Nachrichten August 2012


GESCHICHTE: Schatzfund auf Terschelling

Terschelling. AF/TG/NOS/WO/Zeit. 21. August 2012.

Es klingt wie der Anfang eines Abenteuerromans für Kinder. Auf der Nordseeinsel Terschelling wurde ein altes Wrack gefunden. Im Inneren: Ein Schatz. Doch während im Roman jetzt wohl eine Seeräubergeschichte folgen würde, erzählt das Schiffswrack am Terschellinger Strand vom Sklavenhandel im 18. Jahrhundert.

Sjaak van Dijk aus Nijverdal (Provinz Overijssel), der eine Woche als ehrenamtlicher Vogelwächter auf Terschelling arbeitete, fand das mit Seepocken und Seeanemonen überwachsene Wrack, als er abends mit seiner Frau spazieren ging. Dass am Strand von Terschelling ein Wrack(teil) gefunden wird, ist zunächst nicht außergewöhnlich. Doch dass noch ein Teil der Ladung an Bord war, ist selten. Das Wrack wurde bereits im Juli gefunden, doch aufgrund der Vogelbrutsaison wurde der Fund erst vergangenes Wochenende bekannt gemacht. „Wir wollten der Natur keinen Schaden zufügen und haben den Fund deshalb nicht direkt bekanntgegeben“, so Forstverwalter Jan Ellens. „Uns war sofort klar, dass dieses Material für Terschelling erhalten werden muss. Auf unsere Anweisung hin, hat ein Bagger das Wrack über die Wasserlinie geschleppt.“

Vom Schiff selbst sind noch Teile des Skelettes und der Außenbeplankung vorhanden. Der Schatz besteht aus mit Siegeln versehenen Bündeln von Kupferstäben, Kupferkesseln, Flaschen- und Geschirrscherben, Krügen und tausenden glasierten Perlen. Solche Perlen wurden, nach ersten Einschätzungen von Experten, im 18. Jahrhundert als Zahlungsmittel im Sklavenhandel mit Westafrika benutzt. Konservator Frans Schot vom Terschellinger Museum ʼt Behouden Huys erklärte, es könne sich um ein Handelsschiff handeln, das auf dem Weg nach Westindien war. Im 18. Jahrhundert wurde viel Kupfer aus Schweden exportiert, möglicherweise der Abfahrtsort des Schiffes. „Wo das Schiff gesunken ist, können wir vorläufig nur raten.“

Der Schatz wurde inzwischen ins Museum ʼt Behouden Huys gebracht. Vor allem die Perlen, so Schot, machten den Fund wertvoll. „Sie sind einzigartig. Wir haben einen Experten um Rat gefragt und dieser wurde in seinem Gutachten beinahe lyrisch.“ Auch im Schifffahrtsmuseum Amsterdam und beim Rijksdienst voor Cultureel Erfgoed in Amersfort reagierte man begeistert auf die besondere Terschellinger Entdeckung.