Nachrichten Juni 2013


VERKEHR: Debakel um den Direktor der niederländischen Bahn und die Hochgeschwindigkeitsbahn Fyra [UPDATE]

Utrecht. LK/NOS/ns.nl/VK. 3. Juni 2013.

Die niederländische Bahn teilte heute mit, dass ihr Generaldirektor Bert Meerstadt seine Position verlässt. Das sorgt bei den niederländischen Medien für Aufsehen, denn Meerstadt stand seit Anfang des Jahres wegen der Probleme mit den Hochgeschwindigkeitszügen Fyra in der Kritik. Laut eines Berichts des Boulevardblattes De Telegraaf sollen die Fyra-Züge gestrichen werden. Man vermutet, dass der Rücktritt Meerstadts eine Folge dieser Probleme ist.

Im Pressebericht der Nederlandse Spoorwegen (NS) wird erklärt, dass Meerstadt nach seiner zwölfjährigen Tätigkeit seinen Posten als Generaldirektor abgeben wolle. Gründe für diese Entscheidung werden nicht genannt. Er fühle sich bereit für einen neuen Schritt. Zu den Fyra-Zügen schreibt Meerstadt, dass er eine gute Beförderungslösung zwischen den Niederlanden und Belgien über die Hochgeschwindigkeitsstrecke als eine wichtige Aufgabe sieht, die er vor der Amtsabgabe abrunden will. Sein Nachfolger wird ab 1. Oktober Timo Huges, der aktuell Direktionsvorsitzender des königlichen Blumenauktionshauses FloraHolland ist.

Im Januar dieses Jahres – nach nur ein paar Monaten Einsatz – hatte man die ersten Fyra-Züge aus den Fahrplänen gestrichen, da sie technische Probleme aufwiesen. Sie wurden durch die langsameren Intercitys ersetzt. Rost, Hupen, Bremsen, Akkus und lose Teile des Unterbaus hätten seitdem immer wieder Probleme gemacht, die der italienische Hersteller AnsaldoBreda nicht rechtzeitig habe reparieren können. Bis heute sollen die Fyra-Züge laut der Tageszeitung De Volkskrant acht Milliarden Euro gekostet haben. Am Freitag teilte die belgische Bahn NMBS mit, die Züge, die Amsterdam und Brüssel verbinden sollten, nicht mehr nutzen zu wollen, da sie zu unsicher seien. Sollten die schnellen Züge in den Niederlanden nicht mehr genutzt werden, wird das auch auf deutsche Reisende Auswirkungen haben. Der ICE wird auf Strecken, die von den langsameren Intercitys genutzt werden, nicht seine volle Geschwindigkeit fahren können.

Es ist unklar wie über die Fyra-Züge entschieden wird. Der Sprecher der NS verriet, dass sich die niederländische Staatssekretärin für Infrastruktur und Umwelt Wilma Mansveld (PvdA) heute mit der NS-Direktion zu einem Gespräch träfe. Die Frage, ob Meerstadt in diesem Gespräch die Einstellung des Fyra-Projektes besprechen wolle, konnte der Sprecher nicht beantworten.

[UPDATE 04. Juni 2013, AF: Wie gestern Abend nach der Sitzung der niederländische Staatssekretärin für Infrastruktur und Umwelt Wilma Mansveld mit der NS-Direktion bekannt gegeben wurde, werden die Hochgeschwindigkeitszüge in den Niederlanden ab sofort nicht mehr eingesetzt.]