Nachrichten Januar 2011


AMSTERDAM: Stadtarchiv von Mitarbeiter bestohlen

Amsterdam. AKS/TR/VK. 18. Januar 2011.

Ein Mitarbeiter des Amsterdamer Stadtarchivs hat mehrere Gedichte sowie einige Bücher und Jahrbücher aus der Sammlung des Archivs gestohlen. Dies berichtete gestern die niederländische Zeitung De Volkskrant. Entdeckt wurden die Diebstähle, die bereits 2009 stattgefunden hatten, Anfang letzten Jahres, als der Mann versuchte die Stücke an Antiquare zu verkaufen. Mitarbeiter der Universität von Amsterdam hatten sich zunächst für einige der Gedichte interessiert, wurden dann jedoch skeptisch, was letztlich zur Entdeckung der Diebstähle geführt hatte.

Der Mann stahl mehrere Gelegenheitsgedichte aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Diese Gedichte wurden meist zu Familienanlässen wie z.B. Hochzeiten, Geburten oder Beerdigungen geschrieben. „Die Stücke wurden gedruckt und herausgegeben, manchmal als kleine Bücher. Es sind keine äußerst seltenen Stücke. Aber die Tatsache, dass nicht besonders viele Stücke aus dieser Zeit erhalten geblieben sind, macht sie zu einem interessanten Material“, erklärte Emmy Ferbeck, Leiterin der Abteilung Archiv und Sammlung des Stadtarchivs in Amsterdam. Der entstandene Schaden beläuft sich auf ein paar Tausend Euro, wie Ferbeck erläuterte. Damit seien die Stücke nicht von äußerst hohem Wert, so die Leiterin, doch der Schock bei den Angestellten des Archivs ist dafür umso größer: Der Kollege hatte ganze dreißig Jahre beim Stadtarchiv gearbeitet. Wie der Direktor der Archivs, Marens Engelhard, bestätigte, sei in dieser Zeit keinerlei Misstrauen gegen den Mann gehegt worden.   

Die meisten der entwendeten Exemplare konnte das Archiv bereits zurückkaufen. Nun besteht aber der Verdacht, dass der Mann noch weitere Stücke gestohlen und verkauft hat. Daher wendet sich das Stadtarchiv nun auch an die Öffentlichkeit. Engelhard hierzu: „Wir wissen einfach nicht, ob und wie viele andere lose Stücke er noch zum Handel angeboten hat. Wir hoffen aber durch die Veröffentlichung der Diebstähle weitere Hinweise zu erhalten.“  Das Stadtarchiv umfasst vierzig Kilometer an Material, was die Suche nach fehlendem Material schwierig gestaltet. Weitere Ermittlungen sollen dies nun klären. Durch die Veröffentlichung der Diebstähle möchte das Archiv aber nicht nur mögliche Käufer der gestohlenen Stücke erreichen und eine Zusammenarbeit mit diesen erwirken, sondern auch andere Archive auf die Gefahr derartiger Geschehnisse hinweisen. Auch die Arbeit der Polizei soll hierdurch erleichtert werden, da diese bisher wenig Erfahrung mit derartigen Diebstählen hat, wie Ferbeck erläuterte: „Die Poliziei ist sehr hilfreich, aber hat zu wenig Kenntnis über Archive und Archivarbeit, um die Vorfälle gut untersuchen zu können.“ Der Dieb wurde im Übrigen inzwischen vom Stadtarchiv entlassen und zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt.