Nachrichten Dezember 2011
POST: Staatssekretär will Postzustellung am Montag abschaffen
Den Haag. TM/DT/NOS/RTL. 21. Dezember 2011.
Das größte niederländische Postunternehmen PostNL erlebt in dieser Vorweihnachtswoche die stressigste Woche des Jahres. Durch Weihnachtskarten und -pakete wird in dieser Woche ein nicht geringer Anteil an den jährlich etwa sieben Milliarden Postsendungen über das Logistiknetz des ehemaligen Staatsbetriebes versandt. Und doch geht es dem Unternehmen wirtschaftlich nicht gut, weshalb man bereits seit Jahren fordert, die gesetzliche Pflicht der Postzustellung von sechs auf fünf Tage in der Woche zu reduzieren. Vergangenen Donnerstag bekam die Post nun erstmals Unterstützung aus Regierungskreisen: Wie die Tageszeitung De Telegraaf meldete, hat Wirtschafts-Staatssekretär Henk Bleker (CDA) in einem Brief an die Zweite Kammer des niederländischen Parlaments geschrieben, dass er diese Pläne zwecks Kosteneinsparung befürwortet und nun eine Gesetzesänderung fordert. Am heutigen Mittwoch soll es in der Kammer nun eine Debatte über den Postsektor geben.
Die niederländische Post hat in den vergangenen Jahren oftmals ihr Gesicht gewechselt – insgesamt viermal in zehn Jahren. Nach PTT Post (bis 2002), TPG Post (bis 2006) und TNT Post (bis 2011) heißt das seit diesem Jahr nun auch börsennotierte Unternehmen jetzt PostNL. Vom niederländischen Staat ist es durch Gesetz angewiesen, den „universellen Postdienst“ auszuführen. Dies bedeutet unter anderem, dass an sechs Tagen in der Woche Briefkästen gelehrt und Post zugestellt werden muss. Die meiste Post (rund 90 %) ist dabei Geschäftspost und nimmt nicht den Weg über die Briefkästen. Und da Betriebe nur in den seltensten Fällen samstags Post verschicken, nimmt der Montag als Zustelltag ein Nischendasein ein. Laut Aussage von Staatssekretär Bleker ist es lediglich zwei Prozent des gesamten wöchentlichen Postaufkommens, welches zum Wochenstart in den Niederlanden ausgeliefert wird. Dies macht den Montag für die Post unrentabel. Und nur, wenn die Portopreise, die in den Niederlanden aktuell bei 46 Cent für einen Brief liegen, angehoben würden, könnte der Montag nach Angaben Blekers als Zustelltag gerettet werden. Allerdings lägen dem Staatssekretär Zahlen vor, nach denen es 85 Prozent der niederländischen Bevölkerung nicht schlimm fände, wenn die Post am Montag nicht zugestellt würde. Viele sind jedoch nicht der Ansicht – und da ist Henk Bleker mit ihnen einer Meinung –, dass es bei dringender Post wie etwa Trauerkarten oder medizinischen Briefen eine Ausnahme geben müsse und diese auch an Montagen weiterhin zugestellt würden.
PostNL unterstützt die Pläne Blekers: „Wir haben dies selbst vorgeschlagen“, so ein Sprecher von des Unternehmens in einer ersten Reaktion. „Geschäftspost wird schon nicht mehr am Montag zugestellt, denn Betriebe verschicken diese nur innerhalb der Woche. Und für das kleine Bisschen an Post, welches dann für den Montag übrig bleibt, muss wohl der gesamte Abhol- und Zustellprozess aufrecht erhalten bleiben. Das kostet viel Geld.“ Geld, welches im Postsektor an allen Ecken und Enden fehlt, denn die Zahlen der zugestellten Poststücke sind in den vergangenen Monaten und Jahren insgesamt stark rückläufig und dies sorgt auf dem Postsektor für große Probleme: So stellt PostNL bereits seit einiger Zeit jedes Quartal weniger Post zu – im letzten Quartal waren es fast sieben Prozent weniger. Insgesamt sei die Anzahl der ausgelieferten Briefe und Pakete laut Aussagen der Regierung in den letzten Jahren um rund 30 Prozent abgenommen; das Internet macht dem normalen Brief immer mehr Konkurrenz. Wie schlecht es PostNL wirtschaftlich geht, zeigen auch aktuelle Krisengespräche der Unternehmensführung mit den Rentenkassen, da die Ausgaben für Pensionszahlungen in den kommenden Jahren um hunderte Millionen Euro anzusteigen drohen.