In den Jahrzehnten vor und nach 1800, der von R. Koselleck so betitelten „Sattelzeit“, kommt es in den deutschsprachigen Ländern zur Formierung der Religionsphilosophie als eigener Disziplin. Kant und Hegel leisten dabei die offensichtlichsten Beiträge, die Diskussionen reichen aber viel weiter und beschäftigen viele Interessierte in der sich aufklärenden Gesellschaft. Kristallisationspunkte sind z.B. die publizistisch ausgetragenen Streitsachen, die F. H. Jacobi anstrengt, oder die Fragen einer explizit religiös-theologischen Rezeption des Kantianismus.

Der systematische Ertrag der Untersuchung dieser historischen Entwicklungen besteht in der Profilierung der Einsicht, dass ein entscheidendes Element bei der Frage nach Gott darin besteht, das glaubende (und auch zweifelnde) menschliche Subjekt des Gottesglaubens in die Reflexion einzubeziehen. Die Frage nach Gott ist keine abstrakt-theoretische, sondern eine existentielle – die es dann freilich philosophisch-theologisch zu durchdenken gilt. Dabei können sowohl theistische als auch nicht-theistische Optionen ausgelotet werden. Entsprechend erfährt die Religionsphilosophie der Sattelzeit eine starke Rezeption in gegenwärtigen Entwürfen, beispielsweise bei D. Henrich, K. Müller und S. Wendel.

Dieser dreistündige Modulkurs verbindet Vorlesungs- und Seminarelemente miteinander. Die gemeinsame und individuelle Arbeit an Texten und Positionen aus der Philosophiegeschichte sowie das Formulieren eigener systematischer Überzeugungen sind die Bausteine dieser Lehrveranstaltung.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2022