Nachrichten Juli 2012


LITERATUR: Dichter Rutger Kopland verstorben

Groningen. MWE/NRC/TR/VK. 18. Juli 2012.

Rutger Kopland
Rutger Kopland und ein Ausschnitt seines umfangreichen Werkes, Quelle: NiederlandeNet

Am vergangenen Mittwoch ist einer der meist gelesenen und gefeierten niederländischen Dichter verstorben: Rutger Kopland. Kopland, der eigentlich Rudi van den Hoofdakker hieß, übte neben seiner Tätigkeit als Dichter auch den Beruf des Psychiaters aus. Im Alter von 77 Jahren ist er jetzt in seinem Wohnort Glimmen in der Provinz Groningen verstorben.

Rudi van den Hoofdakker wurde am 4. August 1934 in Goor, Overijssel, geboren. Unter seinem Pseudonym Rutger Kopland veröffentlichte er 1966 sein Debut ‚Onder het vee‘ (dt.: ‚Unter Vieh'). Das Werk zeichnete sich durch einen romantisch-realistischen Charakter aus und öffnete ein neues Kapitel der Nachkriegsdichtung. Sein zeitloser, zugänglicher Stil, der unaufgeregte Erzählton und die milde Ironie seiner Gedichte trugen zur Popularität Koplands als Dichter bei.

In der Gedichtsammlung ‚Alles op de fiets‘ (dt.: ‚Alles auf dem Fahrrad') erschien 1969 eines seiner berühmtesten Gedichte: ‚Jonge Sla‘ (dt.: ‚Junger Salat'). Das Gedicht war so besonders, weil es nicht den Tod, sondern das beginnende Leben in den Mittelpunkt der Melancholie rückte und sich trotz der enormen Veränderungen, die die Niederlande zu dieser Zeit erfuhren, auf den eigenen Garten und einen zeitlosen Inhalt beschränkte.

Mit dem Gedichtband ‚Al die mooie beloften‘ (dt.: ‚All die schönen Versprechungen', 1978) setzte eine Veränderung von Koplands Schreibstil ein. Der Ton war nun eher zweifelnd und Kopland rückte als Psychiater den suchenden und geplagten Menschen thematisch in den Mittelpunkt. In seinen Essaysammlungen ‚Het mechaniek van de ontroering‘ (dt.: ‚Die Mechanik der Rührung', 1995) und ‚Mooi, maar dat is het woord niet‘ (dt.: ‚Schön, aber das ist nicht das richtige Wort', 1998) entwickelte sich Kopland schließlich zu einem weisen Dichter, der einsah, dass es für die Rätsel des Lebens keine Patentlösungen gibt.

Im Jahr 2000 wurde Kopland zum Dichter des Vaderlands gewählt, überließ jedoch Gerrit Komrij diese Ehre, da er der Meinung war, dass Dichten keine gesellschaftliche Aktivität sei und es genug Preise gebe, um Dichter zu ehren. 1988 erhielt er für sein Gesamtwerk den P.C. Hooft-prijs und zehn Jahre später den VSB Poëzieprijs für ‚Tot het ons loslaat‘ (dt.: ‚Bis es uns loslässt'). Seine Werke wurden in die deutsche, englische und französische Sprache übersetzt.

Von 1981 bis 1995 war Rutger Kopland beziehungsweise Rudi van den Hoofdakker Professor für Biologische Psychiatrie an der Universität Groningen. Als Psychiater war er auf Depressionen spezialisiert und veröffentlichte einige Studien zum Thema Schlaf und Depressionen, Licht und Depressionen und zur umstrittenen Elektroschocktherapie. Er wollte nicht nur die Wahl zwischen Gesprächen und Medikamenten haben, sondern seinen depressiven Patienten wirklich helfen und dafür alle Möglichkeiten ausschöpfen.

Seit einem schweren Autounfall im Jahre 2005 hatte Kopland selbst mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und zog sich mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Auch das Dichten fiel ihm zunehmend schwer und so veröffentlichte er 2008 seinen letzten Gedichtband mit dem Titel ‚Toen ik dit zag‘ (dt.: ‚Als ich dies sah'). Heute wird ihm mit einem Gedenkgottesdienst in der Martinikirche in Groningen gedacht.