Nachrichten Januar 2013


MEDIZIN: Möglicherweise auch Niederländer von deutschem Organspendeskandal betroffen

Leiden/Leipzig. /eurotransplant.org/VK. 04. Januar 2012

Wie die niederländische Tageszeitung de Volkskrant in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, können möglicherweise auch niederländische Patienten von den jüngsten Organspendeskandalen in Deutschland betroffen gewesen sein. Durch die mutmaßlichen Manipulationen in Göttingen und zuletzt auch Leipzig, durch die dortige Organempfänger auf der Warteliste höher eingestuft wurden, kann die zuständige Vermittlungsstelle Eurotransplant Nachteile für Patienten in den anderen sechs Partnerländern nicht ausschließen.

Der aktuell Leipziger Transplantationsskandal, bei dem die an Eurotransplant übermittelten Patientendaten für die Zuteilung von Spenderlebern manipuliert wurden, hat die niederländische Stiftung nach eigener Aussage „mit Betroffenheit zur Kenntnis genommen“. Das nicht-kommerzielle Eurotransplant verwaltet eine gemeinsame Warteliste für die Benelux-Staaten, Deutschland, Österreich, Slowenien und Kroatien und arbeitet dazu mit den dortigen Transplantationszentren, Gewebetypisierungslaboratorien und Krankenhäusern zusammen. „Wir finden diese Affäre furchtbar, denn unser System arbeitet auf Basis von Vertrauen. Patienten, die auf der Warteliste stehen, haben normalerweise eine schlechte Lebensqualität und hoffen auf das erlösende Telefonat, dass ein Organ verfügbar ist. Eine Transplantation ist für sie das letzte Mittel“, so die Organisation gegenüber de Volkskrant.

Durch die Kooperation von sieben Ländern unter dem Dach von Eurotransplant können die Verantwortlichen in Leiden keine letztendliche Gewissheit darüber geben, dass ausschließlich deutsche Patienten von den Betrügereien betroffen seien: „Wir können nicht ausschließen, dass niederländische Patienten geschädigt wurden“, so jetzt ein Sprecher der in Leiden ansässigen Organisation. Zwar bekommen die meisten Organempfänger in der Regel ein Organ aus dem eigenen Land transplantiert – ein kleiner Teil stammt jedoch auch aus einem der anderen Partnerländer von Eurotransplant. Aktuell sind rund 15.500 Patienten auf der Warteliste für ein benötigtes Organ registriert. Niederländerinnen und Niederländer stehen dabei im europäischen Vergleich der Anzahl an Organspender im Verhältnis eher schlecht da (NiederlandeNet berichtete).

Ans Licht gekommen waren die jüngsten Leipziger Manipulationsvorwürfe nach Aussage von Eurotransplant durch die nach dem 2012 bekannt gewordenen Göttinger Skandal eingeführten Maßnahmen, die in einem Spitzengespräch im Berliner Gesundheitsministerium beschlossen wurden. Diese beinhalten, dass die medizinischen Einrichtungen nun noch enger mit Eurotransplant zusammenarbeiten und mit Vor-Ort-Kontrollen durch die Prüfungskommission rechnen müssen. Diesen strengeren Maßnahmen sei nach Aussage von Eurotransplant auch die Entdeckung der Leipziger Betrügereien zu verdanken: „Die Spezialisten müssen bei uns nicht nur ihre Patienten anmelden, sondern auch alle Veränderungen in deren Krankheitsverlauf melden. Dadurch kann man anhand unserer Daten entscheiden, ob eine Krankenakte normal aussieht“, so ein Eurotransplant-Sprecher gegenüber de Volkskrant.

Eurotransplant vermittelt seit 1967 zwischen Anbietern und Nachfragern von Organen in sieben europäischen Ländern. Vorrangiges Ziel ist dabei die optimale Verfügbarkeit von Spenderorganen und Spendergeweben. Bis zu ihrem 40. Jubiläum im Jahr 2007 konnte Eurotransplant 122.000 Menschen helfen – mit unter anderem rund 79.000 Nieren, die durch die Vermittlung der Organisation transplantiert werden konnten.