Nachrichten Dezember 2012


BILDUNG: Solide Leistungen deutscher und niederländischer Grundschüler, aber keine Überflieger

Berlin/Den Haag. MWE/AOb/NWO/SPON. 12. Dezember 2012.

Gestern wurden die Ergebnisse der internationalen Bildungsstudien IGLU und TIMSS bekanntgegeben. Sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland schneiden die Grundschüler gut, aber nicht überdurchschnittlich ab. Die Studien werden alle fünf Jahre durchgeführt und dienen der Feststellung der Lesekompetenz sowie der mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen am Ende der Grundschulzeit.

An der IGLU-Studie, deren internationale Bezeichnung PIRLS lautet, haben im letzten Jahr weltweit 40 Staaten teilgenommen. An der TIMSS-Studien sogar weltweit 50 Staaten. In Deutschland nahmen ca. 8.000 Viertklässler an den Tests teil und landeten hierbei im oberen Drittel, gleichwohl sie sich im Vergleich zur letzten Studie nicht verbessern konnten. Sie liegen nun unter anderem etwa auf Augenhöhe mit den Niederlanden, wo sich mehr als 7.000 Grundschüler an den Tests beteiligten.

Im Lesen, Rechnen und in den Naturwissenschaften schneiden auch die niederländischen Grundschüler gut ab. Waren die Werte bei der letzten Bildungsstudie 2006/2007 noch leicht gesunken, so zeigten sie sich jetzt stabil und konnten in den Naturwissenschaften sogar verbessert werden. Bezüglich der Lesefähigkeit rangieren die Niederlande 13. Platz, im Rechnen auf dem 12. Platz und in den Naturwissenschaften landeten die Niederlande auf dem 14. Platz. Deutschland folgt den Niederlanden in allen Disziplinen dicht auf den Fersen.

Darüber hinaus sind die Niederlande das einzige Land, in dem alle Grundschüler am Ende ihrer Grundschulzeit wenigstens die minimale Lesekompetenz erreichen. Auch im Rechnen und in den Naturwissenschaften erreichen 99 Prozent aller Schüler die Minimalanforderungen. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass nur drei bis sieben Prozent, das höchste Niveau in allen Fachgebieten erreicht. Daraus kann man schlussfolgern, dass es dem niederländischen Bildungssystem gut gelingt, die schwachen Schüler auf ein Basisniveau zu bringen, während Schwierigkeiten hinsichtlich der Förderung talentierter Grundschüler bestehen.

Noch immer gibt es in den Kompetenzen Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Während niederländische Mädchen besser lesen, können niederländische Jungen besser rechnen. Jedoch sind die Abstände zwischen den Geschlechtern seit 2007 ein wenig kleiner geworden, zum einen weil sich die Grundschülerinnen in den Naturwissenschaften steigern konnten, während sie zum anderen in ihren Leseleistungen ein wenig nachgelassen haben. Auch bei deutschen Grundschülern gibt es entsprechende Leistungsdifferenzen, jedoch haben sich diese seit der letzten Bildungsstudie nicht verändert.

Für sich betrachtet sind die Leistungen sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden im Allgemeinen gut und die Unterschiede nicht sehr groß, im internationalen Vergleich eilen jedoch vor allem die asiatischen Länder in allen drei Kompetenzbereichen weit voraus. Zudem müssen beide Länder trotz solider Ergebnisse Schwächen im Bereich der Spitzenförderung und bei der ungerechten Verteilung von Bildungschancen noch beheben oder wenigstens verringern.