Nachrichten August 2011


MEDIEN: Neue Skandalshow im niederländischen Fernsehen

Hilversum. TM/NRC/spiegel.de/taz.de/VK/VPRO. 31. August 2011.

Knapp vier Jahre nach der aufsehenerregenden TV-Show „De Grote Donor Show“ zeichnet sich am kommenden Donnerstag ein neuer Skandal im öffentlichen-rechtlichen Fernsehen der Niederlande an. Unter dem Titel „Weg van Nederland“ (zu Deutsch etwa „Raus aus den Niederlanden“) sollen in einer Quizshow ausgewiesene Asylbewerber um einen Koffer mit 4.000 Euro spielen. Entscheidend für einen Erfolg sei nach Angaben der Produzenten das jeweilige Wissen der Asylbewerber über ihr Gastland.

„Schön wegfliegen? Wer will das nicht? Unsere Kandidaten müssen leider weg. Wir schicken Sie aber nicht mit leeren Händen nach Hause.“ so der Moderator Waldemar Torenstra der links-liberalen Rundfunkanstalt VPRO mit einem Grinsen im Gesicht in einem Trailer für die Donnerstagabendshow. Sie wird abseits des normalen Fernsehprogramms – zusammen mit 23 anderen Formaten – in der experimentellen Reihe „TV Lab“ ausgestrahlt. Beim Ansehen des Clips fühlt man sich direkt in das Jahr 2007 zurückversetzt, als es bei der „Donor Show“ darum ging, dass Kandidaten in einer Spielshow um eine für sie geeignete Spenderniere spielten (NiederlandeNet berichtete).

Während seinerzeit das Thema Organspende aufgegriffen und in der Öffentlichkeit breit diskutiert wurde, berührt die neue Show mit dem Thema Asylbewerber wiederum eine stark umstrittene und hoch politisierte Materie. Waren die Kandidaten 2007  – wie man später bekanntgab – allerdings Schauspieler, soll es sich jetzt um „echte“ Asylbewerber handeln, die in der 40-minütigen Sendung als Kandidaten auftreten: „Diesmal ist alles echt. [...] Und das macht es so bitter“ wird VPRO-Sprecherin Marina Alings in der Berliner taz zitiert. Insgesamt werden zwei Männer und drei Frauen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren gegeneinander antreten. „Wie viel wissen diese Asylbewerber nach ihrem jahrelangen Aufenthalt in den Niederlanden über unser Land, die niederländische Sprache und Kultur?“ heißt es dazu in einer Pressemitteilung der VPRO.  Alle fünf verfügen nach Aussage des Senders über einen relativ hohen Bildungsgrad und leben zwischen acht und zwölf Jahren in den Niederlanden: Mit dabei sind unter anderem eine Luftfahrttechnikstudentin aus Kamerun oder eine Sprachstudentin aus Tschetschenien. Laut Roek Lips, Sendeleiter beim Kanal Nederland 3 sei „Weg van Nederland“ „eine Möglichkeit, abgelehnten Asylbewerbern ein Gesicht zu geben“.

Bereits im Vorhinein der Ausstrahlung hat das experimentelle Format, welches bewusst auf nur eine Folge angesetzt ist, für viel Diskussionsstoff gesorgt; und das auch über die Grenzen der Niederlande hinaus. „Bei TV Lab geht es natürlich darum, Grenzen auszuloten.“ so Sendeleiter Roel Lips. Und auch  VPRO-TV-Chefredakteur Frank Wiering gibt zu: „Natürlich ist das Quiz grässlich. […] Aber die Wirklichkeit ist grässlicher“. Wiering will mit seiner Aussage auf die vielen Kinder hinweisen, die durch die Ablehnung der Asylanträge ihrer Eltern aus der Umgebung herausgerissen werden, in der sie seit vielen Jahren – oft auch ihr ganzes Leben – zuhause sind.