Nachrichten April 2012
AKTION: Niederländische Schulen begingen den Tag der deutschen Sprache
Den Haag/Zwolle. TM/dT/machmit.nl/Trouw. 20. April 2012.
Viele Monate wurde er vorbereitet, am gestrigen Donnerstag nun hat der Tag der deutschen Sprache in den Niederlanden stattgefunden. Die aus Goethe Institut, Deutsch-Niederländischer Handelskammer, Duitsland Institut und Deutscher Botschaft bestehende actiegroep duits (dt. Aktionsgruppe Deutsch) feierte damit den Höhepunkt ihrer „mach mit!“-Kampagne. Vielen Schulen und Organisationen waren dem Aufruf der Initiatoren dabei gefolgt und haben gestern Aktionen organisiert, um die Popularität der deutschen Sprache zu steigern.
Unter der Schirmherrschaft von keinem geringeren als Prinz Willem-Alexander der Niederlande (NiederlandeNet berichtete) wurde der erste Tag der deutschen Sprache gestern begangen. Um punkt 12 Uhr am Mittag flogen an mehr als 100 Schulen in unserem Nachbarland schwarz-rot-goldene Ballons, an denen Schülerinnen und Schüler zuvor einen Zettel mit ihrem deutschen Lieblingswort gehängt haben, gen Himmel. Sie folgten dabei dem Beispiel vieler Prominenter wie Linda de Mol, Herman van Veen oder Ellen ten Damme, die in ihrer Funktion als Botschafter der „mach mit!“-Kampagne bereits zuvor ihr deutsches Lieblingswort vorgestellt hatten. Bei Linda de Mol etwa war es das für ihre Landsleute nicht ganz einfach auszusprechende Wort „Streichholzschächtelchen“.
Viele der teilnehmenden Schulen hatten sich für den Tag der deutschen Sprache spezielle Aktionen ausgedacht. In Harderwijk etwa baute man die Berliner Mauer aus Karton nach und besprühte sie mit vielen Farben, an anderen Schulen wurden deutsche Torten gebacken oder es wurde auf Deutsch gerappt. Höhepunkt des Tages war die zentrale Aktion am Deltion College in Zwolle, bei der unter anderem die Sängerin Ellen ten Damme, der Parlamentsabgeordnete Frans Timmermans sowie zwei bekannte niederländische Moderatoren auftraten. „Sprache ist viel mehr als allein ein Kommunikationsmittel“, so der Sozialdemokrat Timmermans. „Es ist die Art und Weise, die Welt durch die Augen eines anderen zu sehen, die eigene Identität an der eines anderen zu spiegeln. Es tut mir weh, wenn ich sehe, dass Niederländer und Deutsche in schlechtem Englisch miteinander kommunizieren.“
Einen Tag vor all diesen Aktionen hatten die Organisatoren ihre Anliegen am Sitz der niederländischen Regierung in Den Haag bereits Politikvertretern präsentiert. Dabei überreichten sie an Abgeordnete der Zweiten Kammer eine Liste von Forderungen, die sicherstellen sollen, dass Deutsch in Zukunft wieder eine größere Rolle in niederländischen Bildungseinrichtungen spielen wird. „Die Deutschausbildung in den Niederlanden befindet sich momentan auf einem Nullpunkt“, bemerkte dann auch Niek Jan van Kersten, Direktor der Arbeitgeberorganisation VNO-NCW, an. Nach Ansicht der Aktionsgruppe soll das Schulfach Deutsch zukünftig zu einem Hauptfach in den Sekundarstufen I und II werden und alle niederländischen Schülerinnen und Schüler die Sprache in Zukunft wieder gut sprechen und schreiben können. Weiterhin wurde gefordert, dass auf den niederländischen Hochschulen für eine flexiblere und bessere Deutschlehrerausbildung gesorgt wird. Mit zu einem Popularitätsschub könnte nach Ansicht der Initiatoren auch ein stärkerer Austausch mit deutschen Schülern oder eine vermehrte Organisation von Exkursionen beitragen. Abschließend wurde auch dafür plädiert, dass es zwischen Bildungseinrichtungen und der Industrie zukünftig – etwa durch zusätzliche Praktika oder Gastvorträge – die Grundlage für eine bessere Verzahnung gelegt würde.
Die Initiative zur gesamten „mach mit!“-Kampagne und dem Tag der deutschen Sprache als Höhepunkt ging aus der 2011 präsentierten Studie „Belevingsonderzoek Duits 2010“ hervor, nach der das Schulfach Deutsch an niederländischen Schulen immer mehr ein Nischendasein fristet (NiederlandeNet berichtete). Kampagne und Aktionstag sollten dem nicht sehr beliebten Schulfach von seinem angestaubten Image befreien. Die Initiative kam dabei zu einem nicht unerheblichen Teil aus den Reihen der Wirtschaft. Durch das immer schlechtere Image der deutschen Sprache in den Niederlanden befürchtet man dort große finanzielle Einbußen für die traditionell auf den Export gerichtete niederländischen Wirtschaft. Durch schlechte Deutschkenntnisse würden unseren Nachbarn jährlich bis zu acht Milliarden Euro an Einnahmen entgehen (NiederlandeNet berichtete). „Unser Weg in die Welt läuft über Deutschland“, mache dann auch der Mitorganisator Ton Nijhuis vom Duitsland Institut in Amsterdam am Mittwoch in Den Haag deutlich. Eine gute Sprachbeherrschung verstärke nach Ansicht Nijhuis‘ die politische Rolle der Niederlande in Europa und die Wachstumsmöglichkeiten der niederländischen Wirtschaft.
Weitere Informationen zur „mach mit!“-Kampagne findet man auf der extra eingerichtetender Website.