Nachrichten DEZember 2013


GESELLSCHAFT: Negative Stimmung gegenüber Ausländern nimmt ab

Den Haag. KL/NRC/SCP/VK. 16. Dezember 2013.

Obwohl die Folgen der Wirtschaftskrise gegenwärtig für immer mehr Niederländer konkret spürbar werden, schwächt sich die negative Sichtweise von Migration und Integration weiter ab. Einwohner mit ausländischem Hintergrund scheinen demzufolge nicht für die aktuellen Probleme verantwortlich gemacht zu werden. Das ist das auffälligste Ergebnis eines Berichts des Sociaal en Cultureel Planbureaus (SCP) zur sozialen Situation in den Niederlanden, der vergangenen Mittwoch veröffentlicht wurde.

Während im Jahr der Ermordung des rechtspopulistischen Politikers Pim Fortuyn, 2002, noch knapp die Hälfte der Befragten die Ansicht vertrat, dass zu viele Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Land wohnten, ist 2013 nur rund ein Drittel dieser Meinung. Gleichzeitig findet erstmals eine knappe Mehrheit, dass die meisten Muslime in den Niederlanden Respekt vor der Kultur und der Lebensweise anderer Bevölkerungsgruppen haben.

Der zweijährlich erscheinende Bericht des SCP fasst aktuelle soziale Entwicklungen in den Niederlanden zusammen, dabei steht vor allem das Vertrauen der Bevölkerung in die Wirtschaft, Gesellschaft und Institutionen im Mittelpunkt. Erneut hat sich das Ausbildungsniveau der Befragten als wichtiger Faktor herausgestellt, der auf die Formel gebracht werden kann: je geringer die Ausbildung, desto geringer das Vertrauen – auch in die Demokratie.

Die persönlichen Lebensumstände, das eigene Einkommen und die Zukunftsperspektiven werden überwiegend günstig beurteilt. Auf der anderen Seite weist der Bericht auch auf Rückschritte hin, beispielsweise hat sich die „Lebensqualität“ zwischen 2010 und 2012 verschlechtert. Die meisten Haushalte, vor allem Selbständige sind betroffen, haben an Kaufkraft eingebüßt und die Anzahl der Menschen, deren Einkommen unterhalb der Armutsgrenze liegt, ist gestiegen. Die Zufriedenheit mit der wirtschaftlichen Situation hat dementsprechend zwischen 2008 und Juli 2013 von 81 Prozent auf 47 Prozent drastisch abgenommen.

Für die Zukunft prognostiziert das SCP zusätzliche Probleme, weil die Folgen der Sparpolitik bestimmte Bevölkerungsgruppen, wie etwa Rentner und sozial Schwache, noch gar nicht erreicht habe. Eine besonders negative Entwicklung der Lebenssituation sei bei Personen mit geringem Ausbildungsstand, niedrigem Einkommen und schlechter Gesundheit zu befürchten. Diese gefährdeten Gruppen, die rund sechs Prozent der Bevölkerung ausmachen, müsse die Regierung bei zukünftigen Reformen daher mit Nachdruck berücksichtigen, warnt das SCP.

Trotz der gegenwärtigen Unzufriedenheit mit der wirtschaftlichen Lage, bezeichnen sich 85 Prozent der Niederländer als glücklich bis sehr glücklich. Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten ist die Lebensqualität hoch. Zwischen 2010 und 2012 trat zwar erstmals eine Verschlechterung auf diesem Gebiet auf, dennoch empfinden 82 Prozent der Befragten ihren eigenen Haushalt als wohlhabend und rund 70 Prozent sind mit ihrem Einkommen zufrieden.

Den vollständigen Bericht des Sociaal en Cultureel Planbureaus finden Sie hier:
De sociale staat van Nederland 2013