Nachrichten November 2013
BEZIEHUNGEN: Deutschlandbild der Niederländer hat sich verbessert
Düsseldorf. TM/DT/nrw.de/RP/WZ. 27. November 2013.
Die Beziehungen zwischen den Niederlanden und Deutschland gestalten sich zurzeit so gut wie lange nicht mehr. Zu diesem Ergebnis kommt der Historiker Prof. Dr. Jacco Pekelder von der Universität Utrecht in seinem am Montag in Düsseldorf vorgestellten Buch „Neue Nachbarschaft. Deutschland und die Niederlande, Bildformung und Beziehungen seit 1990“. Vor allem im Vergleich zur Situation vor 20 Jahren könnte der Kontrast zwischen damals und heute kaum größer sein, so die Hauptaussage Pekelders Analyse der binationalen Beziehungen beider Länder.
Im Jahr 1993 sorgte eine Untersuchung des Clingendael-Instituts über das Deutschlandbild niederländischer Schülerinnen und Schüler für viel Aufsehen. 56 Prozent der Befragten gaben seinerzeit an, negativ gegenüber Deutschland eingestellt zu sein. Deutsche wurden als „arrogant“, dominierend“ oder sogar „kriegslüstern“ beschrieben und gleichzeitig wurde durch die Untersuchung auch ein großer Wissensmangel über das östliche Nachbarland der Niederlande überdeutlich.
Nach der Veröffentlichung der Clingendael-Studie wurden viele Initiativen ins Leben gerufen, die versuchten, dem Unwissen über den direkten Nachbarn ein Ende zu machen. Man initiierte Austausche, gründete Netzwerke und Bildungsinitiativen, es gab intensivere Beziehungen zwischen den Staatsoberhäuptern und anderen führenden Politikern. Und tatsächlich zeigten die Bemühungen Wirkung. Die gegenseitigen Beziehungen beider Länder sowie das jeweilige Bild über den Nachbarn sind so gut wie lange nicht. Die Niederlande und Deutschland sind momentan „the best of friends“ wie Pekelder es am Beginn seiner Einleitung ausdrückt.
Wo genau die Ursachen des Deutschlandbildes Mitte der 1990er Jahre und heute liegen, analysiert Pekelder in seinem Buch. Auch erklärt der Historiker den deutlichen Kontrast im Vergleich von damals zu heute und arbeitet dazu mehrere Umschwünge heraus, die rund um den Jahrtausendwechsel eingeleitet wurden und dessen Ergebnis man heute etwa in fast beispiellos engen wirtschaftlichen Beziehungen, vielen positiven Meinungsumfragen, militärischen Kooperationen, engen politischen Beziehungen und Reisen ins jeweilige Nachbarland ablesen kann.
Laut Pekelder habe vor allem die deutsche Wiedervereinigung bei den Niederländern lange Zeit zu Unsicherheit in Bezug auf die deutschen Nachbarn geführt. Geändert habe sich ihr Deutschlandbild vor allem, weil die Niederländer ihr „übersteigertes“ Selbstbild korrigiert haben. Sie hatten damit zu kämpfen, dass ihr Land einmal eine bedeutendere Stellung hatte und waren dadurch reizbar, so Pekelder. „Die Niederländer haben sich außerdem ihre eigene dunkle Seite in der Geschichte vergegenwärtigt“, so der Historiker, der damit auf die Tatsache hindeutete, dass man sich in den Niederlanden in den 1990er Jahren vermehrt eingestand, dass es während der Zeit der deutschen Besatzung in der NS-Zeit nicht nur Widerstand, sondern auch Kollaboration gegeben hat. Die zunehmende Erkenntnis dieser laut Pekelder „grauen Vergangenheit“ bewirkte ebenso wie die Rolle der niederländischen Militärs beim Massaker von Srebrenica 1995 diese Wende.
Das Buch „Neue Nachbarschaft“ entstand im Rahmen des gleichnamigen Forschungsprojektes am Zentrum für Niederlande-Studien der Universität Münster, herausgegeben ist es von Professor Friso Wielenga, dem Leiter des Zentrums. Es enthält ein gemeinsames Geleitwort von NRW-Europaministerin Dr. Angelica Schwall-Düren und dem niederländischen Außenminister Frans Timmermans und wird im März 2014 auch auf Niederländisch erscheinen. Am Montag nahm NRW-Europaministerin Schwall-Düren in der Düsseldorfer Staatskanzlei das erste Exemplar aus Händen des Autors in Empfang. Die Staatskanzlei hatte das Projekt mit einer Zuwendung von 6.000 Euro unterstützt.
„Neue Nachbarschaft – Deutschland und die Niederlande, Bildformung und die Beziehungen seit 1990“ von Friso Wielenga und Jacco Pekelder ist im Buchhandel für 18 Euro erhältlich.