Nachrichten August 2012


INVESTMENTFONDS: Deutsche Fonds müssen ihre niederländischen Immobilien verkaufen

Amsterdam. MWE/VK. 01. August 2012.

Der Leerstand niederländischer Immobilien ist auch ein deutsches Problem, denn ein Viertel aller Bürogebäude in den Niederlanden ist im Besitz deutscher Eigentümer. Zehn große deutsche Investmentfonds müssen nun aus finanziellen Gründen ihre Bürogebäude in den Niederlanden innerhalb der nächsten fünf Jahre verkaufen. Dies wird auch für den niederländischen Immobilienmarkt nicht ohne Folgen bleiben.

Die deutschen Anleger haben wegen der Finanzkrise kein Vertrauen mehr in die Investition ihres Geldes in Investmentfonds und fordern deshalb die Auszahlung ihres Kapitals. Da das Kapital allerdings in Immobilien investiert ist, steht es nicht unmittelbar zur Verfügung. Die deutsche Gesetzgebung schreibt in diesem Fall vor, dass die Fonds die Auszahlung maximal zwei Jahre hinauszögern dürfen. Sollte das Geld anschließend nicht zur Verfügung stehen, muss ein Fonds seine Immobilien verkaufen und den Gewinn zur Ausbezahlung der Anleger nutzen, wie es bei einigen deutschen Fonds nun der Fall ist.

Der Zeitpunkt für den Verkauf von Immobilien ist allerdings denkbar schlecht, denn Käufer können weniger Eigenkapital einbringen als noch vor ein paar Jahren und Banken finanzieren nur noch selten Immobilienankäufe. Ein großes Problem stellt auch der Leerstand der niederländischen Bürogebäude dar, deren Wert deutlich unter dem eines vermieteten Gebäudes liegt. Zu den Gebäuden, die zum Verkauf stehen, zählen auch einige sehr große Gebäude, darunter beispielsweise der Blaak Office Tower und der Millennium Tower in Rotterdam oder der Crystal Tower in Amsterdam, die bereits jetzt schon zum Teil leer stehen.

Aus einer Studie der niederländischen Tageszeitung de Volkskrant geht hervor, dass über die Hälfte aller leerstehenden Bürogebäude Eigentum niederländischer Baugesellschaften, Banken und Investmentfonds und ganze 24,6 Prozent im Besitz deutscher Eigentümer ist. Niederländische Pensionskassen besitzen 3,8 Prozent und der Staat, Provinzen und Gemeinden ungefähr 10 Prozent. Immobilienexperten rechnen damit, dass durch den anstehenden Verkauf der Immobilien deutscher Investmentfonds Bürogebäude im Wert von 1,6 bis 2,9 Milliarden Euro auf den niederländischen Markt kommen – das Doppelte des bisherigen jährlichen Verkaufswertes in den Niederlanden.

Fonds investieren in Immobilien, um an den Mieteinkünften von einigen Jahren und dem abschließenden Gewinn aus dem Verkauf zu verdienen. In vielen Fällen wurde allerdings zu kurzfristig gedacht und außer Acht gelassen, dass viele Gebäude schon nach einigen Jahren renovierungsbedürftig sind. Hinzu kommt der Leerstand und der damit verbundene Werteverlust des Gebäudes, der sowohl für die Anleger, als auch für die Banken, die den Ankauf finanziert haben, einen Verlust bedeutet.

Die finanziellen Probleme deutscher Investmentfonds wirken sich auch auf den niederländischen Markt negativ aus, da die deutsche Nachfrage an Immobilien nun wegfällt. Zudem geraten die Immobilienpreise in den Niederlanden durch die anstehende Verkaufswelle weiter unter Druck. Am Preisdumping dürfen sich deutsche Eigentümer allerdings nicht beteiligen, denn die deutsche Aufsichtsbehörde BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) legt einen minimalen Verkaufspreis fest, der erst bei Nichtverkauf nach einem Jahr nach unten korrigiert werden darf.