Nachrichten Februar 2013


STUDIENFINANZIERUNG: Studiendarlehen soll bisherige Ausbildungsförderung ersetzen

Den Haag. MWE/rijksoverheid.nl/TR/VK. 14. Februar 2013.

Am Mittwochmorgen hatten die niederländische Bildungsministerin Jet Bussemaker (PvdA) und die Zweite Kammer über die Einführung des sociaal leenstelsel (dt. soziales Darlehen) diskutiert. Ab 2014 soll die bisherige Ausbildungsförderung durch Studiendarlehen ersetzt werden. Die Opposition weigert sich bislang jedoch, diese Pläne zu unterstützen.

Ab September 2014 will Bussemaker die sogenannte basisbeurs (dt. Ausbildungsförderungsbeihilfe) abschaffen und durch ein soziales Darlehen ersetzen. Studenten sollen Geld leihen und später zu einem günstigen Zins zurückzahlen können. Das Geld, das durch die Abschaffung der bisherigen Ausbildungsförderung eingespart wird, soll in Lehre und Forschung investiert werden und so den Studenten wieder zu Gute kommen. Bisher erhielten Studenten, die noch zuhause wohnten 98 Euro, alle anderen 272 Euro im Monat. Zusätzlich gab es 250 Euro für Studenten, deren Eltern über ein sehr geringes Einkommen verfügen. Diese zusätzliche Ausbildungsförderung soll auch weiterhin bestehen bleiben, um jedem den Zugang zum Studium zu ermöglichen.

Der geplante Kredit muss laut den Plänen der Regierung erst zurückgezahlt werden, wenn der Student oder die Studentin über ein gewisses Einkommen verfügt. Insgesamt bleiben den ehemaligen Studenten dafür 15 Jahre Zeit. Falls nach dieser Periode noch Schulden bestehen, werden sie erlassen. Ein Argument, mit dem die Regierung die Einführung der Studienkredite begründet, ist unter anderem, dass sich Studenten dadurch bewusster für ein Studium und einen bestimmten Studiengang entscheiden. Zudem würden Akademiker im späteren Berufsleben gut verdienen und seien daher in der Lage, die Schulden auch zurück zu bezahlen. Falls dies einmal nicht der Fall sein sollte, würden die monatlichen Raten angepasst oder die Rückzahlung ausgesetzt werden, bis man wieder über ausreichende finanzielle Mittel verfüge.

Doch es gibt auch viele Stimmen gegen das soziale Darlehen. So äußerte der Landelijke Studenten Vakbond (LSVb) Kritik an den Plänen der Regierung. Die Studentengewerkschaft befürchtet, dass sieben bis zehn Prozent der Schüler zukünftig nicht studieren werden, weil sie vor den damit verbundenen Kosten und den hohen Schulden, die mit einem Studienkredit verbunden sind, zurückschrecken. Die neuen Pläne verschlechtern zudem die Chancen für Studenten aus ärmeren Familien zusätzlich. Und Studenten, die nebenbei arbeiten, um den benötigten Betrag so gering wie möglich zu halten, bleibt weniger Zeit, sich auf ihr Studium zu konzentrieren. Zudem steht zu befürchten, dass sich Studenten für leichtere Studiengänge entscheiden, die weniger Zeiten benötigen als beispielsweise ein schwieriges Technikstudium. Doch gerade in diesem Bereich werden Fachkräfte gesucht. Und es trifft auch nicht auf alle Akademiker zu, dass sie nach ihrer Ausbildung überdurchschnittlich gut verdienen.

Auch die Vereinigung der Universitäten VSNU beurteilt das geplante Darlehen kritisch. Denn auch Studenten, die bereits studieren, würden spätestens dann, wenn sie einen Master beginnen, ebenfalls mit dem Wegfallen der Studienfinanzierung konfrontiert werden. Dies sei ihnen gegenüber nicht fair, da sie ihr Studium unter anderen Bedingungen begonnen hätten. Jasper van Dijk, der für die Sozialistische Partei in der Zweiten Kammer sitzt, schrieb in der niederländischen Tageszeitung Trouw, dass er bezüglich der Studienkredite Parallelen zur Diskussion um das Bußgeld für Langzeitstudenten sehe, das kurz nach seiner Einführung schließlich doch wieder rückgängig gemacht wurde. Zudem sei der Name irreführend, denn bei dem ‚sozialen Darlehen‘ handle es sich keinesfalls um eine soziale Studienfinanzierung.

Da die beiden Regierungsparteien VVD und PvdA im niederländischen Oberhaus keine Mehrheit haben, hofft das Kabinett darauf, GroenLinks und D66 zur Unterstützung seiner Pläne gewinnen zu können. Beide Parteien befürworteten in ihren Wahlprogrammen die neue Studienfinanzierung. Den derzeitigen Vorschlag unterstützen sie allerdings nicht. Jesse Klaver (GroenLinks) sagte, dass mögliche Anpassungen des Systems untersucht werden müssten, beispielsweise niedrigere Studiengebühren, höhere zusätzliche Stipendien und längere Tilgungszeiten. Darüber hinaus fordert er von Jet Bussemaker eine Untersuchung, die genaue Zahlen bezüglich der Anzahl Studenten, die aufgrund des Studienkredites, der aufgenommen werden müsste, von einem Hochschulstudium absehen würden hervorbringen soll. Bislang basiere Bussemaker ihre Argumentation auf Zahlen des niederländischen Statistikamtes CPB, die jedoch nicht alle Faktoren berücksichtigen würden.