Nachrichten Juli 2012


ENERGIE: Grenzüberschreitende Superstromleitung sorgt für Proteste

Doetinchem/Wesel. AF/av380kvo/dw380kv/GL/I21/RP. 05. Juli 2012.

Die Energieunternehmen TenneT und Amprion planen den Bau einer oberirdischen 380 Kilovolt-Hochspannungsleitung zwischen dem niederländischen Städtchen Doetinchem und dem deutschen Ort Wesel. Bei der Bevölkerung des Grenzgebietes finden diese Pläne keinen großen Anklang. Vergangenes Wochenende forderten Demonstranten aus beiden Ländern, die Leitung unterirdisch zu verlegen.

„Anlass für den Bau bilden der gestiegene Elektrizitätsimport und -export zwischen den Niederlanden und Deutschland“, heißt es auf der Informations-Website doetinchem-wesel380kv.nl. Betrieben wird diese vom niederländischen Energieversorger TenneT und der niederländischen Regierung. Man brauche die neue Verbindung zwischen den Ländern, um im Wettbewerb um den Europäischen Elektrizitätsmarkt zu punkten. Zudem könnten eventuelle Stromausfälle so besser kompensiert und die gestiegene Nachfrage besser befriedigt werden.

„Pro Erdkabel!“

Die Anwohner von beiden Seiten der Grenze hingegen sehen in der neuen Leitung primär eine Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier, sowie eine Landschafts- und Umweltverschmutzung. Doch die Proteste richten sich nicht gegen den Bau der Trasse an und für sich, sondern gegen den geplanten oberirdischen Verlauf der Hochspannungsleitungen.

Vergangenen Samstag demonstrierten die Bürgerinitiativen Isselburg21 und Stichting Achterhoek voor 380-KV ondergronds, sowie Anwohner aus beiden Ländern gemeinsam gegen die geplanten Strommasten, die auf der rund 60 Kilometer langen Strecke zwischen Wesel und Doetinchem gebaut werden sollen. „Pro Erdkabel!“ und „Dat kann ook ondergronds!!“ (dt.: Das geht auch unterirdisch) war auf den Protestplakaten der Gegner zu lesen. Unter den rund 250 Demonstranten waren auch Vertreter der betroffenen Städte von beiden Seiten der Grenze, was als Zeichen gewertet wurde, dass auch Städte und Verwaltungen gegen die geplante Form der neuen Leitung sind.

Doch dem Wunsch nach einer unterirdischen Verlegung der Kabel erteilten die Energiekonzerne Amprion und TenneT bisher eine klare Absage. Die Leitungen unter der Erde zu verlegen sei zu teuer und zu unsicher, so die Argumente von TenneT.

Ein neues Betuwe-Chaos?

Seit gestern liegt der so genannte Vorbereitungsbeschluss des niederländischen Wirtschafts- sowie des Infrastruktur- und Umweltministeriums vor. Dieser weist das Gebiet für die Leitung aus und ermöglicht es den Planern, alle Vorbereitungen für den Bau an der ausgewiesenen Trasse zu treffen. Der Vorbereitungsbeschluss samt Karte kann ab morgen in den Rathäusern der deutschen Orte Isselburg und Rees eingesehen werden. Dies dient ausschließlich der Information der Anwohner, Widerspruch kann nicht eingelegt werden.

Auf niederländischer Seite ist man mit den Planungen damit bereits viel weiter als auf deutscher Seite. Dies erinnert manchen Beobachter an den ebenfalls grenzüberschreitenden Bau der Betuwe-Linie. Während die Güterstrecke in den Niederlanden längst fertiggestellt ist, wird auf deutscher Seite noch geplant. „Ein ähnliches Szenario wäre beim Strom denkbar“, unkt die Rheinische Post. Tatsächlich liegen die Antragsunterlagen von Amprion bei der Bezirksregierung noch nicht vor. Erst Ende des Jahres sollen sie in Düsseldorf eingereicht werden.