Nachrichten Juli 2012


WIETPAS: Umsatzverluste für Coffeeshops führen zu Stellenstreichungen

Den Haag. AF/MD/NOS/PowNed/TG/TR/VK. 17. Juli 2012.

Seit der Einführung des so genannten Wietpasses zum 1. Mai dieses Jahres bleiben in den Coffeeshops die Kunden weg. Dafür hat der illegale Straßenhandel stark zugenommen. Rund 600 Coffeeshop-Mitarbeiter hat diese Entwicklung inzwischen die Arbeitsstelle gekostet, meldete die Interessenvertretung des niederländischen Coffeeshop-Personals vergangenen Samstag.

Seit dem 1. Mai 2012 sind in den drei niederländischen Provinzen Limburg, Brabant en Zeeland Coffeeshops geschlossene Clubs, die nur volljährigen niederländischen Einwohnern mit einem so genannten „Wietpas“ den Kauf von Marihuana gestatten. Dies soll vor allem den Drogentourismus aus Deutschland und Belgien eindämmen (NiederlandeNet berichtete). Ein erstes greifbares Ergebnis seit der Einführung der Zugangsbeschränkung ist der große Umsatzeinbruch der Coffeeshops, der nun viele Angestellte den Job gekostet hat.

Das niederländische Innenministerium hat als Reaktion auf diese Nachricht eine Evaluation des Wietpasses für Oktober dieses Jahres angekündigt. Ursprünglich sollte erst 2014 eine Untersuchung durchgeführt werden. Ab 2013 wird der Pass überall in den Niederlanden eingeführt.

Bereits Anfang dieses Monats wurden die Ergebnisse einer unabhängigen Untersuchung veröffentlicht. Dieser so genannte Quick Scan im Auftrag der Stiftung Epicurus kam zu dem Ergebnis, dass der Wietpas übers Ziel hinausschieße. Nicht nur, dass das Geld der Drogentouristen aus Belgien und Deutschland, derentwegen der Pass eingeführt wurde, fehle. Auch die Zahl der Niederländer, die sich für einen Wietpas registrieren ließen, sei begrenzt. Bisher hätten sich erst rund 15 Prozent der Stammkunden eingeschrieben. Dass die restlichen 85 Prozent alle gleichzeitig ihren Haschisch-Konsum eingestellt haben, gilt als unwahrscheinlich. So wundere es nicht, dass der illegale (Straßen-)Handel stark zugenommen habe und ein großes Dealer-Netzwerk entstanden sei. Die sich daraus ergebenden enormen Umsatzverluste für die Coffeeshopbesitzer würden zu Massenentlassungen führen, nur circa zehn bis 20 Prozent des ursprünglichen Personals würden am Schluss übrigbleiben, so die Prophezeiung der Forscher.

Tatsächlich haben allein in Maastricht bereits rund 450 Coffeeshop-Mitarbeiter seit der Einführung des Wietpasses ihre Arbeitsstelle verloren. Und nicht nur in dieser Branche merke man das Wegbleiben der Drogentouristen. Die Imbissbudenbesitzer in der Maastrichter Innenstadt beklagten einen Umsatzeinbruch von 15 Prozent. Auch der Einzelhandel spüre die neue Drogenpolitik deutlich.

Der Wietpas ziehe zudem die organisierte Kriminalität aus dem Ausland an: „Neben den marokkanischen Jugendlichen aus Utrecht und Rotterdam, die schon länger in der illegalen Szene aktiv sind, gibt es in den Südniederlanden jetzt auch albanesische, ungarische und rumänische Drogenhändler, sowie nicht-französischstämmige Händler aus Nord-Frankreich“, heißt es im Untersuchungsbericht. Die örtliche Polizei bekommt dies unmittelbar zu spüren. In Limburg wurde das Polizeikorps in seinem Kampf gegen den illegalen Drogenhandel inzwischen um 24 Mann verstärkt.