Nachrichten Mai 2013
LITERATUR: Tommy Wieringa gewinnt Libris Literatuur Prijs 2013
Amsterdam. MWE/librisliteratuurprijs.nl/NRC/VK. 07. Mai 2013.
Am Montagabend wurde im Amstel Hotel in Amsterdam der Libris Literatuur Prijs 2013 verliehen. Gewinner des mit 50.000 Euro dotierten Preises ist der Schriftsteller Tommy Wieringa. Er konnte mit seinem Roman Dit zijn de namen (dt. Dies sind die Namen) die Jury begeistern. Der Literaturpreis wurde in diesem Jahr zum 20. Mal verliehen.
Der Libris Literatuur Prijs wird jährlich an den besten niederländischen Roman des vergangenen Jahres verliehen. Aus circa 170 Büchern stellt die Jury jeweils im Januar jedes Jahres eine sogenannte Longlist aus 18 Titeln zusammen. Im März werden daraus die sechs besten nominiert und als Shortlist veröffentlicht. Im Mai gibt der Vorsitzende der Jury dann den Gewinner des Preises bekannt. Bereits vor sieben Jahren war Wieringa für den Literaturpreis nominiert. Damals galt er mit seinem Bestseller Joe Speedboot als Favorit, der Preis ging jedoch an K. Schippers für Waar was je nou (dt. Wo warst du denn). Auch in diesem Jahr waren gemeinsam mit Wieringa wieder namhafte niederländische Autoren nominiert: Esther Gerritsen, Arnon Grunberg, Oek de Jong, Elvis Peeters und Christiaan Weijts.
Wieringas Roman Dit zijn de namen wurde bereits mit seinem Erscheinen im Herbst 2013 gelobt. Der Roman sei aktuell, die Erzählung jedoch so alt wie die Bibel und gleichzeitig abenteuerlich, beseelt, grausam und ernsthaft. Inhaltlich geht es um Vernunft und Religion. Der Roman erzählt sowohl die Geschichte des Polizeikommissars Pontus Beg als auch die Erlebnisse einer Gruppe Flüchtlinge. Die beiden Handlungsstränge laufen im Einsatzort des Kommissars in der Ukraine zusammen als im Gepäck der Flüchtlinge ein menschlicher Kopf gefunden wird.
Clairy Polak, die Vorsitzende der Jury in diesem Jahr, lobte „die stilistische Bravour, den philosophischen Tiefgang, die aphoristische Kraft, die solide Komposition, die originelle Bilderpracht“ des Werkes. Schon in der Rede zur Nominierung der sechs Romane hatte die Jury kritisiert, dass zu viele der 170 vorgeschlagenenWerke sogenannte „IKEA-Romane“ seien, geschrieben nach einem bestimmten Bauplan mit den immer gleichen Zutaten: ein großes Geheimnis aus der Vergangenheit, eine Verliebtheit oder Kummer über eine zerbrochene Beziehung sowie gegensätzliche Interessen, die Schwierigkeiten verursachen. Dies führe zu den immer gleichen Erzählungen und habe bei der Jury den Wunsch nach einem robusten, altmodischen, handwerklichen „Möbelstück“ geweckt. Dies habe man in Wieringas Roman gefunden.
In Dat zijn de namen zeigt sich Wieringas offener Blick und sein selbstverständlicher Umgang mit der Welt außerhalb der Niederlande und Europas. Wieringa, der einen Teil seiner Jugend auf den niederländischen Antillen verbrachte, ist immer viel gereist und hat diese Erfahrungen in seine Werke einfließen lassen. Auch die Werke anderer Autoren spiegeln sich in seinen Romanen wieder und zeigen seine Belesenheit, mit der er seine eigenen Werke literarisch bereichert.
Tommy Wieringa feierte den Preis, indem er nach Mitternacht in die Amstel sprang. Das hatte er im Vorfeld im Falle des Gewinns angekündigt. Den gestrigen Abend erfuhr er als „sehr glückselig“. Nach ausgiebiger Feier, wartet nun die Pflicht: Auftritte, Interviews und Fotoshootings. Und schon bald muss er sich wieder an die Arbeit begeben, denn Wieringa ist der Autor des Buchwochengeschenks 2014, einer Novelle, die speziell für die Niederländische Bücherwoche geschrieben und in diesem Rahmen von niederländischen Buchhändlern gratis an Kunden verteilt wird.