Nachrichten Februar 2013


SPORT: Ex-Eisschnellläuferin Atje Keulen-Deelstra überraschend gestorben

Leeuwarden. SE/SZ/TR/VK. 25. Februar 2013.

Die Sportwelt ist erschüttert über den plötzlichen Tod der früheren niederländischen Eisschnellläuferin Atje Keulen-Deelstra. Das Ausnahmetalent starb vergangenen Freitag im Alter von 74 Jahren im Medisch Centrum Leeuwarden aufgrund eines Herzinfarktes, wie ihre Familie mitteilte.

Atje Keulen-Deelstra war die erfolgreichste Eisschnellläuferin der Niederlande. Sie gewann in den 1970er Jahren vier Weltmeisterschaften und drei Europameisterschaften im Mehrkampf. Bei den olympischen Spielen 1972 in Sapporo (Japan) erkämpfte sie sich eine Silber- und zwei Bronzemedaillen.

Sven Kramer, der am vergangenen Wochenende zum sechsten Mal die Eisschnelllauf-Weltmeisterschaft im Mehrkampf gewonnen hatte (NiederlandeNet berichtete), twitterte: „Mit ihrem Tod verlieren die Niederlande eine der bemerkenswertesten Personen des Eisschnelllaufs. Sie war ein Vorbild für uns, auch als friesische Sportlerin des Jahrhunderts.“ Auch Ireen Wüst, die mit ihrem vierten WM-Titel mit Atje Keulen-Deelstra gleichauf ist, meldete sich zu deren Tod: „74 ist viel zu jung, sie war eine große Ikone und ein Vorbild für den Sport.“ Keulen-Deelstra hatte Wüst nach ihrem letzten WM-Titel in einem Interview davon abgeraten den WM-Rekord der Erfurterin Gunda Niemann-Stirnemann von acht Siegen anzustreben, da dies zu viel Kraft kosten würde.

Atje Keulen-Deelstra zeigte ihr Talent und ihre Begeisterung für das Eislaufen schon früh, als sie mit 16 Jahren die Junioren-Kurzbahnmeisterschaft der Provinz Friesland im Jahr 1954 gewann. Doch dann nahm ihr Leben eine Wendung. Die Sportlerin heiratete 1962 den Landwirt Jelle Keulen, bekam drei Kinder (Boukje, Kees und Goos) und half auf dem Bauernhof mit.

1969 begann sie dann erst spät ihre Sportlerkarriere. Als Mutter und Bäuerin stieß sie auf Widerstand und hatte mit Vorurteilen zu kämpfen, doch durch ihr Dursetzungsvermögen und ihrer Liebe zum Eislaufen wurde sie sogar zu einem Vorbild der niederländischen Frauenbewegung.

Für den niederländischen Eislaufverband KNSB war sie mit 31 Jahren schon zu alt für den Spitzensport und kam anfangs auch nicht in die Nationalmannschaft, erst nach ihrem ersten Meisterschaftstitel wurde sie aufgenommen.

1975 wechselte Keulen-Deelstra zum Eislauf-Marathon und konnte fünf niederländische Meisterschaften zu ihren Erfolgen zählen – die letzte sogar als 41-jährige – und sie siegte drei Mal auf der kurzen Bahn.

Ende 1999 wurde sie als beste friesische Eisläuferin des 20. Jahrhunderts geehrt und wurde Ehrenmitglied beim KNSB. Nach ihrer aktiven Laufbahn besuchte sie Schulen, um Vorträge über das Eislaufen zu halten. Sie wurde immer als „große Sportsfrau“ gefeiert, wobei sie selbst immer bescheiden und zurückhaltend mit ihren sportlichen Erfolgen umging.