Nachrichten Januar 2012


GESUNDHEIT: Erstes grenzüberschreitendes Symposium zum Thema Patientenschutz

Groningen. RH/Helios Hospital/OZ/Spits/UMCG. 05. Januar 2012.

MRSA
Gefährlicher Krankenhauskeim: Staphylococcus Aureus, Quelle: Wikimediacommons/Erbe/Pooley/Public Domain

Die Euregios fördern im Gesundheitsbereich zahlreiche grenzüberschreitende Projekte im Rahmen des Interreg-Programms. Vor allem stehen antibiotika-resistente Bakterien dabei im Zentrum des Interesses. Die gefährlichen Erreger werden in niederländischen Krankenhäusern bereits umgehend bekämpft. Deutschland hinkt in diesem Punkt ein wenig hinterher, aber auch hier soll der Kampf gegen multiresistente Keime nun aufgenommen werden. Im Dezember fand diesbezüglich das erste grenzüberschreitende Symposium zum Thema Patientenschutz, am medizinischen Zentrum der Universität Groningen (UMCG) statt.

Drei Tage lang beschäftigten sich rund 30 Experten und rund 250 Teilnehmer des Symposiums aus den Niederlanden und Deutschland mit wichtigen Fragen, die einen großen Teil der Bevölkerung seit längerer Zeit beschäftigen. Wie kann man sich gegen lebensgefährliche Infektionen schützen und welche Krankenhäuser bieten eine sichere Behandlung? Diese Fragen sind grenzüberschreitender Art, denn eine Epidemie und auch gefährliche, resistente Erreger im Krankenhaus machen vor den Landesgrenzen keinen Halt. Vor allem in Deutschland bedeutet die zunehmende Ausbreitung multiresistenter Keime immer mehr Probleme für das Gesundheitswesen. Ein besonderes Risiko, sich mit multi-resistenten Erregern, insbesondere den multirestistenten Keim MRSA, zu infizieren, besteht für Menschen mit chronischen Erkrankungen, einem geschwächten Immunsystem und der Einnahme von Antibiotika. Diese Erreger lösen vor allem Wund-, Harnwegs- und Atemwegsinfektionen sowie Blutvergiftungen (Sepsen) aus. Lebensbedrohliche Zustände sind dabei nicht selten. In den Niederlanden hat man weniger Probleme mit diesen sogenannten „Krankenhauskeimen“.

Im Frühjahr 2010 fiel der Startschuss für das Projekt „EurSafety Health-net“ im Gebiet der Ems-Dollart-Region. Die Kosten der Initiative betragen 8,1 Millionen Euro. Davon wurden über vier Millionen Euro EU-Mittel aus dem INTERREG-IV-A-Programm „Deutschland-Nederland“ zur Verfügung gestellt. Den Rest teilen sich je nach Absprache Bundesländer, Provinzen, der niederländische Staat, sowie die Projektträger. Im Mittelpunkt des Projekts stehen die Stärkung der Patientensicherheit und der Schutz vor Infektionen. Das Symposium in Groningen zog jetzt eine Zwischenbilanz darüber, welche Erfolge das grenzüberschreitende Projekt bis jetzt verbuchen kann. 120 Krankhäuser in der Grenzregion haben sich bereits für ein spezielles Qualitätszertifikat beworben, wobei 70 von ihnen die Auszeichnung bereits erhalten haben. Die Zertifizierung wird in den Einrichtungen an einem gut sichtbaren Ort platziert, sodass jeder Patient eine qualifizierte Behandlung erwarten kann.

Im Sommer 2011 hat die Helios-Klinik im nordrhein-westfälischen Lengerich das Qualitätssiegel des „EurSafety health-net“ erhalten. Die Klinik wird das Zertifikat für zwei Jahre behalten, das die erfolgreiche Projektteilnahme mit der Erfüllung von 10 Qualitätszielen beinhaltet. Dazu zählen u. a. die Einbindung des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Schulungen der Mitarbeiter; Fortbildungsveranstaltungen, die Ermittlung und Erfassung von Infektionen, die Typisierung der Keime, die Umsetzung bundesweiter Hygiene-Empfehlungen des Robert Koch Institutes, die gesicherte Informationsweitergabe an weiterbehandelnde Stellen wie auch vermehrte Abstrichuntersuchungen bei stationärer Aufnahme der Patienten, insbesondere der so genannten Risikopatienten sowie aktive Aufklärungsarbeit in der Öffentlichkeit.

In den niederländischen Hospitälern ist die Rate der Infizierten um den Faktor 20 kleiner als in Deutschland. „Die deutschen Kliniken sind – aus niederländischer Sicht – regelrecht verseucht“, sagt Prof. Dr. Alexander Friedrich vom Institut für Hygiene der Universität Münster. Er ist gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Ron Hendrix vom Institut für Verhaltensforschung der Universität Twente Projektleiter im grenzüberschreitenden „EurSafety health-net“.

Wie dringlich die Fragen rund um die Gesundheit sind macht Bernhard Bramlage, Landrat des Landkreises Leer und EDR-Vorsitzender deutlich: „Als EDR erhalten wir jährlich rund 6.000 Beratungsanfragen von Grenzpendlern im Rahmen der Bürgerberatung“. Die Sorgen der Bevölkerung sind nicht unberechtigt – die Zahl der Todesfälle durch multiresistente Keime in deutschen Krankenhäusern wird auf jährlich 40.000 geschätzt. Vor allem die Gefahr durch den multiresistenten Keim Staphylococcus Aureus (MRSA) ist hoch.

Weitere Informationen zum grenzüberschreitenden Projekt "EurSafety health-net" finden Sie hier.