Nachrichten August 2012
KULTUR: Einsparungen treffen niederländische Kulturinstitutionen
Amsterdam. MWE/NOS/NRC/TR/VK. 03. August 2012.
Am Mittwoch wurde bekannt gegeben, welche Kulturinstitutionen für weitere vier Jahre durch den niederländischen Kulturfonds gefördert werden. Der Fonds Podiumskunsten wird durch das Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft finanziert und unterstützte bisher 118 Institutionen durch Subventionen. Ab 2013 erhalten jedoch nur noch insgesamt 80 Theater, Festivals und Ensembles aus den Bereichen Musik und Tanz finanzielle Unterstützung. Grund dafür sind die Sparmaßnahmen der Regierung, die insgesamt rund 200 Millionen Euro im Kulturbereich einsparen will.
Insgesamt erreichten den Fonds Podiumkunsten 203 Anträge, von denen 153 eine positive Beurteilung durch den Fonds erhielten. Kriterien waren unter anderem die künstlerische Qualität, Vielseitigkeit und Vielfalt, Unternehmertum und eine ausgewogene geographische Verteilung der geförderten Institutionen. Trotz positiver Beurteilung erhalten jedoch viele Kulturinstitutionen ab dem nächsten Jahr keine Förderung mehr. Dies kann in einigen Fällen das Aus bedeuten, denn ohne die Subventionen des Kulturfonds bricht für viele Podien ein wichtiger Teil der Finanzierung weg. Zwar springen in manchen Fällen Städte und Provinzen ein, doch auch dies ist noch nicht sichergestellt.
Im Bereich Musik hat der Kulturfonds sich für die Förderung einiger großer Ensembles entschieden. 37 der 51 Antragsteller erhielten zwar ein positives Gutachten, dennoch erhalten nur 17 Musikensembles für die kommenden vier Jahre Subventionen. Von den insgesamt 17 Anfragen im Bereich Musiktheater kann der Fonds nur sechs entsprechen. Im Bereich der Theater- und Musikfestivals erhielten zehn von 46 Anträgen eine negative Beurteilung und von den verbleibenden 36 erhalten nur zwölf Festivals zukünftig Subventionen. Zu den Verlierern zählen hier auch große Festivals wie das Theaterfestival Boulevard, das Grachtenfestival oder die Cello Biennale. Und auch das Tanztheater bekommt die Einsparungen zu spüren, obwohl der Fonds Podiumkunsten versucht, mit deutlich geringerem Budget die Vielfalt der niederländischen Tanzlandschaft zu erhalten und möglichst viele verschiedene Tanzensembles und Stilrichtungen zu unterstützen. Doch auch dies gelingt nicht überall und so erhält beispielsweise das Internationale Tanztheater ab 2013 kein Geld mehr durch den Fonds.
Dreimal so viele Subventionen wie dem Fonds ab dem nächsten Jahr zur Verfügung stehen wurden beantragt. Waren es in den Jahren 2009 bis 2012 noch 39,5 Millionen Euro pro Jahr, verfügt der Fonds ab 2013 bis 2016 nur noch über 24,5 Millionen Euro pro Jahr. Die Höhe der Gesamtsumme, die Theater, Musik- und Tanzensembles sowie Festivals beantragt hatten, lag bei insgesamt 52,5 Millionen Euro. Auch Institutionen die vormals direkt durch den Staat finanziert wurden, wandten sich nun an den Fonds Podiumkunsten, da auch die sogenannte kulturelle „Basisinfrastructuur“ ab dem nächsten Jahr 200 Millionen Euro weniger zur Verfügung hat. Davon werden 142 Millionen Euro verwendet, um Museen zu finanzieren, die dadurch größtenteils vor Einsparungen verschont bleiben. Auffällig ist somit, dass die Einsparungen im Kulturbereich vor allem die Darstellenden Künste treffen. Im letzten Jahr resultierte dies in Protestmärschen in Den Haag, wo sich der kulturelle Sektor versammelte, um gegen die Sparpläne der Regierung zu demonstrieren (NiederlandeNet berichtete).
Ein Beispiel für die Finanzierungsprobleme der Kulturinstitutionen ist auch das Tropentheater in Amsterdam, das ab dem nächsten Jahr keine Subventionen mehr erhält. Zwar wurde das Theater bisher durch das Außenministerium und nicht durch den Kulturfonds finanziert, doch das Beispiel zeigt allgemein den geringen Stellenwert, den Kultur in der gegenwärtigen niederländischen Politik einnimmt. Bisher erhielt das Theater, das vor allem nicht-westliche Filme, Aufführungen und Konzerte zeigte, 1,9 Millionen Euro jährlich. Seit bekannt wurde, dass diese Finanzierung ab 2013 wegfällt, wurde erfolglos versucht, andere Möglichkeiten der Finanzierung zu finden. Nun muss das Tropentheater zum 1. Januar 2013 schließen.