Nachrichten Dezember 2011
KULTUR: Johannes Heesters feiert 108. Geburtstag
Starnberg. AF/FR/NOS/Stern/VK. 6. Dezember 2011.
Gestern wurde der in den Niederlanden geborene Schauspieler Johannes Heesters 108 Jahre alt. Die aus diesem Anlass geplante Geburtstagsgala musste allerdings verschoben werden: Heesters war Ende November aufgrund eines Schwächeanfalls ins Krankenhaus eingeliefert worden und konnte erst vergangenes Wochenende wieder entlassen werden.
„Ich möchte schon, dass es noch ein bisschen länger dauern darf, das wäre natürlich sehr schön“, so Heesters im Interview anlässlich seines 108. Geburtstages gegenüber der Deutschen Presse-Agentur dpa. Dafür hat der Entertainer seinen Zigarettenkonsum stark reduziert, isst nur leichte Kost und hat bis vor kurzem noch jede Woche ein kleines Krafttraining absolviert. Man habe Heesters nur „aus Vorsorge und Fürsorge“ vor etwa einer Woche mit Fieber ins Krankenhaus gebracht. Seinen Geburtstag am Montag konnte Heesters schon wieder „im Kreis seiner Familie feiern“, so Heesters Agent Jürgen Ross.
Im Gegensatz zu den deutschen Zeitungen, die ausführlich über den Geburtstag der „lebenden Legende“ schrieben, hielt sich die niederländische Presse sehr zurück. In seinem Geburtslandland wird Heesters als NS-Mitläufer und opportunistischer Karrierist kritisiert, weil er in Nazi-Deutschland auftrat, während sein Heimatland von der deutschen Wehrmacht besetzt war. Erst 2008 gab es eine Art späte Versöhnung als Heesters in Amersfoort auftrat. Während er im Saal mit stehenden Ovationen gefeiert wurde, fand vor dem Theater eine Protestdemonstration gegen seinen Auftritt statt. Noch im Frühjahr 2011 zeigte sich das ambivalente Verhältnis der Niederländer zu Heesters als er vom Staatsempfang für Königin Beatrix der Niederlande in Berlin „aus Platzgründen“ wieder ausgeladen wurde.
Heesters, der bereits als Teenager eine Gesangs- und Schauspielausbildung absolvierte, hatte 1921, seinen ersten Bühnenauftritt in Shakespeares „Sommernachtstraum“. Es folgten einige Film- und Gesangsrollen sowie diverse Bühnenauftritte. Seinen ersten Auftritt als Tenor hatte er 1934 an der Volksoper Wien. 1935 kam Heesters nach Berlin. Dort wurde er in der Rolle des Grafen Danilo in Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“ zum Publikumsliebling. Er baute den Grafen in den folgenden 35 Jahren zu seiner Paraderolle aus und dessen Auftrittslied „Da geh’ ich ins Maxim“ wurde durch Heesters zum Evergreen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Heesters seine Karriere fortsetzen und sang in Wien, Hamburg, München und Berlin. Noch 2011, 90 Jahre nach seinem ersten Auftritt als Schauspieler, spielte der seit 2009 erblindete Heesters die Rolle von Petrus in dem Kurzfilm „TEN“. Er steht deshalb auch als ältester aktiver Schauspieler der Welt im Guiness-Buch der Rekorde. Unterstützt wird er von seiner fast 46 Jahre jüngeren Frau Simone Rethel-Heesters, mit der er seit gut 20 Jahren verheiratet ist. Mit ihr lebt Heesters am Starnberger See.
Wer mehr über Johannes Heesters erfahren möchte, dem sei unser Eintrag in der Rubrik Personen A-Z empfohlen.