Nachrichten Januar 2012
UNFALL: Niederländische Bergungsfirma Smit leistet Hilfe nach Unglück der Costa Concordia
Giglio. RH/FTD/HB/NRC/Stern/SZ/TR. 24. Januar 2012.
Sie wird gerufen, wenn die Not groß ist: Die niederländische Bergungsfirma Smit Internationale. Sie kommt wenn Schiffe kollidieren oder Riffe rammen und schnellstmöglich Schweröl abgepumpt werden muss. Auch an der Costa Concordia sind die Spezialisten der niederländischen Firma im Einsatz. Mit Bohrern wollen die Männer zu den Tanks des havarierten Kreuzfahrtschiffes durchdringen. Die Firma hat bereits heute begonnen, das Schweröl aus den sechs Tanks des vor elf Tagen verunglückten Schiffes zu holen. Insgesamt müssen 2400 Tonnen Schweröl müssen abgepumpt werden.
Beim Abpumpen des Öles handele es sich um eine erprobte Methode, sagt Kees van Essen. Der Niederländer leitet das Notfall-Projekt der Firma Smit Internationale. "Wir haben schon viel schwierigere Situationen gemeistert.", erklärt er. Noch gebe es keine Freigabe von der Reederei Costa Crociere. Die höchste Priorität hat zum jetzigen Zeitpunkt Bergungsarbeiten von Personen. Doch bereits morgen könne mit der Bergung des Öls begonnen werden. Seit Tagen halten sich 35 Arbeiter des niederländischen Unternehmens auf der Mittelmeerinsel für ihren Einsatz bereit. Zunächst muss das Schweröl erwärmt werden, um dessen Fließgeschwindigkeit zu erhöhen. Das Abpumpen des zähflüssigen Treibstoffes kann trotz alledem bis zu vier Wochen dauern. Die Kosten für die Bergung des Schiffes werden vermutlich mehrere Millionen Euro betragen. Ob das Schiff wieder flott gemacht werden kann, ist noch nicht entschieden.
In erster Linie soll die niederländische Bergungsfirma eine Umwelttragödie verhindern. Anwohner und das italienische Umweltministerium befürchten, dass Diesel, Öl und andere Giftstoffe aus den Tanks des Schiffes austreten könnten und das empfindliche Meeres-Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen. Jedoch sei bis jetzt noch kein Öl aus dem Wrack ausgetreten, versichert der Einsatzleiter van Essen. In den Gewässern rund um die Insel Giglio leben seltene Vögel wie die Silbermöwen und auch Mönchsrobben, Seeschildkröten und seltene Fischarten haben hier ihren Lebensraum. Der italienische Nationalpark rund um die Insel ist auch bei Tauchern ein beliebtes Gebiet.
Die im Jahr 1842 in Rotterdam gegründete Firma Smit hat sich mit spektakulären Aufräumaktionen einen Namen gemacht. Smit Internationale N.V. ist ein seit langem bestehendes niederländisches Unternehmen, das vor allem wegen des Einsatzes nach Schiffsunglücken internationale Bekanntheit erlangt hat. Jedoch machen solche Rettungsaktionen nur einen kleinen Part von Smit aus. Die Firma transportiert vor allem schwere Frachten, betreibt Hafenterminals und Schlepperdienste und baut an Objekten auf hoher See mit. Dem Mutterkonzern Boskalis gehören 1.100 Spezialschiffe. Mit 14.000 Beschäftigten wurden im ersten Halbjahr 2011 etwa 1,25 Milliarden Euro umgesetzt und 114 Millionen Euro Gewinn erzielt. Das Unternehmen hat ebenfalls Sitze in Ländern wie Kanada, Indonesien, Großbritannien, Brasilien und Malaysia.
Nur vier Konzerne weltweit seien in der Lage, die Bergung eines Schiffs anzuleiten und durchzuführen, sagt John Noble, Geschäftsführer der ISU. Zu den großen Vier, sagt Noble, gehörten die niederländischen Konkurrenten Smit und Mammoet, die US-Firma Titan und die dänische Gesellschaft Svitzer. Smit hält nach eigenen Angaben einen Marktanteil zwischen 25 und 35 Prozent. Laut Spiegel Online ist die Firma Smit die renommierteste auf dem Gebiet der Spezialeinsätze nach Schiffsunglücken. Aus diesem Grund wurde sie von der Reederei Costa Crociere für den Katastropheneinsatz beauftragt.
Schon vor 25 Jahren richtete Smit die gekenterte Ärmelkanal-Fähre Herald of Free Enterprise auf und schleppte sie in den Hafen von Zeebrügge. Nun will die Rotterdamer Bergungsfirma vor der Küste Italiens die spektakuläre Aktion von damals wiederholen. Auch an der Bergung des Atom-U-Bootes Kursk war die niederländische Firma beteiligt. Die K-141 Kursk war ein mit Marschflugkörpern bestücktes russisches Atom-U-Boot, das im Jahr 2000 durch die Folgen einer Explosion gesunken war. 23 Männer starben damals an den Folgen einer Rauchentwicklung in Innern der Kursk.
Das 290 Meter lange Kreuzfahrtschiff Costa Concordia war am 13. Januar 2012 auf einen Felsen vor der toskanischen Insel Giglio aufgefahren. Mittlerweile hat man aus dem Schiffswrack fünfzehn Leichen geborgen. Erst heute fand man zwei tote Frauen, siebzehn Menschen werden noch vermisst. Laut der deutschen Medien befinden sich unter ihnen auch Deutsche. Niederländische Staatsbürger sind nach jetzigem Kenntnisstand nicht unter den identifizierten Opfern. Möglicherweise könnte die Zahl der Vermissten noch höher liegen, da sich auf dem Schiff Personen befanden, die sich zuvor nicht registriert hatten.