Nachrichten März 2011
MUSICAL: „Soldaat van Oranje“ ist Publikumsmagnet
Amsterdam. AKS/soldaatvanoranje/VK. 31. März 2011.
Das niederländische Musical „Soldaat van Oranje“ (dt. Soldat von Oranien) entpuppt sich als echter Publikumsmagnet: Seit Oktober letzten Jahres läuft die Aufführung in der niederländischen Stadt Leiden und seither ist das Theater jeden Abend ausverkauft. Das Musical beruht auf dem gleichnamigen Buch „Soldaat van Oranje“, welches Erik Hazelhoff Roelfzema in den 60er Jahren geschrieben hatte und ein echter Erfolg wurde. In diesem Werk hielt Roelfzelma seine Erinnerungen und Erlebnisse an die Zeit während des Zweiten Weltkriegs fest. Durch die gleichnamige Verfilmung aus dem Jahr 1977 von Hollywoodregisseur Paul Verhoeven wurde die Geschichte des zweifelsohne bekanntesten Widerstandshelden der Niederlande auch international erfolgreich.
Das Musical scheint Buch und Film in Nichts nachzustehen: Im Januar besuchten bereits 200.000 Menschen das Stück, weswegen die Spielzeit kurzerhand bis Ende Juli verlängert wurde. Doch Musical-Liebhaber dürfen sich nicht zu früh freuen: die Karten sind schon größtenteils weg und bis Ende Juni sind alle Vorstellungen ausverkauft. Selbst die königliche Familie konnte dem Musical nicht widerstehen: Bei der Premiere waren sowohl Königin Beatrix als auch ihre Schwester Prinzessin Irene anwesend und erst gestern besuchte die Familie von Prinzessin Margriet zum 39stenGeburtstag ihres Sohns Pieter-Christiaan eine Aufführung.
Dabei setzt Produzent Fred Boot nicht auf große Werbemaßnahmen oder Sonderaktionen. Lediglich durch Mund-zu-Mund-Propaganda und die ausschließlich positiven Kritiken über das Stück werden die Besucher ins Theater gelockt. Wobei die Wahl des Veranstaltungsorts und das spektakuläre Bühnenbild auch eine Rolle spielen: Das Musical wird auf dem alten Fliegerhorst Valkenburg bei Leiden aufgeführt. Der Theatersaal lässt sich um 360° drehen, sodass das Publikum bei einem Szenenwechsel jedes Mal ein neues Bühnenbild erblickt. Zudem wird ein echtes Flugzeug auf der Bühne gezeigt und die Aufführung wirkt durch die Verwendung historischer Filmausschnitte authentisch. Fred Boot ist außerdem davon überzeugt, dass die Thematik des Musicals ausschlaggebend ist. „Unser Titel ist für unsere Anziehungskraft verantwortlich und nicht ein berühmter Musicalstar – the show is the star“, wird er in der niederländischen Presse zitiert.
Trotz des Erfolgs des „Soldaat van Oranje“ besteht für die Theater- und Musicalszene Grund zur Sorge. Wie die niederländische Tageszeitung de Volkskrant in der letzten Woche berichtete, sinkt die Anzahl der Besucher in Theater- und Konzertvorstellungen immer weiter. Im Jahr 2010 sollen 11,3 Millionen Zuschauer das Theater oder die Konzertsäle besucht haben. Das sind 750.000 weniger als im Jahr zuvor. Nach Ansicht des Geschäftsführers des Verbands der Theater- und Konzertsäle (VSCD), Hans Onno van den Berg, wird der Sektor der Darstellenden Kunst besonders hart durch die Wirtschaftskrise getroffen, da dieser stark von der Nachfrage bei Besuchern abhängig ist. „Die Menschen gehen immer weniger ins Theater oder entscheiden sich für günstigere Alternativen wie das Kino“, gab Van den Berg diesbezüglich zu verstehen.
Darüber hinaus besteht die Befürchtung, dass die vom Kabinett geplanten Einsparungen im Kulturbereich und die Erhöhung der Mehrwertsteuer für Tickets im Bereich der Darstellenden Kunst von 6 auf 19 Prozent sich ebenfalls negativ auf den Kartenverkauf auswirken werden. Man geht davon aus, dass in diesem Jahr rund 10 Prozent weniger Karten verkauft werden als noch 2010. „Sowohl der Rückgang der Besucherzahlen als auch die Auflage, zu sparen, stellt für einige Theater- und Konzertsäle eine Bedrohung dar. Die großen Säle werden sicherlich überleben, aber in den kleineren Gemeinden haben es die Veranstalter teilweise sehr schwer. Direktoren, die von der Gemeinde die Auflage erhalten haben, 25 bis 35 Prozent der Kosten einzusparen, wissen nicht, woher sie das Geld nehmen sollen. Es ist, als würde man langsam gekocht werden. Ich will noch nicht von Panik reden, aber langsam sieht es immer mehr danach aus.“