Zu den wichtigsten in Umfragen genannten Problemen gehört seit einigen Jahren der Klimawandel. Mit der „Fridays for Future“ oder „Extinction Rebellion“ sind soziale Bewegungen entstanden, die sich für eine konsequentere und schnellere Nachhaltigkeitspolitik einsetzen. Trockenheit, Hitzerekorde und Unwetter verweisen auf die Dringlichkeit, die Politik zu ändern, doch politische Entscheidungsprozesse werden häufig als zu langsam wahrgenommen. Damit stellt sich die Frage, wie sich Demokratie und Nachhaltigkeit zueinander verhalten. Dazu bestehen in der Politikwissenschaft ganz unterschiedliche Auffassungen, mit denen wir uns in dieser Ringvorlesung auseinandersetzen werden. Die Kernfrage lautet, ob es mehr Demokratie und anderer Demokratieformen bedarf, um der Klimakrise zu begegnen, oder ob angesichts des Zeitdrucks andere, zum Beispiel expertokratische Entscheidungen mit weniger Partizipationsmöglichkeiten notwendig sind. Selbst innerhalb des Lagers, das mehr Demokratie fordert, besteht häufig Uneinigkeit darüber, wie sich partizipative und deliberative Entscheidungsmodi am besten institutionalisieren lassen. Wie lassen sich beispielsweise in Kleingruppen erzielte Diskussionsergebnisse so legitimieren, dass sie für die Gesellschaft insgesamt annehmbar sind? Und wenn, im Gegensatz dazu, Expert:innen mehr Einfluss erhalten, wie wirkt sich dies auf demokratische Prozesse und die Mitwirkungs- und Kontrollmöglichkeiten der Bürger:innen aus? Demokratie und Nachhaltigkeit, so sollen diese Beispiele zeigen, können auf sehr unterschiedliche Arten aufeinander bezogen sein, und es lohnt sich, dieses komplizierte Zusammenspiel zu diskutieren.
In der Ringvorlesung werden fünf bis sechs Vorlesungen zum Verhältnis von Demokratie und Nachhaltigkeit gehalten, die sich mit verschiedenen Facetten davon auseinandersetzen. Um die Vorlesungen vorzubereiten, werden wir Text der Autor:innen sowie ergänzende Texte lesen. Studienleistungen bestehen aus Textannotationen in Perusall, Textzusammenfassungen oder Fragen an die Vortragenden. Für eine Prüfungsleistung muss eine Hausarbeit nach Maßgabe der Studienordnung verfasst werden.
- Lehrende/r: Armin Schäfer