Nachrichten Juni 2013


UMWELT: Ausweitung der Windenergie in Frage gestellt

Amsterdam. LK/cpb.nl/NOS. 17. Juni 2013.

Während in Deutschland bis 2022 das letzte Atomkraftwerk vom Netz genommen werden soll, überlegt man in den Niederlanden die Windenergie vorerst nicht weiter zu fördern. Das Wirtschaftsinstitut CPB hat dem niederländischen Kabinett nach einer Kosten-Nutzen-Analyse zur Windenergie geraten, den Bau von tausenden Windrädern im Landesinneren für mindestens fünf Jahre zu unterbrechen. Die Ausweitung der Produktionskapazität der Räder bis 2020 wäre laut des Berichts verlustbringend. Sollte die Regierung diesem Vorschlag folgen, wird sie die EU-Zielstellung von 16 Prozent Energie aus nachhaltiger Wirtschaft bis 2020 nicht erreichen. Trotz der daraus folgenden Strafe der Europäischen Union sei dies die kostengünstigste Option.

Durch das Projekt „Rijksstructuurvisie 6.000 MW Windenergie op land (SVWOL)“ (dt.: Reichsstrukturvision 6.000 MW Windenergie an Land) will der niederländische Staat bis 2020 drei Mal so viel Windenergie erzeugen wie es im Moment der Fall ist. 2.100 Megawatt Windenergie werden derzeit im Landesinneren produziert. Der Bau von Anlagen für 400 MW ist für ein weiteres Jahr geplant. Das CPB erwartet jedoch eine sogenannte Überkapazität, sollten wie geplant zwischen 2015 und 2020 weitere Anlagen gebaut werden, die 3.500 MW Windenergie erzeugen können.

Zum Gleichgewicht von Kosten und Nutzen kommt es laut eines Berichts des CPB aufgrund verschiedener Faktoren. Abgesehen vom Nicht-Erreichen der EU-Zielstellung für erneuerbare Energien und der „optischen Umweltverschmutzung“ durch die Windräder, gebe es weitere Unwägbarkeiten. Auf der Kosten-Seite stehen die Wirtschaftskrise, die zu einer verringerten Nachfrage für Energie geführt hat, sowie die schon bestehende und noch wachsende Überkapazität. Stromversorger, die sich auf die vor zehn Jahren ausgerechnete Nachfrage eingestellt haben und jene Versorger, die auf den Markt kommen sollen, blieben nach der Krise nun ohne Abnehmer. Gleichzeitig setzt der Erfolg von Schiefergas – sogenanntes „unkonventionelles“ Erdgas – in den USA die europäischen Elektrizitätspreise unter Druck. Ein weiterer Punkt auf der Kosten-Seite sei Deutschlands ambitionierte Investition in die erneuerbaren Energien. Durch diese Faktoren seien die Strompreise so niedrig, dass eine Ausweitung der Produktionskapazität verlustbringend wäre.

Für die Staatskasse sei die Unterbrechung der Investitionengünstig, da weniger Subventionen erteilt werden müssten. Vor allem seien für manche der zwölf Provinzen keine Subventionen nötig. Das erneute Errichten von Windrädern sei in den Regionen Overijssel, Limburg und Nord-Brabant erst 2040 wieder rentabel. Sobald die Windenergie an Land betriebsökonomisch rentabel sei, könne man in Friesland, wo es am stärksten windet wieder mit der Ausweitung der Windenergie beginnen.

In unserem Dossier zur Energiewirtschaft in den Niederlanden finden Sie umfangreiche Informationen zu diesem Thema.