Nachrichten August 2013


GESELLSCHAFT: Reaktionen auf den Tod von Prinz Friso

Den Haag. MWE/NRC/stern.de/VK/welt.de. 13. August 2013.

Die niederländischen Zeitungen gedachten Prinz Friso heute mit dem allergrößten Respekt. Sie priesen seine Intelligenz und seinen Eigensinn, bezeichneten ihn als brillant, kritisch und talentiert. Das NRC Handelsblad zeichnete das Bild eines bescheidenen und introvertierten Mannes, der sich erfolgreich im Hintergrund hielt und mit seiner Familie ein unauffälliges Leben in London führte. Oft konnte Prinz Friso zu seiner großen Freude unerkannt von London nach Amsterdam fliegen.

Auch die niederländische Tageszeitung De Volkskrant veröffentlichte einen Tag nach dem Tod von Prinz Friso eine Biografie, in der seine Rolle als „erste Reserve“ für König Willem-Alexander angesprochen wird, mit der er schon früh haderte. Seine berühmteste Aussage aus Kindertagen lautete: „Du darfst Alex zwar zusammenschlagen, musst aber dafür sorgen, dass er nicht stirbt, denn dann muss ich König werden.“ In seiner öffentlichen Rolle fühlte er sich unwohl, das war ihm auch am traditionellen Königinnentag anzumerken. Zur Regentschaft seiner Mutter äußerte er sich 1988 wie folgt: „Manchmal geht sie irgendwo hin mit den allergrößten Kopfschmerzen und bringt es noch fertig zu lachen. Nun, das könnte ich nicht. Meistens lasse ich es mir dann anmerken.“

Auch die Trouw betonte in ihrer heutigen Ausgabe den Eigensinn von Prinz Friso, der seinen eigenen Weg ging, beschrieb ihn aber im Gegensatz zu De Volkskrant als jemanden, der in der Öffentlichkeit kaum Emotionen zuließ oder zeigte. Auch die traditionellen Fototermine, wie zuletzt in Lech, hätte er eher mit geringem Interesse über sich ergehen lassen. Dadurch wirkte er oft auch ein wenig arrogant. Doch auch wenn er sich am liebsten im „Windschatten“ aufhielt, wie das Algemeen Dagblad schrieb, so kam er seinen familiären Verpflichtungen doch immer nach, wenn ihn seine Mutter darum bat.

In der ausländischen Presse wurde Prinz Friso ebenfalls als freundlich, friedliebend und intelligent beschrieben. Er schloss drei Studiengänge – Ingenieurwissenschaft, Luft- und Raumfahrttechnologie und Betriebswirtschaft – erfolgreich ab und machte bis zur Verlobung mit Mabel Wisse Smit 2003 keine Schlagzeilen. Mabels frühere enge Beziehung zu dem landesweit bekannten Schwerkriminellen Klaas Bruinsma löste einen Skandal aus. Parlament und Regierung verweigerten die Zustimmung zur Hochzeit und Prinz Friso konnte Mabel nur durch Verzicht auf seine Zugehörigkeit zum niederländischen Königshaus heiraten.

Wie die niederländischen Zeitungen berichtete auch Die Welt, dass Prinz Friso nicht für „Glamour und das lustige Leben“ zu haben gewesen sei. Er sei scheu im Umgang mit der Öffentlichkeit gewesen und trotz Freundlichkeit immer auch ein wenig distanziert. Der Stern schrieb, dass die niederländischen Windmühlen in den Trauerstand gestellt wurden, da Prinz Friso Schirmherr der Vereinigung De Hollandsche Molen (dt. Die holländischen Mühlen) war.

Auch viele niederländische Politiker äußerten sich zum Tod von Prinz Friso und bekundeten ihr Beileid. Premier Mark Rutte erklärte auf Facebook der Tod Prinz Frisos sei „sehr traurig“. „Trotz allem ist diese Neuigkeit ein Schock“, so Rutte. „Prinz Friso war erst 44 Jahre alt und stand bis zu seinem Skiunglück, vor nun rund anderthalb Jahren, mitten im Leben. Für Prinzessin Mabel und ihre beiden Töchter Luana und Zaria wird es kaum zu begreifen sein, dass sie jetzt definitiv ohne ihren Mann und Vater weiterleben müssen. Vor allem Ihnen gilt unsere Anteilnahme.“ Zudem kündete er an, eher aus dem Urlaub zurückkehren zu wollen.

Ähnlich äußerte sich Diederik Samsom, Chef der Sozialdemokraten: „Wir sind bestürzt von Prinz Frisos Tod. Unser Beileid gilt seiner Familie, Prinzessin Mabel und ihren beiden Töchtern. Auch sind wir in Gedanken bei Prinzessin Beatrix, König Willem-Alexander und Königin Máxima, Prinz Constantijn und Prinzessin Laurentien. Wir wünschen ihnen allen außergewöhnlich viel Stärke und Kraft in dieser schweren Zeit.“

Auch der niederländische Außenminister Frans Timmermans (PvdA) richtete sich auf Facebook an die Familie des Prinzen: „Ein rabenschwarzer Tag. Ruhe in Friede, Prinz Friso. Prinzessin Mabel, Luana und Zaria, Prinzessin Beatrix und alle, die diesen großen Verlust erleiden, können sich der Anteilnahme aller Niederländer sicher sein. Wir trauern um einen besonderen Mann, immer er selbst und mit anderen mitfühlend.“

Alle Politiker reagierten voller Bestürzung auf den Tod Prinz Frisos, auch wenn dies eine Nachricht war, „die man erwartet hat und die doch überrascht“, wie Boris van der Ham, ehemaliger D66-Abgeordneter in der Zweiten Kammer, über Twitter verkündete. Tief bestürzt zeigte sich auch Ludwig Muxel, der Bürgermeister von Lech, wo Prinz Friso im vergangenen Februar beim Skifahren verunglückte: „Wie viele andere Einwohner von Lech kannte ich den Prinzen von klein auf.“

Auch das Volk trauert um den jüngeren Bruder von König Willem-Alexander. Im Nachrichtendienst Twitter ist "Prins Friso" das Topthema und es wurde ein offizielles digitales Kondolenzbuch eingerichtet, in welches Beileidsbekundungen geschrieben werden können. Darin finden sich bereits viele Beileidsbekundungen, nicht nur auf Niederländisch, sondern auch auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch oder Italienisch. Viele der Nachrichten richten sich an die Königliche Familie und zeigen, dass viele Menschen am Schicksal von Prinz Friso Anteil nehmen. Auch am Palast Huis ten Bosch gaben viele Niederländer Blumen ab, um ihr Mitgefühl zu bekunden.