Nachrichten Juli 2012
RENTE: Pensionskassen schlagen Alarm: höhere Beiträge und niedrigere Renten unvermeidlich
Den Haag. MWE/NRC/TR/VK. 20. Juli 2012.
Als letzte der vier großen niederländischen Pensionskassen hat nun auch die Pensionskasse für Gesundheit und Sozialwesen (PFZW) höhere Rentenversicherungsbeiträge angekündigt. Sollte dies die finanzielle Situation der Kassen nicht bedeutend verbessern, droht zusätzlich eine Kürzung der Renten. Ursache für die finanziellen Probleme der Pensionskassen sind neben der steigenden Lebenserwartung auch die niedrigen Zinsen.
Der Deckungsgrad, der über die Vermögensverhältnisse der Pensionskassen Auskunft erteilt, ist in fast allen Fällen unter die Minimalgrenze gesunken, da die Kassen durch den gegenwärtig niedrigen Zins in ihren Berechnungen von einer wesentlich geringeren Rendite auf ihr Vermögen ausgehen. Somit fehlt ein Teil des benötigten Kapitals.
Der Deckungsgrad berechnet sich aus dem aktuellen Wert des Kapitals geteilt durch die zu erwartenden Ausgaben. Liegt der Deckungsgrad bei 100 Prozent verfügen die Pensionskassen über genug Geld, um ihren Auszahlverpflichtungen nachzukommen, haben jedoch keinerlei Reserven. Müssen die Pensionskassen mehr Geld auszahlen als ihnen zur Verfügung steht, liegt der Deckungssatz bei unter 100 Prozent. Die Auszahlungen sind in einem solchen Fall nicht gedeckt. Der Staat schreibt den Pensionskassen einen minimalen Deckungsgrad vor, um die Liquidität zu gewährleisten. Dieser liegt in den Niederlanden bei 105 Prozent, sodass entsprechende Reserven zur Verfügung stehen. Es gilt, dass bei einem Absinken unter 105 Prozent Maßnahmen ergriffen werden müssen.
Im Fall der PFZW sind die Ausgaben allerdings nur noch zu 92 Prozent gedeckt. Auch der Deckungsgrad anderer Pensionskassen, darunter die ABP (Beamten und Lehrer), die PMT (Unternehmen des Metall- und Techniksektors) und die PME (Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie), ist stark gesunken. Die PFZW will zunächst die Rentenversicherungsbeiträge zum 1. April 2013 um 2,5 Prozent anheben und wenn nötig anschließend auch die Renten kürzen. Wie groß ist Kürzung ausfällt kann die PFZW noch nicht sagen.
Die Hoffnung der Pensionskassen ruht nun auf Sozialminister Henk Kamp (VVD), der davor warnte, dass sich die Kassen durch die niedrigen Zinsen nun unnötig arm rechneten. Er könnte noch im September die Zinsregelung vereinfachen und den Kassen somit etwas Luft verschaffen. Diese hätte dann die Möglichkeit, bei der Berechnung ihres Vermögens auch langfristige Entwicklungen besser zu berücksichtigen. Pensionskassen mit vielen jungen Arbeitnehmern könnten beispielsweise so ihren Deckungsgrad wieder um 6 bis 7 Prozent steigern. Die angekündigten Maßnahmen würden in den meisten Fällen dennoch notwendig bleiben, wenn auch in abgeschwächter Form, denn für viele, vor allem kleinere Pensionskassen, wären die durch die neue Zinsregelung erlangten Einsparungen immer noch nicht ausreichend.
Ursache des niedrigen Zinssatzes, der die Pensionskassen jetzt in Schwierigkeiten bringt, ist die Eurokrise. Länder wie Irland oder Griechenland wurden herabgestuft und damit stiegen die Zinsen für neue Staatsanleihen in diesen Staaten, da das damit verbundene Risiko größer wurde. Daraufhin wurde vermehrt in Staatsanleihen von Ländern mit einem hohen Rating, wie Deutschland oder die Niederlande investiert. Hier sanken die Zinsen, da das Risiko, sein Geld nach Ablauf der Laufzeit nicht wiederzubekommen, als relativ gering eingeschätzt wurde.