Geschichte des INTF

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Das Institut für Neutestamentliche Textforschung wurde 1959 in Münster von Prof. D. Kurt Aland, D.D., D. Litt. (1915-1994) gegründet. Aland lehrte bis 1958 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und gleichzeitig an der Humboldt-Universität Berlin. Nachdem ihm, der als «Staatsfeind» galt, die Lehrbefugnis entzogen und ein Disziplinarverfahren gegen ihn eröffnet worden war, verließ er die damalige DDR und bekam in Münster zunächst eine Assistentenstelle. Erst nach der Institutsgründung wurde er 1960 zum Professor an der Universität Münster ernannt mit der Lehrbefugnis «Geschichte der Alten Kirche und neutestamentliche Textforschung». Seit den 50er Jahren hatte Aland bereits am Novum Testamentum Graece von Eberhard und Erwin Nestle mitgearbeitet. Im INTF wurde diese Handausgabe dann weiter revidiert und ediert und wurde als Nestle-Aland zum Markenzeichen des Instituts. 1966 kam als zweite Handausgabe das für Übersetzer vorgesehene Greek New Testament hinzu. Eine neue Textrekonstruktion, bei der den großen Papyrusfunden des 20. Jahrhunderts besondere Bedeutung zukam, erfolgte in der 26. Auflage des Nestle-Aland und in der dritten Auflage des Greek New Testament. Beide Ausgaben sind seitdem textidentisch, bieten aber unterschiedliche Apparate.

Hauptziel des Instituts war jedoch die sog. Editio Critica Maior, die die gesamte Überlieferung des Neuen Testaments in griechischen Handschriften, alten Übersetzungen und neutestamentlichen Zitaten in antiker christlicher Literatur zugrundelegt. Voraussetzung für die Realisierung dieser Aufgabe war die Sichtung und Auswertung der gesamten handschriftlichen Überlieferung des griechischen Neuen Testaments. Unter der Leitung von Kurt Aland erfolgte also zunächst in Vorbereitung auf die Editio Critica Maior die möglichst vollständige Sammlung des Materials (zum Teil auf ausgedehnten Handschriftenreisen) und seine Auswertung in Einzeleditionen und Spezialuntersuchungen.

Einen Freund und Förderer fand Kurt Aland in Bischof Hermann Kunst. Die von ihm 1964 ins Leben gerufene Hermann Kunst-Stiftung zur Förderung der neutestamentlichen Textforschung gewährt dem Institut seitdem entscheidende finanzielle Unterstützung.

1979 wurde von Kurt Aland das Bibelmuseum gegründet, das die Arbeit des Instituts auch einer breiteren Öffentlichkeit vorstellt.

1983 folgte Frau Prof. Lic. Dr. Barbara Aland ihrem Mann in der Institutsleitung. Unter ihrer Ägide wurde die Auswertung des Materials, die unter Kurt Aland begonnen hatte, weiter geführt und der Wissenschaft in vielen Veröffentlichungen zugänglich gemacht. 1997 konnte dann die erste Lieferung der Editio Critica Maior mit dem Jakobusbrief erscheinen. Barbara Aland hat das Institut bis 2004 geleitet. Seit Oktober 2004 leitet Prof. Dr. Holger Strutwolf Institut und Bibelmuseum.