Nachrichten Mai 2013


EHRUNG: Angela Merkel bekam Ehrendoktorwürde in Nimwegen

Nimwegen. Fleur de Weerd/duitslandweb. 24. Mai 2013.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bekam gestern im Anschluss an die deutsch-niederländischen Regierungskonsultationen in Kleve (NiederlandeNet berichtete) die Ehrendoktorwürde der Radboud Universität im niederländischen Nimwegen überreicht. Die Hochschule ehrte sie damit für ihre großen internationalen Verdienste und ihren Beitrag für Innovation und Wissenschaft in Deutschland.

Einen Tag nachdem Angela Merkel zum dritten Mal hintereinander vom Forbes Magazine zur mächtigsten Frau der Welt ernannt wurde, bekam die Bundeskanzlerin in der Stevenskerk (dt. Stevenskirche) im niederländischen Nimwegen die Ehrendoktorwürde der Universität Nimwegen überreicht. Es sei „sehr besonders, um der Tochter eines Pfarrers in einer Kirche, die für ökonomische Gottesdienste verwendet wird, eine Ehrendoktorwürde zu überreichen“, scherzte Universitätsrektor Prof Dr. Bas Kortmann. In der ersten Reihe saßen neben Angela Merkel der niederländische Premier Mark Rutte (VVD) und die Minister Jet Bussemaker (PvdA), Jeroen Dijsselbloem (PvdA), Peter Altmaier (CDU) und Ronald Pofalla (CDU). Die Niederländer lachten über die Sätze des Rektors, die deutschen nicht. Es wurde nämlich in beiden Muttersprachen gesprochen. „Das muss in Europa doch gehen“, so der Nimwegener Rector Magnificus.

Angela Merkel bekam den Ehrentitel „aufgrund Ihrer großen internationalen Verdienste und vor allem für Ihren Einsatz für ein starkes, kraftvolles und zuverlässiges Europa“, so Bas Kortmann feierlich. „Die Verleihung der Ehrendoktorwürde ist damit auch eine Ehrung für das Deutschland, das seit 1949 eine so wichtige Rolle in Europa spielt und das für unser Land ein so wichtiger Nachbar ist. Und Sie, Frau Dr. Merkel, sind - um mit den Worten der niederländischen Publizistin Elsbeth Etty zu sprechen - die Verkörperung des Nachkriegswunders der Bundesrepublik.“ Mit einem halben Auge auf den Abgesandten der niederländischen Regierung betonte Kortmann Merkels Beitrag an Innovation und Wissenschaft in Deutschland. „Dafür haben Sie Ihre ganz persönlichen Beweggründe, wie Sie 2008 in Ihrer Rede anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde in Leipzig sagten: ‚Wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen, dann wird uns das mit unserer Ressource des Wissens, des Könnens, des Denkens, des Forschens gelingen können.‘ Die unter Ihrer Leitung vorgenommenen Investitionen in die Wissenschaft sind ein Vorbild für viele Länder, nicht zuletzt auch für die Niederlande.“

Auch der Vorsitzende der Nimwegener Universitätsleitung Gerard Meijer sprach mit einem Umweg zu Premier Rutte: „Aber, wie unser Botschafter in Berlin, Herr Krop, in einem aktuellen Artikel deutlich machte: Die Beziehungen sind gut, aber verändert. Berlin ist nicht Bonn. Die politische Perspektive Deutschlands ist mehr auf den Osten ausgerichtet. Die Niederlande sind nur eines der neun Nachbarländer Deutschlands, und die Niederlande müssen in die Beziehung mit Deutschland investieren, um – in seinen Worten – ‚auf dem deutschen Radar zu bleiben‘“.

Dann war die Bundeskanzlerin selbst an der Reihe. Angela Merkel bekam vor ihrer Dankesrede aber erst noch ein rotes Stofftuch – das Doktorgewand – umdrapiert und bedankte den Anwesenden anschließend mit einer Rede über Vertrauen: „Deutschland, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unsägliches Leid über Europa, auch über Ihr Land, gebracht hatte, durfte das Geschenk neuen Vertrauens erfahren – auch und gerade durch unsere niederländischen Nachbarn. Das werden wir Deutschen Ihnen nie vergessen.“

Vor der Veranstaltung war angekündigt worden, dass Studierende die Bundeskanzlerin neben ihrer Ehrendoktorwürde aufgrund ihrer Machtpolitik in Europa auch eine „Schandedoktorwürde“ überreichen wollten. Und obwohl Nimwegen als Havanna an der Waal bekannt ist, waren sowohl in der Kirche als auch außerhalb keine Demonstranten zu sehen. Vor der Kirche standen jedoch hunderte Schaulustige, die hofften, der Frau zuwinken zu können, die sie bereits so oft im Fernsehen gesehen haben. „Wirklich großartig und auch zurecht, dass sie den Titel bekommt“, so Zuschauerin Jantine Mandersloot. „Sie ist die Gallionsfigur von Deutschland und auch von Europa. Gut, wie sie den Ländern begegnet, die aktuell die EU nach unten katapultieren. Obwohl wir dies natürlich nie haben zulassen dürfen.“

In der Kirche ist Doktor honoris causa Angela Merkel nicht mit der Dame vor der Kirchentür einig. Die Bundeskanzlerin betonte, dass es in der heutigen Krise wichtig ist, an der Basis ein gegenseitiges Vertrauen zu erhalten. „Lieber Mark, wir dürfen heute sagen: Europa hat gehandelt. Wir haben eine Strategie entwickelt, um das Vertrauen in die Wirtschafts- und Währungsunion wiederherzustellen und damit die Europäische Union als Ganzes zu stabilisieren. Aber die Arbeit ist noch nicht ganz getan.“ Einzelne Punkte, die verbessert werden können, sind die Finanzdisziplin und die Bankenreform. Auch eine gemeinsame Herangehensweise der Jugendarbeitslosigkeit ist notwendig, sagte Merkel. Zurzeit sind Einsparungen alleine nicht genug. „Es hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, dass europäische Solidarität und nationale Eigenverantwortung Hand in Hand gehen.“ Und so entsteht letztendlich, Schritt für Schritt, ein wirklich geliebtes Europa, so Merkel.

Die Laudatio von Prof. Dr. Bas Kortmann sowie die Rede von Prof. Dr. Gerard Meijer und die Rede von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel sind jeweils online auf Deutsch verfügbar.