Nachrichten April 2013
THRONFOLGE: Reaktionen auf Interview mit künftigem König
Den Haag. TM/NOS/NRC/TR/VK. 19. April 2013.
Das am Mittwoch ausgestrahlte Fernsehinterview mit dem zukünftigen niederländischen König Willem-Alexander und seiner Frau Máxima (NiederlandeNet berichtete) ist bei der niederländischen Bevölkerung wie auch Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Medien mehrheitlich gut angekommen: „Das war in meinen Augen der beste Medienauftritt überhaupt von Willem-Alexander. Er strahlte Entspannung, Autorität und Wissen aus. Die Handbremse war nicht mehr angezogen“, so die Bewertung von Roderik van Grieken, Direktor des Niederländischen Debatten Instituts. „Da war Rhythmus vorhanden und die Chemie zwischen ihm und Máxima stimmte. Sie waren in Balance und gingen spontan aufeinander ein“, so Rudolf Spoor, ehemaliger Hofberichterstatter des Nachrichtensenders NOS.
Hohes Interesse an zukünftigem König
Rund 4,6 Millionen Zuschauer und damit fast ein Drittel aller Niederländer ab sechs Jahren hatten das Gespräch am Mittwochabend auf einem der beiden ausstrahlenden Fernsehsender verfolgt. Von allen Fernsehzuschauern waren dies umgerechnet zwei Drittel, wobei der Anteil von Frauen leicht überwog, wie aus Zahlen der Stichting Kijkonderzoek (SKO) hervorgeht. Zum Vergleich: Die Ankündigung der Abdankung von Königin Beatrix Ende Januar (NiederlandeNet berichtete) errichte einen Spitzenwert von sieben Millionen Zuschauern.
Jene, die die Übertragung des ausgezeichneten Gesprächs im Palast Noordeinde verfolgt haben, bewerteten es mehrheitlich positiv. So besagt das Ergebnis einer Umfrage des Instituts Ipsos, dass die Hälfte der 750 Befragten nach dem Interview höhere Erwartungen von Willem-Alexander und Máxima haben als zuvor. Bei nur einem Prozent der Befragten sank diese Erwartung. 91 Prozent erwarten, dass Willem-Alexander ein guter König sein wird und 30 Prozent aller Befragten sind sogar der Überzeugung, dass er es besser als seine Mutter machen wird.
Auch die Kommentare in den Zeitungen vielen mehrheitlich positiv aus. So kommentierte das NRC Handelsblad den Auftritt des zukünftigen Königs etwa als fehlerlos und Vertrauen schaffend: „Er entpuppte sich als ein unterhaltender, manchmal humorvoller Gast, der auch sich selbst auf die Schippe nehmen konnte. [...] Die Tatsache, dass sie es taten und was sie taten schafft Vertrauen in die Kontinuität, die das Königshaus bieten muss.“ Und auch Raoul du Pré von de Volkskrant bewertete das, was die Millionen Fernsehzuschauer am Mittwoch sagen, als „beruhigend“. Zweifel, so der Kommentator, bestanden bislang auch eigentlich nur beim Verhältnis zwischen zukünftigem König, Öffentlichkeit und Politik. Hierbei habe Willem-Alexander in den vergangenen Jahren mehrfach zu wenig politisches Gefühl an den Tag gelegt: „Mittwoch im Fernsehen zeigten er und Prinzessin Máxima, dass sie ihre Lektionen gelernt haben. Alle Fallstricke entwichen sie elegant. Máxima ließ erkennen, dass sie realisiert habe, wie prekär die Position von ihrem Vater ist, und Willem-Alexander zog bei der Frage zur Mozambik-Affäre das Büßergewand an.“
Politische Reaktionen
Positive Reaktionen kamen auch aus der Politik. So bewertete man das rund einstündige Interview in den Haag nach Aussage der NOS überwiegend als „interessantes Gespräch, als ehrlich und offenherzig“. Man habe nun eine bessere Bekanntschaft mit dem angehenden Königspaar machen können. Und selbst bei den ausgewiesenen Monarchie kritischen Parteien war das Echo deutliche positiv. So beschrieb Geert Wilders von der PVV das Interview als „eindrucksvoll und offenherzig“. Der SP-Abgeordnete Ronald van Raak sagte, dass Willem-Alexander sehr „erreichbar“ wirkte und ihn an seine Großmutter, Königin Juliana, erinnerte. Auch Alexander Pechtold, Fraktionsvorsitzender der liberalen D66, war glücklich, dass das Königspaar mit der Zeit gehe und scheinbar offen für eine zeitgemäße Monarchie ist.
Genereller Kritikpunkt bei vielen Parteien ist der politische Einfluss, den der niederländische König – trotz einiger Einschränkungen im vergangenen Jahr (NiederlandeNet berichtete) – als offizielles Mitglied der Regierung immer noch hat. Die Alternative einer zeremoniellen Monarchie, wie sie innerhalb des Interviews auch thematisiert wurde, findet so auch bei einigen Volksvertretern Gefallen. Von daher hat man es auch positiv bewertet, dass Willem-Alexander am Mittwoch gesagt hat, sich dem Votum einer demokratischen Mehrheit nicht entgegenstellen wolle. Jeroen Recourt van der sozialdemokratischen PvdA etwa fand, dass Willem-Alexander während des Interviews angab, dass er seine Rolle und seine Position deutlich kennt. „Das habe ich sehr gewürdigt“.
Weitere aktuelle Informationen zum Thronwechsel gibt es auch in unserem Thronwechsel-Ticker.