Nachrichten April 2013
MONARCHIE: Zukünftiges Königspaar gibt offizielles Fernsehinterview
Den Haag. TM/NOS/RTL/RVD. 17. April 2013.
Knapp zwei Wochen vor der Amtsübernahme von Willem-Alexander als neuem König der Niederlande wurde im niederländischen Fernsehen heute Abend ein Interview mit dem Prinzen und seiner Frau Máxima ausgestrahlt. Darin stellte sich das zukünftige Königspaar den Fragen von Mariëlle Tweebeeke (Nieuwsuur) und Rick Nieman (RTL Nieuws) über deren Erwartungen und Pläne zur zukünftigen Amtszeit. Beide Interviewten machten dabei einen offenen wie auch souveränen Eindruck und schienen mit einer inneren Überzeugung zu sprechen. Willem-Alexander sagte, dass er in seiner Amtszeit ein „Symbol von Einheit und Kontinuität“ für sein Volk sein will.
Das Interview, welches zeitgleich von NOS und RTL ausgestrahlt wurde, hatte man bereits Anfang April im Palast Noordeinde in Den Haag aufgezeichnet. Aus diesem Grund gab es im Vorfeld der Ausstrahlung auch reichlich Kritik, da das niederländische Presseamt RVD alle ihm unpassenden Passagen rausschneiden konnte. Viele Journalisten sprachen von einem „Puppenspiel“, welches aufgeführt wurde. Letztendlich wurde es aber ein sehr ehrliches Interview, bei dem die beiden Journalisten auch vor kritischen Fragen nicht zurückschreckten und auch viele neue Aspekte zu den Feierlichkeiten Ende April sowie der Amtszeit Willem-Alexanders genannt wurden.
Feierlichkeiten am 30. April
Das Gespräch begann mit dem Versuch einer Rekonstruktion der Entscheidung von Königin Beatrix, am 30. April dieses Jahres abzudanken. Prinz Willem-Alexander berichtete, dass er etwa vor einem Jahr von seiner Mutter über ihre Pläne informiert worden sei: „Ich bin jetzt soweit, dass ich mit Dir sprechen will“, soll sie gesagt haben. Es sei ein sehr emotionaler Moment gewesen, wie Willem-Alexander betonte. Seine Mutter habe einen Zeitpunkt gesucht, zu dem die politische Situation in den Niederlanden ruhig war. Der Kronprinz sei ihr dankbar, dass sie ihm alle nötige Zeit gegeben habe, um zunächst seine eigene Familie aufzubauen. Máxima sei bei den Gesprächen immer dabei gewesen, wie Willem-Alexander betonte. Lange Zeit blieb der geplante Thronwechsel ein Geheimnis zwischen den Dreien, was teilweise auch zu Problemen bei der Terminplanung geführt habe, da der Kronprinz nicht immer darlegen konnte, warum er manche Anfragen für dieses Jahr absagen musste.
Für den 30. April seien die Vorbereitungen fast alle abgeschlossen. Von Nervosität sei noch nichts zu merken, so der Prinz, da man allen Beteiligten vertraue. Viele Schritte an dem Tag seien vom Protokoll vorgeschrieben, wodurch der neue König selbst nur wenig Einfluss auf die Gestaltung habe. Lediglich für das Abendprogramm habe er eigene Ideen einbringen können. Seine Antrittsrede sei bereits geschrieben und einzig am Vortag der Feierlichkeiten werde es noch eine Probe in der Nieuwe Kerk in Amsterdam geben. Den ganzen Tag über werden auch die drei Töchter von Máxima und Willem-Alexander mit dabei sein. Dies sei für alle drei ein „besonderes Ereignis“, wie Máxima betonte. Über die künftige Thronfolgerin Amalia sagte sie, dass sich diese sehr wohl darüber bewusst sei, welche Rolle sie in Zukunft selbst einmal spielen werde.
König Willem-Alexander
Zum zukünftigen Namen des Königs erklärte der Kronprinz noch einmal, dass er zukünftig als König Willem-Alexander und nicht etwa als König Willem IV auftreten werde. Willem-Alexander sei sein korrekter Name und er wolle nicht irgendeine Nummer unter vielen sein. Bei der Ansprache besteht das zukünftige Königspaar nicht auf das vom Protokoll vorgeschriebene „Königliche Hoheit“ oder „Majestät“. „Das können die Leute so machen, wie sie es für richtig halten. Ich bin kein Protokollfetischist“, so der zukünftige König.
Für seine Amtszeit hat sich Willem-Alexander vorgenommen, ein verbindendes Element für die gesamte niederländische Gesellschaft zu sein. Von seiner Mutter habe er den Rat bekommen, er selbst zu bleiben, an seinem Kurs festzuhalten und nicht zu versuchen, mit jeder Welle mit zu schwimmen. Während seiner Amtszeit wolle er die Stabilität seiner Vorgängerinnen und Vorgänger weiter fortführen – ein Land wie die Niederlande sei aber auch „immer in Bewegung“, sodass auch eine Monarchie im 21. Jahrhundert anders sei als die vor 200 Jahren. Inhaltlich, so Willem-Alexander, werde er seine eigenen Akzente setzen. So habe er beispielsweise selbst in der Hand, für welche Einladungen und Veranstaltungen er sich entscheide. Nach vorne geschaut, wünscht sich der zukünftige König, dass man nach seiner Amtszeit sagen kann, er habe der heute jungen Generationen etwas geben können. Es werde aber sehr schwer sein, es ebensogut oder sogar besser als seine Mutter zu machen, denn „Mutter hat es in den 33 Jahren ihrer Regentschaft sehr gut gemacht“.
Insgesamt sei Willem-Alexander nun „bereit“ für seine große Aufgabe. Er habe eine lange Vorbereitungszeit gehabt, während er von verschiedenen Institutionen – begonnen vom eigenen Elternhaus über die Schule, seiner Dienstzeit beim Militär, dem Studium, verschiedenen Praktika, seiner Funktion als Wasserexperte der UN oder dem Vorsitz von Stiftungen – gut auf seine zukünftige Rolle vorbereitet worden sei und er sich auch selbst etwas habe aufbauen können.
Zukünftige Rolle
An dem traditionellen Fest, welches bislang am Königinnentag, dem 30. April, gefeiert wurde, möchte Willem-Alexander in großen Zügen festhalten. Er steht aber auch hinter seiner Entscheidung, den Königstag zukünftig drei Tage vorher, an seinem eigenen Geburtstag, zu feiern, denn er hätte es als komisch empfunden, wenn er drei Tage vor dem Königstag seinen Geburtstag feiern würde. An diesem Festtag wird es die königliche Familie auch zukünftig in einzelne Gemeinden ziehen, wo man mit den dortigen Einwohnern auf deren Art und Weise feiern will. Man will sich zum Volk begeben und nicht etwa die alte Tradition eines Defilee wieder aufleben lassen – das sei gar nicht im Sinn des zukünftigen Königs.
Prinzessin Máxima sagte während des Interviews, dass sie probieren möchte, ihre bisherigen Aufgaben während der Regentschaft ihres Mannes weiterzuführen. Ihre Rolle wird sich somit weniger stark verändern als die ihres Mannes. Máxima habe in den zahlreichen Funktionen bislang viele Erfahrungen und viel Energie sammeln können, was auch für die Niederlande oder ihre Rolle als Mutter einen Mehrwert habe. Auf die drei Töchter des Paares angesprochen betonte Willem-Alexander, dass er und Máxima bewusst keinen Unterschied zwischen den drei Kindern machen. Amalia als zukünftige Thronfolgerin wird genauso behandelt wie ihre beiden Schwestern auch. Trotzdem wird sich für die erstgeborene Tochter in den kommenden Jahren vieles ändern. Das zukünftige Königspaar wolle sie so gut wie möglich auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereiten. Bis zu ihrem 18. Geburtstag wird sie ihre formelle Rolle aber noch nicht wahrnehmen. Bis dahin werde man sie so gut wie möglich abschirmen und versuchen, ihr eine normale Jugend zu ermöglichen.
Emotionale Momente
Angesprochen auf seinen im Koma liegenden Bruder Prinz Friso und dessen aktuelle Situation gab Willem-Alexander bekannt, dass sich an der Situation des Prinzen nicht großartig etwas verändert habe. Dessen Skiunfall war ein sehr schwerer Moment für Willem-Alexander, der in einer sehr engen Verbundenheit zu seiner Familie aufgewachsen sei. Man lebe nun schon seit längerem mit dieser furchtbaren Situation, sein Bruder sei aber weiterhin in den besten Händen. Königin Beatrix und Frisos Frau Mabel täten alles dafür, um seinem Bruder die besten Chancen zu bieten. Dafür verdienten sie großen Respekt.
Auf die Frage, wie Willem-Alexander die Einschränkungen sähe, welche das Amt des Königs – etwa im Formationsprozess nach landesweiten Wahlen – im vergangenen Jahr erfahren habe, argumentierte er, dass er alle demokratisch getroffenen Entscheidungen respektieren werde. Dies träfe auch für den Fall zu, wenn sich das Parlament mehrheitlich dafür aussprechen würde, die niederländische Monarchie vollständig auf eine zeremonielle zu beschränken. Auch an Kritik am Königshaus, wie sie immer wieder geäußert wird, habe er prinzipiell nichts auszusetzen. Protest sei jederzeit möglich, so der zukünftige König.
Kritik an Willem-Alexander und seiner Frau gab es in den letzten Jahren vor allem aufgrund deren Ferienhaus, welches sie in Mozambique haben bauen lassen und später aufgrund von Ungereimtheiten wieder verkaufen mussten. Hier gestand der Kronprinz eigene Fehler ein. „Wir sind Menschen. Wir machen Fehler.“ Er habe von den eigenen Fehlern aber viel gelernt, was auch ein Teil seiner Formung als König war. Weiterer Kritikpunkt, der auch während des Interviews angesprochen wurde, sind die vielen öffentlichen Gelder, die jährlich in das niederländische Königshaus fließen. Hier verwies Willem-Alexander darauf, dass nicht er sondern das Parlament die Gesetze dazu mache. Er versuche den Menschen aber auch immer wieder zu verdeutlichen, dass sie Verständnis dafür haben müssten, dass ein Königshaus auch etwas koste. Selbst versuche die königliche Familie, die eigenen Ausgaben jeweils so gering wie möglich zu halten. Sollte es zukünftig Kürzungen am Etat des Königshauses geben, würde dies aber auch bedeuten, dass man wahrscheinlich Menschen werde entlassen müssen. Dies sei jedoch überhaupt nicht im Sinne Willem-Alexanders.
Zur Sprache kam während des Interviews auch Máximas Vater, der wie bei der Trauung des Paares im Jahr 2002 aufgrund seiner Rolle als Staatssekretär für Landwirtschaft während der blutigen argentinischen Diktatur unter Jorge Videla auch bei der Inthronisierungsfeier nicht anwesend sein wird. Dazu sagte die Prinzessin, dass man die Entscheidung des Fernbleibens diesmal gemeinsam getroffen habe. Im Gegensatz zur Hochzeit sei es aber diesmal weniger schmerzlich gewesen, dass ihre Familie aus Argentinien nicht in Amsterdam sein werde, da es diesmal weniger um ein persönliches Fest sondern in erster Linie um einen staatsrechtlichen Akt handele.
Weitere aktuelle Informationen zum Thronwechsel gibt es auch in unserem Thronwechsel-Ticker.