LOUIS ARAGON ONLINE

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Louis Aragon und ich - Louis Aragon et moi

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Zum ersten Male sah ich Aragon im Oktober 1953 beim jährlichen Bücherverkauf des Comité National des Écrivains im Vél' d'Hiv'. Frisch als Stipendiat der Französischen Regierung in Paris eingetroffen, nahm ich zunächst an einem Stage d'initiation à la vie culturelle française in der Abbaye de Royaumont teil, den der Literaturwissenschaftler Gilbert Gadoffre und der Dramatiker René de Obaldia für die ausländischen Stipendiaten durchführten. Von der Veranstaltung im Vél' d'Hiv' hatte ich schon in Deutschland aus Les Lettres françaises erfahren. Nun drängte es mich, den Größen des französischen kulturellen Lebens persönlich zu begegnen. Ich fuhr also von Royaumont nach Paris und wurde dort auch nicht enttäuscht: Ich bekam u.a. Pablo Picasso, Fernand Léger, Jean-Paul Sartre, Dominique Éluard (Paul Éluard war 11 Monate zuvor gestorben), Claude Roy, Robert Merle, Roger Vailland, Yves Montand, Simone Signoret, Elsa Triolet und viele andere zu sehen, ich erhielt zahlreiche Widmungen. Ich reihte mich auch in die Schlange derer ein, die auf Aragons Widmung warteten, und hörte, wenn es eine kleine Pause gab, seinen vorwurfsvollen Seufzer "Je chôme" ("Ich bin arbeitslos"). Ich hatte drei Bücher Aragons gekauft: Anicet ou le panorama, roman, Les Beaux Quartiers und den Sammelband L'homme communiste II, der gerade erschienen war. Im Gegensatz zu anderen Schriftstellern, die sich immer den Namen des Gegenübers geben ließen und eine verbindliche Formel für ihre Widmung fanden ("À M. Wolfgang Babilas hommage de J.P. Sartre"), begnügte sich Aragon mit einem lakonischen "Aragon".
Einige Zeit danach entdeckte ich den Lyriker Aragon: Im Zusammenhang mit Arbeiten, die schließlich zu meiner Dissertation über Paul Claudels Frankreichbild in dem Gedicht "Personnalité de la France" führten, war ich auf Aragons Strophen aus Le Musée Grévin: "Je vous salue ma France aux yeux de tourterelle" gestoßen und fortan vom Schmelz, von der Musik, vom Belcanto der Verse und dann auch der Prosa Aragons gefangen und bezaubert. Die damals ausgelöste Begeisterung für diese poetische Sprache ist über nunmehr vierzig Jahre lebendig geblieben.
Im Sommer 1965 schlug ich der Philosophischen Fakultät der Universität Münster als eines von drei Themen für mein Habilitationskolloquium vor: "Louis Aragon: Le Fou d'Elsa - eine Reflexion über Zukunft und Liebe", und dieses Thema wurde zu meiner Genugtuung auch von der Fakultät gewählt. Als ich 29 Jahre später im Sommersemester 1994 meine Abschiedsvorlesung zu halten hatte, wählte ich wieder ein Thema aus Le Fou d'Elsa: "Gott in Louis Aragons lyrischem Epos Le Fou d'Elsa".
Ich hatte Aragon seit dem Oktober 1953 manches Mal aus der Ferne gesehen: bei Empfängen des C.N.É. in der Maison de la Pensée française, bei der "Lecture-Spectacle" im Oktober 1966 im Odéon. Mit Elsa Triolet wechselte ich im Frühjahr 1965 einige Worte bei einem Empfang des C.N.É. im Hôtel Lutétia für Pablo Neruda und Miguel Angel Asturias, dem Aragon krankheitshalber nicht beiwohnen konnte.
Mein 1965 verfaßter Artikel über Le Fou d'Elsa - es war meine erste Publikation über Aragon - erschien 1966; ich sandte ihn Aragon zu. Er dankte mir mit folgendem Brief:

2 octobre [1966]
Cher Monsieur,
merci de votre envoi. Je suis émerveillé du soin que vous prenez de ce que j'écris, et de ce qu'écrit Elsa. Veuillez, je vous prie, saluer respectueusement de ma part Mme le Dr. Lydia Babilas. Et croire à ma reconnaissance.
Aragon

Im August 1967 schickte er mir Blanche ou l'oubli mit der auf den Titel des Romans anspielenden Widmung:

Au Dr. Wolfgang Babilas pour lui montrer que je ne l'oublie pas, ce livre qui ne paraîtra qu'en septembre. Aragon

Zahlreiche weitere Bücher mit Widmungen für meine Frau Lydia und mich sollten folgen. Einige dieser Widmungen kann man hier lesen.
Das Werk Aragons wurde nun zu einem Schwerpunkt meines Universitätsunterrichts und meiner Forschung. Ich veröffentlichte eine größere Anzahl von Aufsätzen über den Schriftsteller, von denen ein Teil in Frankreich erschien. Auf Einladung dortiger Kollegen hielt ich Vorträge über Aragon in Lille, Boulogne-sur-Mer, Grenoble, Cerisy-la-Salle, Aix-en-Provence, Paris, Granada.
Meine Frau Lydia hatte seit Ende der sechziger Jahren begonnen, Werke Aragons ins Deutsche zu übersetzen. Nach mancherlei Peripetien erschien 1972 als erstes Anicet ou le panorama, roman im Verlag Werner Gebühr in Stuttgart. Der Roman wird auf der Frankfurter Buchmesse 1972 ausgestellt, und Aragon äußert in seiner für die letzte Nummer der Lettres françaises bestimmten Erzählung "La valse des adieux" seine Freude über die deutsche Rezeption des Buches.
Unsere erste große persönliche Begegnung mit Aragon fand im April 1971 statt. Ich hatte mich immer gescheut, ihn um ein Treffen zu bitten; ich wollte ihm nicht lästig fallen. Nun aber war es Aragon, der die Initiative ergriff: Durch Jean Ristat ließ er uns fragen, warum wir eigentlich gar nicht bei ihm auftauchten. Nun, das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Jean gab uns Aragons Telefonnummer, und ein, zwei Tage später konnten wir den Meister zum ersten Male in der rue de Varenne besuchen. Es entwickelte sich zwischen dem großen Franzosen und uns beiden Deutschen eine recht enge Beziehung. Bis zu Aragons Tod gab es keinen Paris-Besuch, ohne daß wir viele, viele Stunden mit ihm verbrachten, sei es in seiner Wohnung 56, rue de Varenne, in einem Restaurant, in das er uns zum Essen einlud, auf einer Vernissage. Er sprach von seiner Vergangenheit, erzählte uns Anekdoten aus seinem Leben, las uns Texte vor, zeigte uns die Veränderungen, die er an der Ausschmückung seiner Wohnungswände vorgenommen hatte usw. Niemals redete er mit uns über Politik, außer daß er sich für die deutsche Wiedervereinigung aussprach. Er betrachtete sein in beiden deutschen Staaten verbreitetes und gelesenes Werk als eine Art Klammer zwischen den beiden Teilen Deutschlands. Oftmals rief er bei uns in Münster an, vor allem als er den ersten Band des OEuvre poétique zusammenstellte, zu dem ich ihm einen Großteil des Materials liefern konnte. Mehrere Briefe aus jener Zeit sind ein von mir wohlgehüteter Schatz.
Er, der der deutschen Sprache mächtig war, war von Lydias Übersetzung des Libertinage so angetan, daß er ihr die Exklusivrechte für die deutsche Übersetzung aller noch zu übersetzenden Werke übertrug. Immer wieder brachte er uns seine Wertschätzung für die deutsche Kultur zum Ausdruck und bat uns eindringlich - ich werde diese Szene im April 1978 vor der großen Eingangstür in die 56, rue de Varenne niemals vergessen -, öffentlich Zeugnis von seiner Zuneigung zu Deutschland abzulegen, und dies auch jenen gegenüber, die diese Einstellung eventuell in Zweifel zögen. Er legte allen Wert darauf, als Freund Deutschlands in die Geschichte einzugehen.
Ein letztes Mal besuchten wir Aragon 14 Tage vor seinem Tod. Stumm und mit geschlossenen Augen auf seinem Bett liegend, schien er bereits einer anderen Welt anzugehören. Am 28. Dezember 1982 waren wir auf der Place du Colonel Fabien unter der Menschenmenge, die dem Dichter Adieu sagte.



C'est à la vente annuelle du Comité National des Écrivains au Vél' d'Hiv' que je vis Aragon pour la première fois. C'était en octobre 1953. Boursier du Gouvernement français fraîchement débarqué à Paris, je participai d'abord à un Stage d'initiation à la vie culturelle française pour les boursiers étrangers que dirigeaient, à l' Abbaye de Royaumont, Gilbert Gadoffre, professeur de littérature française, et René de Obaldia, qui devait devenir l'auteur dramatique célèbre que l'on sait. Encore en Allemagne, j'avais déjà pris connaissance, grâce à la lecture des Lettres françaises, de la manifestation qui se tiendrait au Vél' d'Hiv' . Maintenant je voulus absolument aborder les grandeurs de la vie culturelle française. Je me rendis donc, venant de Royaumont, à Paris et ne fus aucunement déçu. Je pouvais voir de près, entre autres, Pablo Picasso, Fernand Léger, Jean-Paul Sartre, Elsa Triolet, Dominique Éluard (Paul Éluard était mort il y avait 11 mois), Claude Roy, Robert Merle, Roger Vailland, Yves Montand, Simone Signoret et beaucoup d'autres, j'obtenais de nombreuses dédicaces. Je me rangeai aussi dans la queue de ceux qui attendaient la signature d'Aragon, et j'entendis l'écrivain, au moment d'une petite pause, pousser le soupir d'impatience: "Je chôme". J'avais acheté trois de ses livres: Anicet ou le panorama, roman, Les Beaux Quartiers et le recueil L'homme communiste II qui venait de paraître. Contrairement à d'autres écrivains qui se faisaient donner le nom du dédicataire pour l'associer à leur dédicace et donner à celle-ci un tour personnel ("À M. Wolfgang Babilas hommage de J.P. Sartre"), Aragon se limitait à un "Aragon" laconique.
Quelque temps plus tard, je découvris Aragon poète: Dans le contexte de recherches qui aboutirent finalement à ma thèse de doctorat sur l'image de la France dans le poème "Personnalité de la France" de Paul Claudel, je rencontrai les strophes "Je vous salue ma France aux yeux de tourterelle" du Musée Grévin. Dorénavant, j'étais pris et enchanté par le charme mélodieux, par la musique, par le belcanto des vers d'Aragon et puis aussi de sa prose. L'enthousiasme déclenché alors pour ce langage poétique n'a cessé de rester vivant depuis maintenant plus de quarante ans.
Parmi les trois sujets qu'en été 1965, je proposai à la Faculté des Lettres de l'Université de Münster pour mon colloque d'"Habilitation" figura aussi "Louis Aragon: Le Fou d'Elsa - une réflexion sur l'avenir et l'amour". À ma grande satisfaction, ce fut ce sujet que voulut entendre la Faculté. Lorsque, 29 ans plus tard, j'avais à faire ma leçon d'adieu, je choisis de nouveau un sujet pris dans Le Fou d'Elsa: "Dieu dans Le Fou d'Elsa, épopée lyrique de Louis Aragon".
Depuis octobre 1953, j'avais vu Aragon plusieurs fois de loin: à des réceptions du C.N.É. à la Maison de la Pensée française, à la "Lecture-Spectacle" qui se tenait à l'Odéon en octobre 1966. Au printemps 1965, j'échangeai quelques mots avec Elsa Triolet à l'Hôtel Lutétia où le C.N.É. donnait une réception pour Pablo Neruda et Miguel Angel Asturias à laquelle Aragon ne pouvait assister pour cause de maladie.
Ma leçon d'"Habilitation", écrite en 1965, parut sous forme d'article en 1966 - ce fut ma première publication sur l'écrivain - et je l'envoyai à Aragon. Il me remercia avec la lettre suivante :

2 octobre [1966]
Cher Monsieur,
merci de votre envoi. Je suis émerveillé du soin que vous prenez de ce que j'écris, et de ce qu'écrit Elsa. Veuillez, je vous prie, saluer respectueusement de ma part Mme le Dr. Lydia Babilas. Et croire à ma reconnaissance.
Aragon

Au mois d'août 1967 il me fit parvenir Blanche ou l'oubli avec un envoi faisant allusion au titre du roman:

Au Dr. Wolfgang Babilas pour lui montrer que je ne l'oublie pas, ce livre qui ne paraîtra qu'en septembre. Aragon

Devaient suivre beaucoup d'autres livres et dédicaces pour ma femme Lydia et pour moi dont on peut regarder quelques-unes ailleurs sur ce site.
L'oeuvre d'Aragon était devenue l'un des centres de ma recherche et de mon enseignement. J'ai publié un certain nombre d'articles sur l'écrivain dont une partie a paru en France. Sur invitation de collègues français, je faisais des conférences sur Aragon à Lille, Boulogne-sur-Mer, Grenoble, Cerisy-la-Salle, Aix-en-Provence, Paris, Grenade.
À la fin des années soixante, ma femme Lydia avait commencé à traduire des oeuvres d'Aragon en allemand. La première à paraître, après maintes péripéties, fut, en 1972, Anicet ou le panorama, roman sorti par l'éditeur Werner Gebühr, à Stuttgart. Le roman est présenté à la Foire du Livre de Francfort. Le plaisir que lui donne la réception allemande du livre Aragon l'exprime dans la nouvelle "La valse des adieux" qu'il écrit pour le dernier numéro des Lettres françaises.
Notre première grande rencontre personnelle avec Aragon eut lieu en avril 1971. J'avais toujours hésité à lui demander un rendez-vous, ne voulant pas l'importuner. Or le moment était venu où ce fut lui-même qui prit l'initiative. Par l'intermédiaire de Jean Ristat, il nous fit demander pourquoi au fait nous ne nous amenions pas chez lui. Voilà ce que nous ne nous faisions pas répéter. Jean nous donna son numéro de téléphone, et un ou deux jours plus tard le maître nous reçut pour la première fois rue de Varenne. Une relation assez étroite allait se développer entre le grand Français et nous deux Allemands. Jusqu'à la mort d'Aragon, nous ne faisions pas de voyage de Paris sans que nous passions un nombre considérable d'heures avec lui, que ce soit dans son appartement, 56, rue de Varenne, dans un restaurant où il nous menait ou bien à un vernissage. Il nous parlait de son passé, nous racontait des anecdotes de sa vie, nous lisait des textes, nous montrait les changements apportés à la décoration des murs de son appartement etc. Jamais il ne nous parlait de politique, sauf qu'il se déclarait partisan de l'unité de l'Allemagne. Il considérait son oeuvre, répandue et lue dans les deux Allemagnes, comme une sorte de lien unificateur des deux pays. À maintes reprises il nous téléphona à Münster, surtout à l'époque où il préparait le premier volume de L'OEuvre poétique pour lequel je pouvais lui fournir ou lui indiquer une grande partie des textes. Plusieurs lettres datant de cette période constituent pour moi un trésor précieusement conservé.
Sachant l'allemand, il a été tellement conquis par les traductions de Lydia qu'après la publication du Libertinage allemand il lui conféra les droits exclusifs sur les traductions allemandes à venir. Il aimait nous exprimer la haute considération qu'il portait à la culture allemande. Un jour surtout - je n'oublierai jamais cette scène qui se déroulait, en avril 1978, devant la porte cochère du 56, rue de Varenne - , il nous assura de nouveau de sa profonde inclination pour l'Allemagne et nous demanda instamment de témoigner publiquement de cette attitude, aussi face à ceux qui pourraient la mettre en doute. Il lui tenait à coeur d'entrer dans l'histoire comme ami de l'Allemagne.
Nous lui rendîmes une dernière visite 15 jours avant sa mort. Couché sur son lit, muet, les yeux fermés, il semblait déjà appartenir à un autre monde. Le 28 décembre 1982 nous nous trouvâmes parmi la foule, place du Colonel Fabien, qui disait adieu au poète.



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21.07.2000