Nachrichten Januar 2013
ATOMKRAFT: Grenzüberschreitender Protest gegen belgisches Atomkraftwerk Tihange
Maastricht. AF/AZ/DWM/Electrabel/NOS. 14. Januar 2013.
Nur rund 50 Kilometer hinter der niederländischen und 75 Kilometer hinter der deutschen Grenze liegt das belgische Atomkraftwerk Tihange. Seit Jahren werden immer wieder Zwischenfälle von dort gemeldet, seit vergangenem Sommer ist Tihange 2 sogar aufgrund von Haarrissen im Betonmantel bis auf weiteres stillgelegt. Gründe genug für die Bewohner der Region gemeinsam für die Schließung der 1975 errichteten Anlage zu demonstrieren. Vergangenen Samstag trafen sich mehr als 1.500 Menschen aus den Niederlanden, Belgien und Deutschland in Maastricht zu einem Protestmarsch.
In Kürze entscheidet die belgische Regierung darüber, ob der seit dem 16. August 2012 stillgelegte Block 2 des Atomkraftwerks wieder ans Netz darf. Der Betreiber der Anlage, Electrabel, hält den Meiler nach einer Überprüfung nämlich wieder für einsatzfähig. Dies bezweifelt jedoch eine von den Grünen im Europäischen Parlament in Auftrag gegebene unabhängige Material-Studie, deren Ergebnisse ebenfalls vergangenes Wochenende bekannt wurden.
All dies trug sicher auch dazu bei, dass am vergangenen Wochenende trotz der niedrigen Temperaturen mehr als 1.000 Personen dem Demonstrations-Aufruf der Limburger Grünen (GroenLinks) folgten. Diese überreichten bei der Schlusskundgebung eine Petition mit rund 11.000 Unterschriften an Maastrichts Oberbürgermeister Onno Hoes (VVD), den Limburger Abgeordneten Bert Kersten und das Parlamentsmitglied Manon Fokke (beide PvdA). Die Forderung: Tihange muss vom Netz! Außerdem sollen grenzüberschreitende Katastrophenpläne für den nuklearen Ernstfall erarbeitet werden.
„Wir wollen erreichen, dass für einen Umkreis von 80 Kilometern um den potentiellen Unfallort Pläne für Schutzräume, Evakuation und die Verteilung von Jodtabletten entwickelt werden. Außerdem fordern wir grenzüberschreitende Katastrophenübungen im Falle einer nuklearen Katastrophe sowie eine schnelle Schließung der tickenden Zeitbombe Tihange“, wird Provinzialstaaten-Abgeordneter Gert-Jan Krabbendam (GroenLinks) von der belgischen Zeitung De Wereld Morgen zitiert.
Einen kleinen Teilerfolg können die Demonstranten bereits verbuchen: Bürgermeister Hoes, der in der Region Südlimburg für den Katastrophenschutz zuständig ist, versprach, dass es noch in diesem Jahr eine grenzüberschreitende Katastrophenschutzübung in der Euregio geben wird.