Nachrichten Dezember 2011



FUSSBALL: Machtkampf bei Ajax Amsterdam

Amsterdam. RH/HA/NOS/RP/Sportschau/Telegraaf/VI/Welt/Die Zeit. 15. Dezember 2011.

Nach turbulenten Wochen für den niederländischen Fußballverein Ajax Amsterdam – ausgelöst durch einen Streit der beiden Fußballgrößen Johan Cruijff und Louis van Gaal – gibt es jetzt Neuigkeiten von seiten der Justiz. Am Montag fällte das Gericht im niederländischen Haarlem das Urteil, dass die Einstellung von Louis van Gaal als Generaldirektor von Ajax Amsterdam mit einer einstweiligen Verfügung ausgesetzt werden wird. Nun geht Van Gaal gegen dieses Urteil in Berufung.

Bereits seit November wehrt sich das Fußball-Idol Cruijff gegen die Einstellung Van Gaals als Generaldirektor bei Ajax Amsterdam zum Sommer 2012. Der Ajax-Aufsichtsrat hatte hinter Cruijffs Rücken Verhandlungen mit Van Gaal geführt, wohlwissend, dass die beiden Fußballer einander nicht ausstehen können. Die Satzung des Vereins sieht allerdings vor, dass Cruijff, als Aufsichtsratsmitglied in die Entscheidung des Aufsichtsrats eingeweiht wird. "Das war eine Entscheidung unter der Gürtellinie. Sie haben Ajax in Brand gesteckt", sagte Cruijff dem niederländischen TV-Sender NOS. Hinter sich weiß Cruijff sämtliche Jugendtrainer des Vereins. Kommt Van Gaal, gehen sie.

Am Montag wurde nun diesbezüglich ein gerichtliches Urteil gefällt. Nach der Ajax-Satzung müssen alle Aufsichtsratsmitglieder über Personalentscheidungen informiert sein. Laut Entscheidung des Richters soll eine außerordentliche Aktionärsversammlung dem gesamten Aufsichtsrat das Vertrauen aussprechen. Ein Misstrauensvotum würde die Einstellung Van Gaals platzen lassen. Die Berufung Van Gaals soll nun bis zum 1. Juli 2012 ausgesetzt werden. Cruijff zeigte sich über dieses Urteil höchst erfreut: „Das ist ein fantastisches Urteil“, sagte er nachdem er für die Urteilsverkündung extra aus Barcelona angereist war. „Endlich können wir uns wieder auf den Fußball konzentrieren.“ Ob das gelingt ist fraglich, denn inzwischen wurde Berufung gegen dieses Urteil eingelegt.

Johan Cruijff wurde in der Weltmeisterschaft 1974 als überragender niederländischer Nationalspieler geehrt. Bei aller Genialität war er stets eine kontroverse Figur, denn überall wo er auftauchte, gab es Streit. Man liest, der Querkopf hätte sich immer wieder mit Spielern, Trainern und Vereinsbossen angelegt. In seiner Kolumne in der größten Boulevardzeitung der Niederlande De Telegraaf hielt Cruijff, das „Enfant terrible“ der Fußballszene, den Funktionären vor, nicht die geringste Ahnung von Fußball zu haben: „Die Menschen die ein hohes Amt in der Fußballbranche bekleiden, reden über alles und nichts. Das ist ein seltsamer Gegensatz.“ Seine Kritiker werfen ihm vor, Cruijff strebe die vollständige Kontrolle von Ajax Amsterdam an, er wolle innerhalb des Klubs alles alleine entscheiden und dem niederländischen Verein, bei der er selbst als junger Mann gespielt hat, auf diese Weise zu neuer Größe zu verhelfen.

Hinter dem Rechtsstreit um den "Ajax-Thron" verbirgt sich eine tiefe Abneigung zwischen Louis van Gaal, dem (Noch-)Trainer des Fußballvereins Bayern München und „König Johan“, auch wenn Cruijff mehrfach betonte, dass sich seine Klage gegen den Aufsichtsrat und nicht gegen Van Gaal richte. Seine Kollegen hätten ihn bei der Verpflichtung von van Gaal übergangen. Das deutsche Wochenblatt Die Zeit bezeichnet die Rechtsangelegenheit zwischen den beiden spöttisch als „Seifenoper“. Letztendlich wären die Egos zu groß. Die zwei berühmtesten Fußballpersönlichkeiten der Niederlande könnten einfach nicht miteinander.