toleranz und Internationalität. Die Niederlande genießen bei allen Befragten ein „recht facettenreiches, konsistentes und insgesamt positives Image“. In besonderem Maße für „Qualität“ stehen die Niederlande jedoch nicht. Auf wirtschaftlichem Gebiet werden in Deutschland vor allem der niederländische Agrar-, Wasser- und Transportsektor wahrgenommen. Generell sind das Wissen und die Meinungen über die Niederlande bei den Befragten eher allgemeiner Natur und basieren manchmal mehr auf Annahmen als auf Faktenwissen.

Was die wirtschaftlichen Beziehungen aus Deutschland in die Niederlande betrifft, so kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass der Umfang der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern von der Befragten unterschätzt wird. Es konnten von den deutschen Entscheidungsträgern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zudem kaum bekannte niederländische Unternehmen genannt werden – mit Ausnahme vielleicht von Philips. Auch fehlen nach Ansicht der Befragten „Leuchttürme“ für Spitzenqualität und Spitzentechnologie. Die Niederlande seien „verhältnismäßig unauffällig, selten anwesend auf Messen und Konferenzen, haben weniger ‚drive‘ als Asiaten und Osteuropäer [seien] mitunter ineffizient (lange Entscheidungsprozesse, zu viele Diskussionen)“. Zudem kollidiert das deutsche Sicherheits- und Controlling-Bedürfnis nicht selten mit der niederländischen „Can do“-Mentalität. Niederländer seien zum Beispiel „weniger eingespielt auf deutsche Qualitätsmanagementsysteme – und richten sich bisweilen sehr auf schnelle Gewinne aus, wobei sie nur bedingt nachhaltig produzieren“. Als positiv wird das hohe Kommunikationsgeschick der Niederländer, ihre Offenheit, ihr Pragmatismus, ihr Handelsgeschick, ihre Internationalität, ihre Zuverlässigkeit sowie die wirtschaftsliberale Ausrichtung der niederländischen Politik beschrieben.

Auf politischem Gebiet werden die Niederlande als enger Partner Deutschlands angesehen. „Die Beziehungen sind hervorragend, beide Staaten teilen dieselbe politische Kultur, haben einen gemeinsamen Wertekosmos – und ähnliche strategische Interessen.“ Es wird als positiv erachtet, dass die Niederlande einen starken Fokus auf Menschenrechtsfragen legen. Zudem punktet die grundsätzlich liberal ausgerichtete Politik. Als Kehrseite schlussfolgert die Studie, dass Niederländer nicht immer die volle Aufmerksamkeit der deutschen politischen Entscheidungsträger erhalten. Bedenken bestehen hierzulande zudem bezüglich rechtspopulistischer Strömungen in den Niederlanden.

Im Bereich der Wissenschaft werden die Niederlande von den befragten deutschen Entscheidungsträgern nicht als wichtiges Forschungsland angesehen. „Die Performance wird hier als gut, aber nicht als führend erachtet“, schreiben die Verantwortlichen in einer Zusammenfassung der Ergebnisse. Als vorherrschende Imageattribute wurden der niederländischen Forschung Eigenschaften wie pragmatisch, offen, kreativ, zusammenarbeitsorientiert und international ausgerichtet, aber auch unauffällig und ungenügend sichtbar zugeschrieben. Wie auch auf dem Gebiet der Unternehmen fielen den Befragten in der Forschungslandschaft keine „Leuchttürme“ ein.

Die Studie wurde von der Gesellschaft für Innovative Marktforschung (GIM) im Auftrag des niederländischen Außenministeriums in den Haag und der niederländischen Botschaft in Berlin erstellt. Befragt wurden zwischen Dezember 2012 und März 2013 73 ausgewählte deutsche Top-Entscheider aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik in den drei Regionen Süddeutschland, Nordrhein-Westfalen und Berlin.

Die komplette Studie kann hier heruntergeladen werden.