Nachrichten Dezember 2011



EURO: Rating-Agentur droht Niederlande und Deutschland mit Herabstufung der Bonität

Berlin/Den Haag. RH/BM/TR/VK/Die Welt. 6. Dezember 2011.  

Sechs Länder der Eurozone, worunter auch Deutschland und die Niederlande vertreten sind, könnten möglicherweise innerhalb der nächsten drei Monaten die höchste Bonität (AAA) verlieren. Neben den Niederlanden und Deutschland könnten auch Österreich, Finnland, Luxemburg und Frankreich betroffen sein. Insgesamt werden 15 Euroländer verschärft unter Beobachtung gestellt, gab die US-Ratingagentur Standard & Poor’s gestern an.

In Hinsicht auf einen weiteren EU-Krisengipfel, der diesen Freitag stattfinden soll, ist der taktische Zug der US-amerikanischen Ratingagentur nur logisch. S&P wollen die Euro-Mitgliedsstaaten unter Druck setzten, damit diese endlich eine Lösung für den Schuldenabbau der europäischen Mitgliedsländer finden. Der Grund für die Senkung der Kreditwürdigkeit ist laut S&P die Zunahme der sogenannten Systemrisiken. Letztendlich führt eine niedrigere Kreditwürdigkeit in der Regel dazu, dass ein Land mehr Zinsen für Staatsanleihen bezahlen muss.

Der niederländische Finanzminister Jan Kees de Jager wollte sich inhaltlich nicht zum Beschluss von S&P äußern. Jedoch gab er an, dass die Herabstufung der Bonität nahezu jedes europäische Land Land treffen könnte. Zudem betonte er den Willen zur Umsetzung der niederländischen Sparmaßnamen: „Nicht umsonst haben die Niederlande konkrete Vorschläge für die Lösung der Eurokrise bei den europäischen Schuldengipfeln eingebracht. Wir arbeiten hart an unseren Plänen. Zudem zeigen wir, dass die niederländische Regierung an ihren Sparmaßnahmen festhält, um damit das `niederländische Haushaltsbuch`in der Zukunft besser zu führen zu können.“ Darüber hinaus fordern die Niederlande auch auf EU-Ebene weitreichende Veränderungen. In einem Artikel in der heutigen Ausgabe der niederländischen Tageszeitung Trouw wurde gefordert, dass ein neuer Europäischer Vertrag mit härteren, automatisch folgenden Sanktionen für die Länder aufgesetzt werden soll, die sich nicht an ihre Sparmaßnahmen halten.

Auch an den niederländischen Banken geht die Krise nicht spurlos vorüber. Die niederländische Rabobank ist die einzige kommerzielle Bank, die noch bis vor kurzem mit der höchsten Bonität werben konnte. Nach dreißig Jahren hat die Rabobank nun ihren hochgelobten „Triple-A-Status“ mit dem sie 2006 noch in einer TV-Werbung warb, die höchste Bezeichnung der Bonität eines Landes, verloren. Die US-Ratingagentur S&P hat die niederländische Bank nun mit dem Status der Kreditwürdigkeit AA ausgezeichnet. Bei der Rabobank macht man sich keine Sorgen um einen Imageverlust. Der Finanzdirektor der Rabobank, Bert Bruggink, gibt sich trotz der Herabstufung zuversichtlich: „Die Senkung des Status wurde bereits erwartet und man könne sich durchaus mit einem einer niedrigeren Bewertung zufrieden geben. Die jetzige Bezeichnung AA sei letztendlich die ehemalige Bonität AAA“, so Bruggink beschwichtigend in der niederländischen Tageszeitung Volkskrant.

Bundekanzlerin Merkel gab sich gelassen „Wir werden am Donnerstag und Freitag die Entscheidungen treffen, die wir für die Euro-Zone für wichtig und unabdingbar halten“, sagte Merkel am Dienstag in Berlin mit Blick auf den bevorstehenden EU-Gipfel. Die drohende Herabstufung der Bonität Deutschlands und praktisch aller anderen Eurozonen-Länder hat die Anleger am deutschen Aktienmarkt kaum aus der Fassung gebracht. Die Börsen sind nervös, aber eine steile Talfahrt bleibt vorerst aus. Schlussendlich wird sich zeigen ob eine massenhafte Herabstufung der Bonitäten der 15 Euroländer vorgenommen werden wird.