Nachrichten Januar 2012


KÖNIGSHAUS: Königin Beatrix wird 74 Jahre – ältestes niederländisches Staatsoberhaupt

Den Haag. AF/Elsevier/NRC/VK. 31. Januar 2012. 

Königin Beatrix wird heute 74 Jahre alt. Damit ist sie offiziell das älteste Staatsoberhaupt, das die Niederlande je regiert hat. Obwohl die Königin im Volk zurzeit so populär ist wie selten zuvor, mehren sich in letzter Zeit Stimmen, die ihre Rolle in der Politik einschränken wollen. Auch die Spekulationen darüber, wann Beatrix das Amt ihrem Sohn Kronprinz Willem-Alexander übertragen wird, haben zugenommen.

„Anlässlich ihres Geburtstages empfängt Ihre Majestät die Königin eine Abordnung der Königlichen Marechaussee im Paleis Huis ten Bosch“, so – kurz und knapp – die offizielle Pressemitteilung auf der Seite des Königlichen Hauses. Nicht untypisch für Beatrixʼ modernen und professionell-distanzierten Stil, durch den sie sich zunächst einmal von ihrer Mutter Juliana unterschied und in zweiter Linie die niederländische Monarchie durchgreifend modernisiert und verändert hat.

Kritiker empfanden Beatrix im Laufe ihrer Amtszeit häufig als etwas unterkühlt, doch wie die Studie anlässlich ihres 74. Geburtstag gezeigt hat, ist die Popularität der Königin im Volk im vergangenen Jahr gewachsen. Einen nicht unwesentlichen Beitrag hierzu hat wohl die TV-Serie „Beatrix. Oranje onder vuur“ (dt.: „Beatrix. Oranje unter Beschuss“) geliefert. Die vierteilige Serie erzählt das Leben der Königin seit 1960. Beatrix – unter anderen gespielt von Willeke van Ammelrooy – wird dabei als normaler Mensch mit eigenen Sorgen und Problemen dargestellt, was beim Publikum offenbar gut ankam. 80 Prozent der Befragten gaben an, Vertrauen zu ihrer Königin zu haben.

Zeichen für einen baldigen Thronwechsel?

Auch Willem-Alexanders Beliebtheit zeigt einen Aufwärtstrend: Zwei Drittel aller Studienteilnehmer vertrauen dem Thronfolger. Vor zwei Jahren, als er wegen seines Hauses in Mosambik (NiederlandeNet berichtete), in die Kritik geraten war, sank seine Popularität rapide ab. Doch inzwischen ist die Villa nun verkauft, und Willem-Alexander und seine Frau Máxima finden mit 66 beziehungsweise 78 Prozent wieder große Zustimmung in der niederländischen Bevölkerung.

Die niederländische Tageszeitung de Volkskrant war sich deshalb auch bereits im November 2011 sicher, dass Beatrix noch 2012 abdanken und Willem-Alexander den Thron übergeben würde. „Alle Zeichen“, so die Journalisten Jan Hoedeman und Remco Meijer damals, wiesen auf „die Choreographie eines Wechsels“: die Königin geht, der König kommt. Der Geschichtsprofessor Henk te Velde von der Universität Leiden hingegen spekulierte vergangenes Jahr auf eine Abdankung der Königin im Jahr 2013, weil die Niederlande dann 200 Jahre Unabhängigkeit feierten. Offiziell wird im Moment weder dieses noch nächstes Jahr an einen Thronwechsel gedacht. Dem Vernehmen nach, bleibt die Königin die nächste Zeit noch im Amt, da die politische Situation in den Niederlanden durch Geert Wilders und seine Partei PVV etwas schwieriger geworden sei. Beatrix wolle ihrem Sohn lästige Kabinettsbildungen ersparen und sich selbst außerdem nicht „vergraulen“ lassen.

Politische Rolle einschränken

Zwar nicht aus der Politik vergraulen, aber doch die Rolle der Monarchie im politischen Alltagsgeschäft stark einschränken, wollten erst Ende August des vergangenen Jahres mehrere politische Parteien (NiederlandeNet berichtete). Die Sozialdemokraten erklärten damals, der Monarch solle künftig bei der Kabinettsbildung, keine Rolle mehr spielen und auch den Vorsitz beim Raad van Staate, ein Beratungsorgan der Regierung und höchstes Verwaltungsgericht der Niederlande, solle nicht mehr der König innehaben. Die PVV forderte zusätzlich, dass der König zukünftig nicht mehr Teil der Regierung sei. Doch eine Republik wolle man nicht. Das Ziel sei, „die Monarchie zu erhalten, doch den (scheinbaren) politischen Einfluss des Königs zu minimalisieren“, so Geert Wilders damals.

Zwei Monate später blieb dann nach einigen Diskussionen doch alles beim Alten. Auch weil Ministerpräsident Mark Rutte (VVD) eine „Modernisierung um des Modernisierens willen“ ablehnte (NiederlandeNet berichtete). Traditionell formt das Staatsoberhaupt in der konstitutionellen Monarchie der Niederlande gemeinsam mit den Ministern die Regierung, trägt selber aber keine politische Verantwortung. Allein während der Zeit der Kabinettsformation spielt das Staatsoberhaupt eine gewisse Rolle. Ansonsten gehören in erster Linie repräsentative Aufgaben wie Staatsbesuche, die Weihnachtsrede, die Eröffnung von Veranstaltungen und Einrichtungen, das Überreichen von Auszeichnungen oder die Verlesung der Thronrede am Prinzentag zu den Obliegenheiten von Königinnen und Königen.

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