Nachrichten August 2013
TRADITIONSBRUCH: Prinz Friso wird nicht in Delft beigesetzt
Den Haag. MWE/VK. 14. August 2013.
Die Beerdigung von Prinz Friso im engsten Familienkreis am kommenden Freitag stellt einen Traditionsbruch dar. Sowohl der Ort als auch der Ausschluss der Öffentlichkeit spiegelt jedoch seine Haltung zu Lebzeiten wieder: Er scheute den Medienrummel um seine Person und hielt sich lieber im Hintergrund.
In den vergangenen Tagen hatten Freunde und Verwandte die Möglichkeit, im Palast Huis ten Bosch von Prinz Friso Abschied zu nehmen. Aller Voraussicht nach wird er dort noch bis Freitag im Abschiedsraum, der eigens zu diesem Zweck eingerichteten Chapelle Ardente, aufgebahrt liegen. Vier Soldaten werden zur Totenwache abgestellt. Später kann auch das Volk dem Prinzen dort die letzte Ehre erweisen.
In den Niederlanden kennt man keine nationale Trauer. Ministerpräsident Rutte ordnete dennoch an, dass am Freitag die Flaggen an staatlichen Gebäuden auf Halbmast gesetzt werden. Am niederländischen Hof wird in jedem Fall Trauer gezeigt und zwar vom Moment des Todes bis zum Tag der Beisetzung.
Im Wet op de Lijkbezorging (dt. Gesetz über das Leichen- und Bestattungswesen) sind alle Regelungen bezüglich des Begräbnisses von Mitgliedern des Königlichen Hauses festgelegt. Durch seine Heirat mit Mabel Wisse Smit im Jahr 2004 war Prinz Friso zwar noch Mitglied der Königlichen Familie, nicht aber des Königlichen Hauses. Der niederländische Innenminister Ronald Plasterk kann allerdings Ausnahmen gewähren, wenn es sich um Blutsverwandte oder angeheiratete Verwandtschaft des Königs handelt. Auch kann der Leichnam von Prinz Friso balsamiert werden. Während Königin Wilhelmina und Prinz Bernhard nicht balsamiert wurden, entschied man sich bei Prinzessin Juliana und Prinz Claus für eine einfache Form der Balsamierung.
Beigesetzt wird Prinz Friso am Freitag in Lage Vuursche. Damit wird die jahrhundertealte Tradition des Hauses von Oranien-Nassau durchbrochen. Nicht nur, dass Prinz Friso nicht wie erwartet in Delft, sondern in der Gemeinde Baarn bestattet wird. Auch dass er im Unterschied zu allen anderen Mitgliedern der königlichen Familie begraben, statt in einer Gruft über der Erde beigesetzt wird, widerspricht der Tradition. Vermutet wird, dass Prinzessin Beatrix ihren Sohn nach ihrem bevorstehenden Umzug nach Schloss Drakensteyn gerne in der Nähe haben möchte. Zudem findet die Beerdigung im engsten Familienkreis unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Den Gottesdienst in der Stulpkerk wird Pfarrer Carel ter Linden leiten. Er kennt Beatrix‘ Söhne seit ihrer Jugend, erteilte ihnen Konfirmandenunterricht, beerdigte schon Prinz Claus und Prinz Bernhard und traute sowohl König Willem-Alexander und Königin Maxima als auch Prinz Friso und seine Frau Mabel. Nach ihrer Hochzeit kritisierte Ter Linden mehrmals öffentlich die Medienjagd auf die Vergangenheit von Prinzessin Mabel.
Am kommenden Donnerstag wird auch im österreichischen Lech ein Gedenkgottesdienst in Form einer Bergmesse unter freiem Himmel stattfinden. „Wir haben mit der Kirche abgesprochen, dass wir während dieser Messe für Prinz Friso beten werden“, so Ludwig Muxel, der Bürgermeister von Lech.