Nachrichten August 2013


POLITIK: Erste Frau kandidiert für die SGP

Vlissingen. MWE/NOS/NRC/TR. 23. August 2013.

Zum ersten Mal in der Geschichte der niederländischen orthodox-protestantischen Partei SGP stellt sich eine Frau zur Wahl. In Vlissingen will Lilian Janse als Spitzenkandidatin der Partei an den Kommunalwahlen im nächsten Jahr teilnehmen. Lange war die Mitgliedschaft in der Partei männlichen Parteimitgliedern vorbehalten.

Bis vor kurzem waren Frauen aufgrund religiöser Ansichten auf den SGP-Wahllisten nicht zugelassen. 2003 hatten verschiedene Organisationen begonnen, dagegen vorzugehen. Sie kritisierten auch den niederländischen Staat, der dies dulde und damit gegen den UN-Vertrag über die Gleichberechtigung der Frauen von 1979 verstoße. Nach einem langen Rechtsstreit entschied das oberste niederländische Gericht, der Hoge Raad, im Jahr 2010, dass die SGP Frauen die Parteimitgliedschaft und auch das passive Wahlrecht zugestehen müsse (NiederlandeNet berichtete).  Erst zu Beginn dieses Jahres änderte die SGP ihre Satzung dahingehend, dass nun auch Frauen auf den SGP-Wahllisten zugelassen sind (NiederlandeNet berichtete).

Die 40-jährige Lilian Janse ist nun die erste Frau, die sich für die SGP zur Wahl stellt. Ihre Kandidatur kam jedoch erst zur Sprache, nachdem alle sechs männlichen Parteimitglieder, denen der Posten angeboten worden war, abgesagt hatten. Lilian Janse, die durch ihren Vater, der viele Jahre SGP-Ratsmitglied war, zur Politik kam, ist nun die einzige Bewerberin für den Posten der Spitzenkandidatin. In Kürze entscheiden die SGP-Mitglieder in Vlissingen über ihre Kandidatur. Bisher ist die SGP im dortigen Gemeinderat nicht vertreten.

In einem Interview mit der niederländischen Tagezeitung Trouw appellierte Maarten van Leeuwen, Parteivorsitzender der SGP, an das „Verantwortungsgefühl“ der männlichen Parteimitglieder und hofft, dass sich bis zur Entscheidung am kommenden Montag noch Männer zur Wahl stellen. Er gab zu, dass man seit der Satzungsänderung nicht so schnell mit der Bewerbung einer Frau gerechnet habe. Man bejubele die Entwicklung nicht, würde sie aber auch nicht blockieren. Dennoch „bleiben wir der Meinung, dass Männer und Frauen eine unterschiedliche Berufung und Verantwortung im Leben haben“, so Van Leeuwen.