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Anmerkungen:
Was hat "Gabis Frittenstube" mit "Feibels Software-Ratgeber" gemeinsam? Bei beiden hat es sich immer noch nicht herumgesprochen, wie im Deutschen (auch nach der neuen Rechtschreibung) der Genitiv gebildet wird. Dafür wird man ganz persönlich bedient; ob man freilich damit im Fall eines Ratgebers, der sich um eine Orientierung auf dem Gebiet von Spielen und Lernen bemüht, gut bedient ist, wenn das maßgebliche Kriterium das Ausreizen der multimedialen "Fähigkeiten" des Computers ist, sei dahingestellt. Wer sich allerdings dafür interessiert, welchen Programmen es gelungen ist, den Herrn Rezensenten bei seiner flüchtigen Durchsicht zu flapsigen Sprüchlein zu animieren, wird bestens versorgt.
Die Texte fallen dementsprechend häufig oberflächlich aus; die Benutzerführung ist allerdings sehr komfortabel.
Neben den Kritiken enthält die CD-Rom auch eine Einführung, Bezugsquellen (nach Städten geordnete Geschäfte), ein Glossar, Hilfe für den Rechnerkauf und Informationen zu den mitgelieferten Demos.
Die Einführung erläutert kurz, wie das Programm zu bedienen ist und listet die Bewertungskriterien auf: Benutzerführung, Idee, Navigation, Non-Linearität, Grafik, Video, Ton, Text und ein pädagogisches Konzept. Das ist allerdings nicht so ganz wichtig, selbst dann, wenn es sich um die Besprechung von Lernprogrammen handelt: "Wenn eine CD-Rom sehr witzig ausfällt, ist ein pädagogisches Konzept nicht zwingend nötig." Ob eine Software also dafür taugt, das Lernen zu erleichtern, entscheidet sich für Feibel primär an ihrem Spaßfaktor für ihn, es kommt auf seine Unterhaltung an und das bitte so, daß die Möglichkeiten des Mediums auch voll ausgenutzt werden. So war "Alfons Deutsch" als Diskettenversion noch in Ordnung, aber da die CD-Rom "nur" als größerer Datenspeicher genutzt wird, schneidet sie bei der Bewertung entsprechend schlecht ab. Überhaupt findet eine Trennung von Lern- und Spielesoftware nicht statt, Feibels Spaß steht bei der Besprechung aller Programme im Vordergrund.
Die anderen Elemente des Ratgebers (Bezugsquellen, Glossar, Hilfe für den Rechnerkauf sowie Informationen zu den Demos) sind von der Idee her sehr hilfreich. Doch auch beim Glossar und bei der Hilfe für den Rechnerkauf ist die Oberflächlichkeit mit Feibel häufig durchgegangen. Die Texte sind schlampig zusammengestellt und brechen teilweise mitten im Satz ab; ernsthafte Informationen werden kaum geboten. Selbst hier scheint die eigene Unterhaltung wichtiger zu sein. Zu "Ausschalten" findet sich beispielsweise der köstliche Scherz: "Eine der coolsten Funktionen."
Im Glossar verstecken sich Witze von folgendem Kaliber: So wird man etwa beim EMMA-Award, bei dem es 150 Pfund pro eingereichtem Titel gibt, darauf hingewiesen, daß es sich um "englische Pfund, nicht Hackfleisch" handelt. Oder zu "online-sein" gibt es die niedlichen Varianten: "a. Sie laufen an der Leine, b. Sie surfen im Netz oder versenden e-mails oder c. Sie telefonieren.". Bezeichnend auch, daß zum Begriff "Lernsoftware" folgendes steht: "Keine Edutainment- sondern reine Abfrage-Programme". Trotz der hehren Anforderungen, die an die getesteten Programme gestellt werden, sucht man Links in diesen Bereichen vergeblich (findet sie aber bei den Kritiken).
Der Hauptteil der CD-Rom ist natürlich die Bewertung der Software. Die Oberfläche ist hier sehr komfortabel und sinnvoll gestaltet: Wie immer findet man in der oberen Zeile eine Hilfefunktion sowie die Möglichkeit, zu den anderen Programmteilen zu wechseln. Die 364 zur Brust genommenen Programme kann man sich nach Kategorien (z.B. "Spielen", "Schule - Deutsch", "Lexika", usw.), Alter, Preis und Bewertung (eine bis sechs Mäuse) anzeigen lassen. Unter "Extras" findet man dann die entsprechende Trefferliste, eine Suchfunktion und kann Lesezeichen setzen. So läßt sich zum Beispiel nach Geschichts-Programmen für 12 bis 14jährige suchen, die aber nicht mehr als 80 DM kosten und trotzdem mindestens drei Mäuse erhalten haben sollen.
Diese Funktion ist wahrscheinlich das beste an der ganzen CD-Rom. Denn die Bewertungen an sich sind fast durchgängig recht oberflächlich und legen den Schwerpunkt auf Spaß, tolle Graphik und extrem einfache Handhabung. Die ausführlichen Texte zu den Programmen umfassen umgerechnet nur etwa 15 Zeilen in Schriftgröße 12 - also eine Viertel DIN A4-Seite. Außerdem werden sie ab und zu mit nutzlosen Details über die Entstehungsgeschichte des Programms oder über den Verlag verschwendet. Vor allem aber ist man auch hier nicht sicher vor Feibels Kalauern. Zum IQ Expander lautet das Fazit: "Lustiges Gedächtnistraining. Vier Hirnis können miteinander spielen. Darauf ein doppelherzigen Schluck Klosterfrau Melissengeist" (Grammatik made by Feibel).
Fazit: Technik hui, Inhalt - na ja. Das Programm bietet eine hervorragende Benutzerführung, ansprechendes Design und die Besprechung von immerhin 364 Titeln. So erhält man zumindest einen groben Überblick über die zur Zeit angebotene kommerzielle Software. Ansonsten sind die Texte vor allem etwas für den, der schon immer einmal Feibels Humor kennenlernen möchte.
Preis: 39,95 DM Erschienen: 1998
Infos vom Verlag unter www.feibel.de
www.digitalpublishing.de
Systemvoraussetzungen:
Windows: MS Windows 3.x, 95, 98 oder NT 4.0; 8 MB RAM; 800x600 Pixel bei 256 Farben; Soundkarte
sr