Nachrichten August 2012
LITERATUR: Schriftsteller Willem G. van Maanen gestorben
Amsterdam. MWE/debezigebij.nl/NRC/TR/VK. 21. August 2012.

Der Journalist und Schriftsteller Willem G. van Maanen ist am vergangenen Donnerstag im Alter von 91 Jahren verstorben. Das teilte das Verlagshaus De Bezige Bij heute mit. Van Maanen hatte bis zu seinem 90. Lebensjahr publiziert und neben vielen anderen Literaturpreisen erhielt er 2004, im Alter von 84 Jahren, den renommierten, mit 10.000 Euro dotierten Constantijn Huygensprijs für sein Lebenswerk. Vor allem der Eindruck des Krieges spielte in seinen Werken immer eine wichtige Rolle und machte Van Maanen zu einem bedeutenden, wenn nicht sogar zu dem bedeutendsten niederländischen Nachkriegsautor.
Van Maanen war Mitglied und letzter Überlebende der so genannten Westerweel-Gruppe, einer niederländischen Widerstandsgruppe um den Lehrer Joop Westerweel. Während des Zweiten Weltkriegs half die Gruppe vielen Juden, indem sie sie versteckte oder in Frankreich und Spanien in Sicherheit brachte. Über seine Zeit im Widerstand sprach Van Maanen später kaum und schrieb auch nur selten direkt darüber. Doch der Einfluss des Krieges kommt in seinen Werken sehr stark zum Ausdruck. Seine Bestürzung darüber sollte sich nie legen und er beschäftigte sich stark mit der Frage, ob er ‚gut‘ sei, weil er Menschen gerettet habe.
Aus diesem Grund konfrontierte er die Leser seiner Bücher und Erzählungen mit Charakteren, die ihren eigenen, gut gemeinten Absichten radikal misstrauen. Seine starken, unsentimentalen Werke, die mit dem Alter immer hermetischer wurden, spiegeln auch die Narben seiner eigenen Verletzungen wieder.
Nach dem Krieg arbeitete Van Maanen als Journalist für den Wereldomroep, einen weltweiten Rundfunksender der Niederlande, und entwickelte für die Rundfunkgesellschaft VARA Kulturformate. Seinem Debütroman „Droom is het leven“ (dt. „Der Traum ist das Leben“, 1954), folgte das Buch, das ihn bekannt machte: „De onrustzaaier“ (dt. „Der Unruhestifter“). Darin schreibt er: „Heute Nacht Selbstjustiz geübt und geträumt, dass ich zu lebenslangem Schreiben verurteilt wurde. Erst beim Aufwachen wurde ich begnadigt“. Sein letztes Werk „Bagatellen“, ein Sammelband mit Erzählungen, erschien 2010.
Van Maanen war ein öffentlichkeitsscheuer Mann, der sich hinter seinen Texten verstecken wollte. Er war bekannt für sein sorgfältiges Niederländisch und die Kunst des Schreibens langer Textabschnitte, die im Gegensatz standen zur stilistischen Verflachung der niederländischen Literatur, die er kritisierte. Trotz der Verehrung, die er in der literarischen Welt erfuhr, war er einer größeren Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Sein Verlag De Bezige Bij teilte mit, sie habe „einen lieben Autor, einen besonderen Stilisten und einen mutigen und geschliffenen Menschen“ verloren.