Nachrichten Juli 2011

 

POLITIK: Parlament zu Aussprache über Pädophilenorganisation gezwungen

Es ist eine für deutsche Ohren grotesk klingende Debatte, die in den Niederlanden bereits seit Wochen geführt wird: Ist es gesetzlich und moralisch vertretbar, dass sich etliche pädophil veranlagte Männer seit nunmehr vielen Jahren öffentlich und weitgehend ungestört für eine breitere Akzeptanz ihrer sexuellen Veranlagung einsetzen, sich dazu zu einem Verband mit dem Namen „Martijn“ zusammengeschlossen haben und von 2006 bis 2010 zudem unter dem Dach einer Partei ihre Forderungen öffentlich vertraten?

GRIECHENLANDHILFE: Ministerpräsident Rutte verrechnet sich um 50 Milliarden Euro

Nach dem EU-Gipfel vergangenen Donnerstag präsentierte Ministerpräsident Mark Rutte der niederländischen Öffentlichkeit hinsichtlich der Hilfsgelder für Griechenland falsche Zahlen. Laut Rutte beträgt die Unterstützung der europäischen Regierungen für den griechischen Staat 109 Milliarden Euro, wovon 50 Milliarden durch den privaten Sektor getragen werden. Alle anderen Euroländer verdeutlichten jedoch, dass die 109 Milliarden allein von den Regierungen kommen. Der Beitrag der Banken erfolge noch zusätzlich, womit die Rettungsaktion insgesamt 159 Milliarden Euro kostet.

OSLO: Täter sprach Sympathie für Wilders aus

Am gestrigen Montagabend versammelten sich Tausende von Menschen in Norwegen und gedachten der Opfer der Terroranschläge in Oslo und Utøya des vergangenen Freitags. Insgesamt 76 Menschen starben bei diesen Anschlägen, für welche sich der Norweger Anders Behring Breivik vor dem Haftrichter verantwortlich zeigte. Wie am Wochenende bekannt wurde, hatte sich Breivik vor seinen Taten positiv über die PVV, der rechtspopulistischen Partei von Geert Wilders, geäußert.

EU-GIPFEL: Niederlande unterstützen Merkels Position bei Notkredit für Griechenland

Für das für Donnerstag geplante EU-Gipfeltreffen in Brüssel sehen die niederländischen Medien einen Machtkampf zwischen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Vorsitzenden der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, voraus. Trichet hält nicht viel von Merkels Plan, die Banken finanziell in den Rettungsplan miteinzubeziehen, Merkel hingegen will nur dann bei der Unterstützung Griechenlands mitziehen, wenn auch die Banken mitbezahlen. Den Haag unterstützt die Haltung Berlins.

SPORT: Niederländisches Dressurpferd räumt in Aachen ab

Ausverkaufte Stadien, Gedränge um den Abreiteplatz, Fanartikel mit seinem Namen drauf – in der Welt des Pferdesports ist er schon lange ein Star, in der allgemeinen deutschen Presse spätestens seit letzter Woche. Die Rede ist vom niederländischen Dressurhengst Totilas, der als das beste und teuerste Pferd der Welt gilt.

NIJMEEGSE VIERDAAGSE: Tausende gehen auf Wanderschaft

Jedes Jahr am dritten Dienstag im Juli nehmen tausende Menschen in der niederländischen Stadt Nimwegen an der größten Wanderveranstaltung der Welt teil – dem Nijmeegse Vierdaagse. Insgesamt vier Tage lang werden Zivilisten und Militärs pro Tag jeweils 30, 40 oder 50 Kilometer rund um Nimwegen zurücklegen.

GRENZLAND: Kooperation bei Klima, Kunst und Bildung, Krach um Gülle-Import

Selten war die nachbarschaftliche Kooperationsbereitschaft zwischen Deutschland und den Niederlanden so sicht- und erfahrbar wie im Sommer dieses Jahres. Nicht nur bei der touristischen Erschließung des Grenzlandes, sondern auch im Bereich des Klimaschutzes und der Bildung, sowie in der Kunstszene arbeiten die beiden Nachbarländer Hand in Hand. Streitigkeiten gibt es in der Grenzregion derzeit nur bei der Einfuhr von organischem Dünger aus den Niederlanden.

SCHULDENKRISE: Niederlande fordern deutsche Führung

Der niederländische Finanzminister Jan Kees de Jager ist in den letzten Tagen und Wochen viel zwischen Brüssel, Den Haag und Luxemburg unterwegs – unterwegs in Sachen Eurokrise. Unter den 17 Euro-Ländern ist der 42-jährige Christdemokrat dabei für seine klare Sprache bekannt und wird nicht zuletzt wegen seiner harten Haltung in der griechischen Schuldenkrise immer öfter auch kritisiert.

DEMOGRAPHIE: Großstädte wachsen, ländliche Regionen schrumpfen

Die Zahl der Einwohner in den niederländischen Städten hat in den letzten Jahren überdurchschnittlich schnell zugenommen, wie das Statistikamt CBS Anfang der Woche mitteilte. Vor allem die drei größten Städte des Landes, Amsterdam, Rotterdam und Den Haag, wuchsen drei mal so schnell wie der niederländische Durchschnitt.

UPDATE: Auch ein Deutscher unter den Verletzten in Enschede

Der gestrige schwere Unfall im Fußballstadion der niederländischen Grenzstadt Enschede, bei dem gegen Mittag ein Teil der Dachkonstruktion eingestürzt war, fand weltweite Beachtung in den Medien. Die Zahl der Opfer wurde unterdessen auf einen Toten und 15 Verletzte angehoben – darunter auch ein Bauarbeiter aus der deutschen Grenzstadt Bocholt.

URTEIL: Niederländische Regierung verantwortlich für Morde in Srebrenica

Der niederländische Staat trägt die Verantwortung für den Tod dreier bosnischer Muslime, die 1995 im Srebrenica-Massaker ums Leben kamen.  So urteilte der Gerichtshof in Den Haag an diesem Dienstag. Damit wurde zum ersten Mal die niederländische Regierung für die Taten der niederländischen UN-Truppe Dutchbat in Srebrenica haftbar gemacht.

TOURISMUS: Trotz Krise in den Urlaub

Entgegen aller Annahmen, musste die niederländische Reisebranche trotz Krisenjahr 2010 keine Einbußen hinnehmen. Eins der favorisierten Urlaubsziele der Niederländer war dabei unter anderem wieder Deutschland.

POLITIK: Positive Bilanz für Mark Rutte

In der vergangenen Woche beendete das niederländische Kabinett offiziell das politische Jahr 2011. Gleichzeitig endete damit auch das erste politische Jahr für VVD und CDA, die zusammen mit Duldungspartner PVV eine Minderheitsregierung bilden.